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Engagiert aus Überzeugung

Wissenschaftliche Auswertung des Ersten Würzburger Ehrenamtstags liegt vor – Pastoraltheologe Dr. Michael Lohausen und ein Team von Studenten befragten die Teilnehmer via Fragebogen

Würzburg (POW) „Die Währung des Ehrenamts ist Sinn.“ Mit diesem entliehenen Zitat hat Dr. Michael Lohausen, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Würzburger Lehrstuhl für Pastoraltheologie, eine der wichtigen Erkenntnisse einer Teilnehmerbefragung des Ersten Würzburger Ehrenamtstags im Sommer dieses Jahres zusammengefasst. Außerdem seien im Bistum Würzburg entgegen dem bundesweiten Trend viele Ehrenamtliche schon länger als zehn Jahre aktiv. Damals beantworteten 292 von mehr als 450 Teilnehmern die Fragebögen, welche insgesamt zwölf Studenten des Seminars „Theologie in der christlichen Gemeinde“ entworfen hatten.

So ergab die Erhebung laut Lohausen unter anderem, dass mehr als drei Viertel der Teilnehmer des Ehrenamtstags 50 Jahre und älter waren. Deutlich unterrepräsentiert seien hingegen die jungen Erwachsenen (19 bis 40 Jahre) gewesen, die nicht einmal acht Prozent ausmachten. „Die Spannung verschärft sich noch, wenn man berücksichtigt, dass die teilnehmenden Studierenden (etwa fünf Personen) streng genommen eine Sondergruppe innerhalb des Adressatenkreises bilden.“ Auffallend sei zudem gewesen, dass die Veranstaltung vor allem Publikum aus der Region, weniger aus dem gesamten Bistum angezogen habe. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer kam demnach aus der Region Würzburg, wobei die Stadt selbst mit 103 Personen mit großem Abstand an der Spitze stand. „Die Beteiligung aus den anderen Regionen nimmt demgegenüber zu den Rändern der Diözese hin tendenziell ab.“ Laut Lohausen kamen aus der Region Aschaffenburg beispielsweise weniger als acht Prozent der Teilnehmer. Er regte daher an, nachfolgende Veranstaltungen eventuell dezentral in den Regionen anzubieten.

Wie die Erhebung weiter hervorbrachte, sind nahezu alle Ehrenamtlichen im Bistum Würzburg gleichzeitig in mehreren Bereichen aktiv: in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Familienarbeit, in Gremien und Leitung, im sozial-karitativen Bereich, in Liturgie, Katechese, im musisch-künstlerischen Bereich genauso wie in Bildung oder nicht genauer definierten Bereichen. Als Motive für den persönlichen Einsatz ergab die Auswertung des Fragebogens ein differenziertes Bild. Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich: Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sich gerne für andere Menschen einsetzten und diesen hülfen. Nahezu zwei Drittel sehen in ihrem Einsatz eine Gelegenheit, mit anderen in Kontakt zu kommen und Gemeinschaft zu erleben, rund 60 Prozent sehen darin eine Möglichkeit, ihren Überzeugungen und Begabungen einen Ausdruck zu verleihen. Rund 37 Prozent leisten ihren Dienst aus Pflichtbewusstsein, nur die wenigsten (4,47 Prozent), „weil mir sonst die Decke auf den Kopf fällt“.

In Deutschland sehe es derzeit so aus, dass die Bereitschaft zum Ehrenamt generell steige, erklärte Lohausen weiter. „Es nimmt aber auch die Tendenz zu, projektorientiert statt ‚für immer und ewig‘ tätig zu werden, im Vergleich zu früher weniger Gesamtaufwand zu leisten und die Einsatzzeiten relativ frei bestimmen zu wollen.“ Die am Ehrenamtstag ermittelten Zahlen bestätigten diese Entwicklungen allerdings nur zum Teil. Etwa zwei Drittel der Befragten investierten nicht mehr als fünf Stunden pro Woche in das Ehrenamt, die meisten davon bis zu zweieinhalb Stunden. „Das noch verbleibende Drittel entfällt ziemlich gleichmäßig auf Personen, die ungefähr einen ‚zusätzlichen Arbeitstag‘ in der Woche für die übernommenen Tätigkeiten aufwenden.“ Und es gebe auch Einzelpersonen, deren Engagement nach eigenen Angaben 30, 40 oder mehr Stunden übersteige.

Eindeutig gegen den bundesweiten Trend sei die „Langlebigkeit“ des Engagements der Ehrenamtlichen. Fast drei Viertel (73,68 Prozent) der Befragten gaben auf die Frage nach der bisherigen Dauer des Einsatzes an, schon mehr als zehn Jahre kirchlich engagiert zu sein. Im Blick auf die Zukunft äußerte deutlich mehr als ein Drittel (38,29 Prozent) die Bereitschaft, nochmals weitere zehn Jahre ehrenamtlich tätig zu bleiben. Praktisch die Hälfte aller Befragten erklärte, das Ehrenamt auf Vermittlung durch andere übernommen zu haben. „Die andere Hälfte zerfällt in mehrere Teile: Eigeninitiative als Anstoß zum Ehrenamt wird nur bei 17,46 Prozent reklamiert, 7,54 Prozent der Befragten interpretieren die Anfänge ihres Engagements als ein Aufeinander zugehen von beiden Seiten.“ Laut Lohausen stelle ein weiteres Ergebnis eine Eigenart dar, die so praktisch nicht mehr zu finden sei: Knapp zehn Prozent gaben im Fragebogen an, „einfach so hineingewachsen“ zu sein.

Was sich die Ehrenamtlichen als Unterstützung vom Bistum Würzburg wünschen, bringt der Pastoraltheologe so auf den Punkt: „Mitbestimmung, Ausbildung und Wertschätzung.“ Dem stimmte Karl-Peter Büttner, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, zu. „Die Menschen möchten ernstgenommen werden mit ihrem Engagement. Sie möchten echte Teilhabe.“ Es gehe bei allem Einsatz letztlich theologisch gesprochen darum, die je eigene Berufung zu finden und zu verwirklichen.

mh (POW)

(4217/1113; E-Mail voraus)

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