Würzburg (POW) Der Truck „Menschen auf der Flucht“ des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio hat am Donnerstag, 27. Juli, auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Würzburg Halt gemacht. Vier Klassen mit insgesamt etwa 100 Polizeischülern, die in diesen Tagen ihre Ausbildung abschließen, besuchten im Rahmen eines Interkulturellen Kompetenztags die multimediale Ausstellung, die in einem Lkw-Auflieger untergebracht ist.
„Es ist uns ein Anliegen, die Horizonte der Polizeischüler zu weiten. Im Einsatz kommen sie mit Menschen vieler unterschiedlicher kultureller Hintergründe zusammen“, erläuterte Ausbilderin Polizeihauptmeisterin Lisa Düngsfelder die Idee hinter dem von ihr vorbereiteten Interkulturellen Kompetenztag. Dieser gehöre inzwischen schon länger zum Programm der Polizistenausbildung. Über den Diözesan-Caritasverband sei der Kontakt zu Missio und dem „Fluchttruck“ zustande gekommen.
Nach einem kurzen einführenden Film über die politische und wirtschaftliche Gemengelage in der Demokratischen Republik Kongo durchliefen die Polizeischüler in Vierergruppen jeweils innerhalb von etwa 15 Minuten die interaktive Ausstellung. Aus acht beispielhaften Biografien können die Besucher am Eingang auswählen. Diese stehen für das Schicksal von Flüchtlingen und Vertriebenen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Die Besucher können einen Charakter auswählen und erhalten dann eine Karte mit Informationen zur jeweiligen Person. Ein aufgedruckter QR-Code leitet durch die verschiedenen Stationen der Fluchtwege. Für die Wartenden vor dem Truck gab es zur Einstimmung via Virtual-Reality-Brillen einen Einblick in den Alltag von Flüchtlingen mit dem 360-Grad-Film „Clouds Over Sidka“, der von den Vereinten Nationen gedreht wurde.
„Da steckt merklich viel Aufwand dahinter. Man bekommt einen guten Eindruck in die Schicksale von Flüchtlingen“, sagte Polizeioberwachtmeisterin Vivien Schmelcher. Für ihre Kollegin Polizeioberwachtmeisterin Anne Martin war es unter anderem eine neue Erkenntnis, wie wichtig Ausbildungsnachweise später sein können. „Bei einer eiligen Flucht denkt man ja meist zuerst an ganz andere Dinge.“
„Durch die interaktiven Elemente bekommt man einen nachhaltigen Eindruck in das Geschehen einer Flucht“, zog Polizeioberwachtmeister Niklas Hasieber Resümee. Erschreckend sei zum Beispiel der Augenzeugenbericht eines Flüchtlings gewesen, der auf dem Weg durch die Wüste drei Tage lang mit nur einem Liter Trinkwasser auskommen musste. „Der Truck macht deutlich, wie viele Zwischenstationen oft zwischen dem Aufbruch im jeweiligen Land und den Bildern liegen, die wir aus dem Fernsehen von den Flüchtlingsbooten auf dem Meer kennen“, ergänzte Polizeioberwachtmeister Janis Mansouri.
Rund 13.000 Menschen im Jahr erreicht die mobile Ausstellung bundesweit nach Angaben von Missio. Der Truck, von dem zwei identische Exemplare in Deutschland unterwegs sind, wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Zum weiteren Programm des Interkulturellen Kompetenztags gehörte unter anderem ein Vortrag zum Thema Islam, ein Gespräch mit Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, außerdem Gruppengespräche sowie ein Fußballspiel mit einer Gruppe von Flüchtlingen, die in Würzburg bei Don Bosco untergebracht sind.
mh (POW)
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