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„Eine Einladung zum Wachstum“

Qualitätsoffensive für katholische Kindertageseinrichtungen im Bistum gestartet – Bischof Jung: Caritas und Pastoral noch besser verzahnen

Würzburg (POW) Mit einem festlichen Morgenlob in der Würzburger Pfarrkirche Stift Haug und einer Auftaktveranstaltung im Matthias-Ehrenfried-Haus hat am Dienstag, 18. Oktober, die Pilotphase der Qualitätsoffensive in den katholischen Kindertageseinrichtungen in der Diözese Würzburg begonnen. Aus jedem der neun Dekanate beteiligt sich jeweils eine Einrichtung an dem auf zwei Jahre konzipierten Projekt, um mit Entwicklungs- und Evaluationsinstrumenten die Verzahnung von Caritas und Pastoral exemplarisch umzusetzen und Qualitätsstandards zu implementieren. „Ich wünsche mir eine pastorale Caritas und eine caritative Pastoral“, sagte Bischof Dr. Franz Jung. Er sehe in den Tandems aus den Bereichen Pastoral und Caritas eine große Chance und verbinde mit dem Projekt die Hoffnung, dass es auf andere Bereiche der Kirche ausstrahlen möge. „Wir brauchen Qualitätsstandards in den Kitas, aber auch in der Pastoral und in anderen Bereichen.“

Koordiniert und begleitet wird die zweijährige Pilotphase von Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, Christiane Holtmann (Caritas) und Pastoralreferentin Christine Steger vom Referat Gemeindeentwicklung und Pastorale Konzeption. Die Projektleitung hat Michael Deckert, im Caritasverband zuständig für den Bereich Kindertageseinrichtungen.

„Es ist eine Einladung zum Wachstum“, sagte Bischof Jung in seiner Predigt beim Morgenlob. Ihm sei es wichtig, dass Caritas und Pastoral als Tandem unterwegs seien. Die Fachberatung der Caritas und die Seelsorge müssten sich wechselseitig ergänzen, einander helfen und gegebenenfalls korrigieren. Er wisse um die wenigen Arbeiter im Weinberg, aber auch um die große Ernte. „Was wir in den Kitas einüben wollen, wird Früchte tragen für die ganze Kirche. Qualität lässt sich messen.“ Die eigene Arbeitsweise müsse immer wieder bedacht und überdacht werden, fuhr der Bischof fort. „Es braucht die Bereitschaft, an sich zu arbeiten.“ Auch der Hinweis Jesu, die Ausgesandten mögen nichts mitnehmen, passe zur Qualitätsoffensive. „Vertrauen Sie darauf, dass vieles längst da ist; hören Sie auf die Menschen und denken Sie darüber nach, welche Botschaft wir für die Menschen haben und zugleich sind.“ Ebenso brauche es die "stabilitas loci", die Bereitschaft, am Ort zu bleiben. Es gehe nicht darum, das Beste zu finden, sondern aus dem, was schon da ist, das Beste zu machen.

Domkapitular Bieber begrüßte im Matthias-Ehrenfried-Haus die Teams, die sich aus Fachberaterinnen der Caritas, pastoralem Personal (Pfarrer, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent*innen) sowie Verantwortlichen der Kindertageseinrichtungen (Trägervorstände, Leitungen und Erzieher*innen) vor Ort zusammensetzen. Die Bedeutung einer Kita könne gar nicht hoch genug veranschlagt werden, sagte Bieber. „Wir wollen den Himmel für die Kinder und ihre Familien offenhalten und ihn zugleich in unsere Einrichtungen hineinholen. Das gelingt, wenn wir den Menschen von Anfang an ganzheitlich sehen. Die Kita gehört zum Leben einer Pfarrei.“

Die Arbeit in der Kita stehe vor gewaltigen Herausforderungen, sagte Professor Dr. Ralf Haderlein, Theologe und Pädagoge an der Hochschule Koblenz, in seinem Vortrag. Er verwies auf den zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangel und die hohen Anforderungen, die etwa Kinder mit Migrationshintergrund und Kriegserfahrung mitbrächten. Qualität zeichne sich dadurch aus, sich die Zeit zu nehmen, Werte und Sinnzusammenhänge mit den Kindern zu erschließen. „Entscheidend ist die Qualität der Beziehung, wenn wir wollen, dass Kinder etwas lernen und fürs Leben mitnehmen.“ Ob die Kita elternergänzend oder bisweilen elternersetzend arbeite, sei nicht entscheidend. „Die Kita ist Lebensort für die Kinder. Hier werden Sinn und Werte vermittelt, und das erfordert eine gemeinsame und reflektierte Haltung der Akteure.“ Der Text „Welt entdecken, Glauben leben“ der deutschen Bischöfe betone, dass die Kita Teil der Gemeinde und nicht beliebiges Anhängsel sei, auf das sich auch verzichten ließe. Der Referent machte deutlich, dass es darum gehe, mit liebevollem Blick in den Kindern Gott zu entdecken. „Wer so zu arbeiten versucht, verändert seine Haltung. Es braucht dafür die pädagogische und die pastorale Qualität.“ Das sei im Alltag einer Einrichtung nicht einfach, aber: „Machen Sie etwas aus den Herausforderungen! Ermöglichen Sie sich und den Kindern spirituelle Erfahrungen.“ Abschließend verwies Haderlein auf die Worte des ehemaligen Bischofs von Erfurt, Dr. Joachim Wanke: „Die Kita ist die letzte pastorale Chance, die wir als Kirche haben.“

Deckert erinnerte in seinem Impuls an den gesellschaftlichen und kirchlichen Auftrag „Bildung – Erziehung – Betreuung“, der oftmals zu einseitig definiert werde. „Bildung meint mehr als die Anhäufung von Wissen.“ Kitas seien Bildungseinrichtungen, aber keine vorgelagerten Grundschulen. Vielmehr gehe es um soziale Interaktion, verlässliche Beziehungen und damit um die Eröffnung von Erfahrungsräumen, in denen die Kinder sich das Wissen über die Welt selbst aneigneten. „Wir sehen viel zu viele Reduktionen, aber es geht immer um die Ganzheitlichkeit des Menschen.“ Mit Blick auf die Qualitätsoffensive erklärte er, dass vieles vor Ort längst da sei, aber nicht wahrgenommen werde. „Schaffen Sie sich die notwendigen Freiräume, um als Tandem, als Team zu reflektieren.“ Die Selbst- und Fremdevaluation sei eines der entscheidenden Instrumente in der Qualitätsoffensive. „Kindertageseinrichtungen in der Diözese Würzburg sind zentrale und wichtige Orte. Sie sind verlässlich, demokratisch, interkulturell und interreligiös. Sie stehen wohltuend gegen die strukturelle Rücksichtslosigkeit, die wir in Politik, Medien und Gesellschaft erleben.“ So gilt nach Deckerts Worten weiterhin: „Die Zukunft lernt im Kindergarten.“

„Für mich war es ein starkes Zeichen, dass sich die Bistumsleitung so viel Zeit für diesen Auftakt genommen hat“, sagte eine Kita-Leiterin. Die Vorträge von Professor Haderlein und Referent Deckert wurden als anregend und weiterführend gelobt. Nun gehe es darum, den Rückenwind zu nutzen, um die Verzahnung von Caritas und Pastoral vor Ort konkret werden zu lassen.

Sebastian Schoknecht (Caritas)

(4322/1171; E-Mail voraus)

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