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Einmal wie Franziskus sein

Kinder setzen sich bei Assisi-Familienwallfahrt der Diözese Würzburg spielerisch mit dem Leben des heiligen Franziskus auseinander

Assisi/Würzburg (POW) Stolz und mit erhobenem Kopf marschiert Noah im Kreis herum, den die anderen Kinder um ihn gebildet haben. Der Neunjährige schaut in ihre Gesichter, von oben herab. Mit seinem roten Samtgewand und dem goldenen Gürtel mit einem Säckchen mit Goldtalern hebt er sich optisch von den anderen Mädchen und Jungen ab. Das hat seinen Grund. Er ist in die Franziskus-Rolle geschlüpft – so, wie der Heilige früher als junger Mann war. Reich, übermütig und etwas arrogant. Die 15 Kinder der Familienwallfahrt, die an diesem Nachmittag auf dem Platz vor der Basilika San Francesco in das Leben des heiligen Franziskus eingeführt werden, können jetzt genau nachempfinden, wie der Heilige früher gewesen sein muss.

Dann fordern die Betreuerinnen Birgit Kestler und Andrea Buhler-Schmidt die Kinder auf, die Gold- und Silbertaler zu beschriften: „Was ist für euch ganz besonders wichtig? Was wollt ihr auf keinen Fall hergeben?“ Den Jungen und Mädchen zwischen drei und neun Jahren fällt sofort etwas ein. Fleißig beschriften sie die Taler mit „Kuscheltier“, „Nintendo“ oder anderem Spielzeug. Und dann erfahren sie, dass Franziskus an einem Punkt im Leben alles hergeben musste: „Ein Jahr lang musste Franziskus im Gefängnis bleiben, weil er mit Assisi in der Schlacht gegen Perugia verloren hatte“, sagt Birgit Kestler und hält ein Bild hoch. Darauf ist Franziskus im Gefängnis zu sehen, zusammengekauert sitzt er in alten Kleidern auf dem kalten Boden. Die Kinder nehmen die gleiche Pose ein und singen gemeinsam: „Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.“ „Da ging es Franziskus bestimmt ganz schlecht“, sagt Sophie und schaut selbst etwas traurig aus. Doch der Vater kauft seinen Sohn Franziskus frei.

Aber etwas in ihm hat sich verändert. Die Kinder merken es, als die neunjährige Lucia in ein sackähnliches Gewand schlüpfen darf. „Das sieht ja aus wie ein Kartoffelsack“, sagt ein Kind. „Und das hat Franziskus freiwillig getragen?“ Andrea Buhler-Schmidt nickt. „Deswegen wundert es nicht, dass alle Menschen in Assisi das etwas merkwürdig fanden, dass der Junge, der früher so gut gekleidet war, plötzlich in so etwas herumlief.“ Und Franziskus hat noch etwas ganz anderes gemacht. Dazu schauen sich die Kinder in der Basilika ein bestimmtes Bild genauer an. Durch ihren imaginären Fotoapparat – dazu formen sie mit vier Fingern ein Rechteck vor den Augen – merken sie sich einzelne Bildabschnitte und tragen zusammen, was sie sehen: „22 Vögel sitzen dort und hören Franziskus zu“, sagt Joachim. „Er hat mit den Vögeln gesprochen“, fügt seine Nachbarin hinzu. Birgit Kestler nickt. „Er hat seine Schätze plötzlich in der Natur entdeckt, Geld war nicht mehr wichtig für ihn.“

Was Franziskus den Vögeln wohl erzählt hat? Die Kinder lassen ihre Vorstellungen konkret werden und erstellen ihre eigene Vogelpredigt. Der Reihe nach überlegt sich jeder einen Satz, den er in ein Aufnahmegerät hineinspricht. „Gott liebt euch“, „Ihr seid meine Schwestern und Brüder“, „Gott hat alles auf der Welt erschaffen“, „Gott sorgt für euch“. Gebannt lauschen sie danach ihrer Vogelpredigt, die Birgit Kestler von dem Gerät abspielen lässt. „Klingt schön“, sagt Isabella lächelnd. Und das Strahlen wird größer, als die Betreuerinnen zum Schluss Klebe-Tattoos auspacken, auf denen Franziskus zu sehen ist, der zwischen den Bäumen zu den Vögeln spricht. „Richtige Tattoos bleiben ja für immer und ewig auf der Haut“, erklärt Andrea Buhler-Schmidt. „Auch wenn das hier kein echtes ist, so soll es euch aber daran erinnern, dass Franziskus sich auch für etwas ,immer und ewiges‘ entschieden hat – nämlich, dass Gott sein Vater ist.“

Aus Rom: Ann-Christin Ladermann (POW)

(2315/0542; E-Mail voraus)

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