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Dokumentation

Einschätzung von Bischof Dr. Franz Jung zum Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Querida Amazonia“

​​​​​​​„In seinem Nachsynodalen Schreiben zur Amazonas Synode entfaltet der Papst eine umfassende Vision für Amazonien. Sie beleuchtet die soziale, kulturelle, ökologische und kirchliche Dimension des Lebens der Menschen im Amazonasgebiet. Mit diesem umfassenden Blick verdeutlicht der Papst eindrücklich, dass eine Entwicklung der Kirche nie losgelöst von den anderen Aspekten gelingenden Menschseins oder Guten Lebens in einem Land gedacht werden kann.

In unseren Breiten richtet sich der Focus vor allem auf die Ausführungen des Papstes zur kirchlichen Vision, denen mit Spannung entgegen gesehen wurde. Wer erwartet hatte, der Papst würde sich zur Zölibatsfrage, zu Viri probati oder zum Priestertum der Frau äußern, wurde enttäuscht. Allerdings war realistischerweise auch gar nicht zu erwarten gewesen, dass der Papst Regelungen für eine einzelne Ortskirche treffen würde, die Auswirkungen auf die Weltkirche haben. Denn die genannten Fragen bedürfen nun einmal einer weltkirchlichen Beratung und Beantwortung.

Unabhängig davon sind seine Ausführungen auch für andere Ortskirchen in den Umbrüchen unserer Tage höchst bedenkenswert. Denn der Papst misstraut einer reinen Versorgungspastoral durch Amtsträger. Ihm liegt daran, dass das Glaubensleben in den Gemeinden selbst wächst. Dazu sieht er ausdrücklich die Laien in der Verantwortung, deren Engagement er gefördert wissen will, besonders auch das Engagement der Frauen, die bislang schon Trägerinnen des Glaubenslebens vor Ort sind.

Ebenso misstraut der Papst rein pragmatischen Lösungen. Im Gegensatz dazu setzt er auf eine Durchdringung der gesamten Kultur durch das Evangelium. Mission darf nicht aufgesetzt sein. Das wäre seiner Ansicht nach erneut eine Form der Kolonisierung. Mission als Inkulturation hilft dagegen, eine Kirche mit einem amazonischen Gesicht zu entwickeln, die ein ganz eigenes Gepräge hat (in Heiligkeit, Liturgie, Ämtern) und nicht einfach eine Kopie anderer Ortskirchen darstellt. So kann sie als Teil des Polyeders – um ein Bild aus Evangelii Gaudium aufzugreifen – ihren unverwechselbaren Beitrag zur Einheit der Weltkirche leisten.

Zum wiederholten Mal fordert der Papst den Blick der Kontemplation. Denn nur er erlaubt, die Wirklichkeit in ihrer Schönheit wie in ihrer bedrängenden und schmerzlichen Vielfalt wahrzunehmen. Ein solcher Blick wird zur Prophetie, die die Ungerechtigkeit und das Leid gegen alle Abstumpfung benennt und eine entschiedene Umkehr einleitet. Insofern bleibt sich der Papst auch in diesem Schreiben treu und verdeutlicht am Beispiel von Amazonien einmal mehr, wie er sich Kirchenentwicklung vorstellt."

Bischof Dr. Franz Jung, 14. Februar 2020