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Einzigartige Verbindung nach Amazonien

Bistümer Óbidos und Würzburg feiern fünf Jahre Diözesanpartnerschaft – Weihbischof Ulrich Boom „Die Kirche ist keine Ich-AG“

Würzburg (POW) „Die Kirche ist keine Ich-AG.“ Mit diesen Worten hat Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Samstag, 2. Dezember, fünf Jahre Partnerschaft der Bistümer Óbidos (Brasilien) und Würzburg gewürdigt. Am Akademienachmittag im Würzburger Burkardushaus nahmen rund 80 Personen teil. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „Viva a nossa parceria! (Es lebe unsere Partnerschaft!)“.

In seinem Grußwort erinnerte Weihbischof Boom daran, dass die Partnerschaft zwischen Óbidos und Würzburg auf den Tag genau fünf Jahre zuvor mit einem Gottesdienst besiegelt worden war. Das Ereignis sei verbunden gewesen mit dem Start der Adveniat-Aktion sowie der Wiedereröffnung des Würzburger Kiliansdoms nach der Renovierung. Es habe so über die Ortskirche hinaus auf die Weltkirche verwiesen. „Wir müssen immer die Communio der weiten Welt mit in den Blick nehmen“, unterstrich der Weihbischof. Den Frieden stellte er als Chance einer solchen Partnerschaft heraus. „Wir haben nur Frieden auf Erden, wenn wir untereinander gute Gemeinschaft haben“, sagte er mit Verweis auf die Enzyklika „Pacem in terris“ (1963) von Papst Johannes XXIII. Und: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass das gemeinsame Haus erhalten bleibt“, fasste er die Kernaussage der Enzyklika „Laudato si“ (2015) von Papst Franziskus zusammen.

Domkapitular Christoph Warmuth verglich die Diözesanpartnerschaft mit einem Strang, in den jede Begegnung einen neuen Faden hineinwebe. „Wie die Partnerschaft zwischen zwei Menschen ist eine Diözesanpartnerschaft nie fertig“, sagte der Leiter der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden. Für die Zukunft regte Warmuth neue Pfarrei- und Schulpartnerschaften an. Ziel sei die „Veralltäglichung“ der Partnerschaft zwischen den Bistümern. Auf institutioneller Ebene schlug der Domkapitular beispielhaft eine Kooperation zwischen Krankenhäusern im Bistum Óbidos und dem Missionsärztlichen Institut in Würzburg vor. Auch angesichts der Umweltsorgen am Amazonas sei zu überlegen, welche Schritte der Umweltbeauftragte der Diözese Würzburg oder das Referat Mission-Entwicklung-Frieden mit den Partnern gehen könnten. „Wir wollen in eine gute Normalität, einen breiten Strom des Austausches kommen“, umriss Warmuth seine Zukunftsperspektive.

Der Bischof von Óbidos, Bernardo Johannes Bahlmann, äußerte sich „froh und hoffnungsvoll“ über den zurückgelegten Weg. Es gebe zwischen den Bistümern einen regen Austausch über Pfarreien, Organisationen, Verbände und Privatpersonen. „Das ist etwas Großartiges. Wenn wir auf diesem Weg unserer Freundschaft weitergehen, erreichen wir auch das Ziel, das wir uns gesteckt haben.“ Es gehe darum, sich gegenseitig etwas von sich mitzuteilen, in die Kultur des jeweils anderen einzudringen und sich als Glaubensgemeinschaft zu erfahren. Beispielhaft nannte Bahlmann die Pfarrei Zellingen, die als erste Pfarrei im Bistum Würzburg eine Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in der Stadt Óbidos geschlossen hat. Und er verwies auf den Austausch zwischen dem Bistum Óbidos und der Pfarreiengemeinschaft Hammelburg, der durch gegenseitige Besuche gepflegt werde.

„Meines Wissens ist die Diözese Würzburg die einzige in Deutschland, die ein Partnerbistum in Amazonien hat“, stellte Bahlmann fest. Würzburg könne sich daher auch mit Blick auf die Bischofssynode 2019 im Vatikan einbringen, die sich mit der Amazonas-Region befassen wird. Die Umweltprobleme Amazoniens beträfen alle Menschen auf der Welt. „Amazonien ist die Lunge der Erde", sagte der Bischof.

Bahlmann war mit einer fünfköpfigen Delegation aus Brasilien angereist. Einer seiner Begleiter, Mauraci Guimarães Batista Junior, der 2015/16 als Freiwilliger im Bistum Würzburg gearbeitet hatte, sagte: „Wir sind so weit weg voneinander, wenn wir die Geographie anschauen. Aber ich hoffe, dass die Geographie kein Problem für uns ist, dass wir uns trotzdem nahe sein können.“ Hannah Nagl, die 2012/2013 als „weltwärts“-Freiwillige in Juruti Velho gearbeitet hatte, rief dazu auf, „das Feuer für Brasilien zu entfachen, dass die Partnerschaft nicht nur rational gepflegt wird, sondern auch emotional“. „Ich hoffe, dass viele, die in der Partnerschaft aktiv sind, sich dafür einsetzen, dass bei uns auch vieles möglich wird“, betonte Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner mit Blick auf das in Brasilien weitreichende und von kirchlichen Amtsträgern unterstützte Engagement der Laien. In Deutschland seien manche in ihrem Denken noch nicht so weit, erklärte Büttner.

Zu Beginn der Veranstaltung hatten sich die Teilnehmer gegenseitig dünne Stoffbänder ans Handgelenk geknotet. Sie folgten damit einer brasilianischen Tradition. Nach dortigem Brauch kann eine Person, die ein solches Band geschenkt bekommt, drei Bitten äußern, die im Bistum Óbidos zum Beispiel an die Diözesanpatronin Sankt Anna gerichtet werden. Laut Volksglaube werden die Bitten erfüllt, wenn das dreimal verknotete Band so lange getragen wird, bis es von selbst abfällt. Weihbischof Boom und Bischof Bahlmann befestigten ihre Bänder gegenseitig am Handgelenk.

In einem Impulsreferat umriss Pastoralreferent Dr. Stefan Silber den bisherigen Ertrag und die Zukunftsperspektiven der Diözesanpartnerschaft. Diese definierte er als „wechselseitige Gebets-, Lern- und Solidargemeinschaft“. „Es sind Beziehungen entstanden, Freundschaften, gelebte Partnerschaften. Aus solchen persönlichen Begegnungen wächst eine Partnerschaft“, erläuterte Silber. Als konkrete Zeichen der Solidarität nannte er unter anderem Spenden oder Unterschriftensammlungen zugunsten der Menschen in Brasilien. Diese Solidarität komme ihrerseits zurück: Die Freunde in Óbidos nähmen Anteil am Leben in Deutschland und auch die brasilianischen Reverse-Freiwilligen im Bistum Würzburg seien „ein Zeichen der Solidarität aus dem Süden für uns“.

Eine interkulturelle Partnerschaft verpflichte, hob Silber hervor: „Die Zerstörung des Regenwaldes und des Klimas, der Waffen- und der Drogenhandel, Sklavenarbeit und Korruption sind auch unsere Verantwortung, die wir als Konsumenten, als Wahlberechtigte und als zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit wahrnehmen oder eben auch nicht.“ Eine weltkirchliche Diözesanpartnerschaft erfordere, auch in diesen Bereichen prophetisch und anwaltschaftlich tätig zu werden. Für die Zukunft regte Silber an, die Basis der Partnerschaft zu erweitern – über die Menschen hinaus, die schon einmal Teil einer Delegation waren. Damit einhergehen sollte eine stärkere Vernetzung mit Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. „Gerade in einer Situation, in der Demokratie sowohl in Brasilien wie in Europa sehr in Gefahr ist, sollten wir als Kirche uns unserer zivilgesellschaftlichen Verpflichtungen und Möglichkeiten erinnern und zur Stärkung und Erneuerung des Demokratieverständnisses beitragen.“ Dazu gehöre auch die Vernetzung mit anderen, die ebenfalls Solidarität mit Brasilien beziehungsweise Amazonien pflegen, auch wenn diese nicht kirchlich seien. „Diese Vernetzung haben wir bislang noch nicht aktiv und intensiv gesucht. Sie könnte eine Aufgabe für die nächsten Jahre sein.“

In fünf Workshops informierten sich die Teilnehmer des Akademienachmittags über Gemeindeleben im Bistum Óbidos, Freiwilligendienste und schulische Kontakte zwischen den Partnerbistümern, die Umweltprobleme am Amazonas sowie die Partnerschaftskontakte Hammelburgs und Zellingens. Veranstalter des Nachmittags waren: Akademie Domschule, Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Schulpastoral in der Diözese Würzburg sowie Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg. Die Moderation des Nachmittags übernahmen Christiane Hetterich von der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden und Dr. Thomas Franz von der Domschule Würzburg.

Den anschließenden Dankgottesdienst in der Sepultur des Kiliansdoms zelebrierten Bischof Bahlmann, Domkapitular Warmuth, Padre Emmanuel Pereira de Andrade, Pfarrer von Porto Trombetas, sowie der Hammelburger Pfarrer Thomas Eschenbacher. Während der Eucharistiefeier legten Brasilianer und Deutsche Symbole der Partnerschaft am Altar ab, zum Beispiel ein Holzkreuz, ein Fischernetz, ein Modellschiff, eine Hängematte sowie Sandalen. Bischof Bahlmann erinnerte in der Messe auch dankend an die Arbeit zweier Sternschwestern aus dem Bistum Würzburg in seiner Diözese: Brunhilde Henneberger aus Randersacker und Johannita Sell aus Hammelburg.

ub (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

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