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Dokumentation

„Eine Person mit demütigem Selbstbewusstsein“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom am Gedenktag des heiligen Aquilin, 29. Januar 2019, in der Würzburger Pfarrkirche Sank Peter und Paul

Bisweilen muss man einen oft gehörten Text in einer anderen Sprache und ungewohnten Redeweise hören, um ihn neu zu verstehen, ja um ihn überhaupt zu verstehen. Mir ging es so bei dem Abschnitt vom Evangelium des heutigen Tages. Hören wir es einmal: „Ihr braucht echt keine Angst vor denen zu haben, die ja sowieso nur euren Körper töten können. Eure Ideen, eure Gedanken, das, was ihr in euch habt, also eure Seele, all das können sie nicht töten. Nur vor Gott muss man Respekt haben, denn er kann sowohl euren Körper als auch eure Seele kaputt machen, indem er euch in die Hölle schickt. Was müsste man heute für einen Kanarienvogel bezahlen? Fünf Euro? Zehn? Und trotzdem fällt keiner so mal eben tot von der der Stange, es sei denn, Gott will das so. Glaubt mir, selbst jedes einzelne Haar auf eurem Kopf kennt Gott in- und auswendig. Er hat sie sogar gezählt! Ich sag es noch mal: keine Panik! Ihr seid Gott weitaus mehr wert als eine ganz Halle voller Kanarienvögel. Darum gilt: Wer sich für mich vor anderen gerade macht, für den werde ich mich auch vor Gott gerade machen! Wenn sich aber jemand dafür schämt, zu mir zu gehören, für den werde ich mich auch schämen, wenn ich vor meinem Vater im Himmel stehe und mit ihm rede.“ (Mt 10,28-33, Übersetzung: Volxbibel 2012)

Wir finden diese Übersetzung in einer Volxbibel von einer christlichen Jugendbewegung. Es ist keine ausgewogene Sprache, auch wohl nicht die Sprache in der Liturgie. Aber dieser Text atmet Weite und Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung. Was kann mir passieren, wenn ich Gott auf meiner Seite habe und ich auf Gottes Seite bin? „Ich sage es noch mal: keine Panik!“. Es ist auch kein pausbackiger Optimismus, der da zur Sprache kommt. Der Übersetzer traut Gott den Himmel zu, weiß aber auch das Wort Hölle in den Mund zu nehmen, wo der Mensch sich ganz von Gott abwendet.

Für mich muss der heilige Aquilin eine solche Gestalt gewesen sein, die ein großes Vertrauen in Gott hatte und sich von ihm geliebt und angenommen wusste. Er wusste wohl zu unterscheiden zwischen beliebt und geliebt sein, wenn er die Wahl zum Bischof ausschlägt. Er wusste Position zu beziehen in den politischen und religiösen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Er wusste, dass es wohl nur zweimal eine Heimat gibt, die, wo der Mensch geboren wird, und die, in der er ewig lebt nach dem irdischen Leben. Ich würde den heiligen Aquilin als eine Person mit einem demütigen Selbstbewusstsein beschreiben.

Da ist er vorbildlich, auch für uns heute. Nicht mit den großen Auftritten überzeugen wir in unseren Tagen, wenn wir meinen, zeigen zu können, wie das Leben geht und läuft. Nein. Wir wissen es auch nicht. Wir sind alle Kinder dieser Welt und Zeit, anfällig für das Böse und voll Sehnsucht nach einem Leben, das gelingt. Aber wir dürfen uns bei dem gehalten und getragen wissen, der uns in allen Hinfälligkeiten des Lebens trägt, der uns hält, wenn das Leben haltlos ist und wird. Das hat Gott uns gezeigt in Jesus, dem Christus. Dieses Selbstbewusstsein macht nicht übermütig. Wer es wird, hat Gott mit seiner Liebe zu uns nicht verstanden und schätzt sich selbst falsch ein. Ein Selbstbewusstsein, das in Gottes Liebe zu uns Menschen gegründet ist, macht demütig. Demut ist nicht vor Gott und den Menschen kriechen, Bücklinge machen. Es ist das Wissen um die eigenen Grenzen, um eigene Schuld und eigenes Versagen. Wo wir nicht demütig auftreten, werden wir vorgeführt, dass auch wir Menschen mit Versagen, Schuld und Grenzen sind.

Wir verehren hier in Sankt Peter und Paul eine Reliquie des heiligen Aquilin, die darauf verweist, dass sie das Herz schützt. Aquilin hatte ein demütiges Herz. Dieses Herz ließ den heiligen Aquilin in den Wirren seiner Zeit Christus vor dem Menschen bezeugen. Er hatte keine Angst und wusste, dass er von Gott mehr geliebt wird als ein Spatz, der auch ein Geschöpf Gottes ist. Was Aquilin im Herzen trug, bezeugte er im Glauben. Er war bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die ihn erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).

Bitten wir Gott auf die Fürsprache des heiligen Aquilin in dieser heiligen Feier um ein demütiges Selbstbewusstsein in der Welt und ein furchtloses Zeugnis für Christus. Amen.