Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Einzigartiges Kulturgut im Herzen der Stadt“

60. Jubiläum der Weihe der Domglocken – Am 18. Mai 1966 durch den Apostolischen Nuntius geweiht – Glockenkonzert am 14. Mai 2026 auf dem Kiliansplatz im Rahmen des 104. Deutschen Katholikentags

Würzburg (POW) Ein besonderes Jubiläum steht im Jahr 2026 im Bistum Würzburg an: Dann wird der 60. Jahrestag der Weihe der Domglocken gefeiert. Elf neu gegossene Glocken wurden am 18. Mai 1966 vom Apostolischen Nuntius Corrado Bafile geweiht. Mit einem Gesamtgewicht von rund 26 Tonnen zähle das Domgeläut mit seinen insgesamt 20 Glocken nicht nur zu den größten in Deutschland. Es gelte unter internationalen Glockenfachleuten als eines der „schönsten und bedeutendsten Geläute, die in der Nachkriegszeit geschaffen wurden“, erklärte Domdekan Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran bei einer Pressekonferenz am Freitag, 14. November, im Medienhaus der Diözese. Gefeiert wird das Jubiläum mit einem rund halbstündigen Glockenkonzert am Donnerstag, 14. Mai 2026, um 11.30 Uhr auf dem Würzburger Kiliansplatz. Das Konzert ist Teil der Veranstaltungen beim 104. Deutschen Katholikentag vom 13. bis 17. Mai 2026.

Die „Klangfülle und Farbenpracht“ des Domgeläuts sei aufgrund der Anzahl und der unterschiedlichen Gusszeiten der Glocken „einzigartig“, sagte Domdekan Vorndran. Mit dem Konzert wolle man auf „dieses einzigartige Kulturgut im Herzen unserer Stadt“ aufmerksam machen. Glockenläuten transportiere Stimmungen und Gefühle. „Wir wollen die ganze Bandbreite abbilden – Trauer und Festtagsfreude, Wehmut und Gelassenheit.“ Auf Leinwänden soll das Schwingen der Glocken zu sehen sein. Er sei sehr froh, dass das Konzert rund um den Jahrestag der Glockenweihe stattfinden könne, sagte Dr. Dietmar Kretz, Studienleiter der Akademie Domschule und Vorsitzender des Arbeitskreises Kultur in der Programmplanung des Deutschen Katholikentags.

Die heutige Zusammensetzung des Domgeläuts hat einen traurigen Hintergrund. Nach dem Bombenangriff der Alliierten am 16. März 1945 war von den historischen Domglocken einzig die Lobdeburg-Glocke aus dem Jahr 1257 geblieben, weil sie bereits 1933 in die Sepultur des Doms gebracht worden war. Alle anderen waren im Feuersturm geschmolzen. Sie sei heute die zweitälteste Glocke im Bistum, nach der Katharinen-Glocke in der Würzburger Pfarrkirche Sankt Burkard aus dem Jahr 1249, sagte Vorndran. Im Jahr 1965 – 20 Jahre nach der Zerstörung – habe die Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg elf neue Glocken gegossen und damit das „größte zusammenhängende Geläut der Nachkriegszeit“ geschaffen. Das Besondere der Schilling-Glocken sei ihre „schwere beziehungsweise überschwere Rippe“, erläuterte Vorndran. Mit Glockenrippe bezeichne man den vertikalen Schnitt (Längsschnitt) einer Glocke. Diese bestimme das Klangverhalten einer Glocke. „Jede Glockengießerei besitzt eine oder mehrere eigene Rippenformen, die als Betriebsgeheimnis gewahrt werden.“ Die Verzierung der elf Glocken mit Symbolen, Bildern, Wappen und Inschriften stamme vom Schweizer Bildhauer Albert Schilling. Im Jahr 2008 kamen acht sogenannte Zimbelglocken aus der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau hinzu, ebenfalls gegossen mit der überschweren Schilling-Rippe. Vorndran verglich ihren Klang mit „funkelnden Sternen“ über der „massiven und klangstarken“ Basis des Hauptgeläuts.

Die Salvator-Glocke – eine der elf Glocken, die 1966 geweiht wurden – ist die größte der Domglocken, mit einer Höhe von 2,40 Metern, einem Durchmesser von 2,30 Metern und einem Gewicht von neun Tonnen. Sie sei „besonderen Anlässen vorbehalten“, sagte der Domdekan. „Der Klang dieser Glocke ist allen Würzburgerinnen und Würzburgern vertraut.“ Während der Coronapandemie habe sie jeden Abend um 21 Uhr zu Besinnung und Gebet eingeladen, und am Ostermontag den Tod von Papst Franziskus verkündet. Die Lobdeburg-Glocke wiederum, benannt nach Fürstbischof Hermann I. von Lobdeburg, sei jeden Freitag um 15 Uhr als Erinnerung an die Sterbestunde Jesu zu hören. Ihr Ton – ein eingestrichenes „Es“ – falle musikalisch aus der Reihe und sei deshalb nicht Teil des Vollgeläuts an Weihnachten oder Ostern. Einzig beim jährlichen Glockenläuten zum Gedenken an die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 erklinge sie mit den anderen Glocken und erzeuge „eine gewisse Dissonanz“. Zudem habe sie bei der Amtseinführung von 51 der 89 Würzburger Bischöfe geläutet.

In jedem der beiden Domtürme hängen jeweils zehn Glocken: im Südwestturm die Salvator-Glocke, darüber die acht Zimbelglocken und ganz oben die Lobdeburg-Glocke, im Nordwestturm die übrigen zehn Glocken aus dem Jahr 1966. Gesteuert werden sie per Computer aus der Domsakristei. Dabei werde die exakte Zeit berücksichtigt, die der Glockenmotor brauche, um die Glocke so weit in Bewegung zu bringen, bis der Klöppel zum ersten Mal anschlägt und den ersten Ton erzeugt. Dommesner Thomas Schumann versieht seinen Dienst seit mittlerweile 30 Jahren. Er demonstrierte den Journalistinnen und Journalisten zum Abschluss des Pressegesprächs den Klang der einzelnen Glocken – auf Höhe der Glockenstube, mit Ausblick auf die Dächer Würzburgs.

Für Ben Schröder aus Schwarzach am Main (Landkreis Kitzingen) ist es nicht der erste Ausflug auf die Domtürme. Schon als Schüler begeisterte er sich für Glocken und startete einen YouTube-Kanal mit Aufnahmen von Geläuten aus ganz Deutschland. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Glockensachverständigen. Die Domglocken seien „international herausragend“, sagte er. „Wenn man das Domgeläut einmal gehört hat, lässt es einen nicht mehr los.“

sti (POW)

(4725/1195; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet