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Buch-Tipp

Erinnerungen des Rabbiners Leo Trepp

Eine Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben in Deutschland – Wichtiger Beitrag zum Verständnis des Miteinanders – Verbindung zu aktuellen Debatten um Integration von Muslimen

Würzburg (POW) „Der letzte Rabbiner – Das unorthodoxe Leben des Leo Trepp“ heißt die von Leo Trepp (1913-2010) unvollendete Autobiographie, die nach dessen Tod von Trepps Frau, Gunda Trepp, weitergeführt wurde und als Biographie erschienen ist. Diese trägt darin die Erinnerungen ihres Mannes zusammen, „ergänzt, kommentiert und erzählt mit Liebe und Wärme von diesem tief religiösen und so unorthodoxen deutsch-jüdischen Leben“.

Wie lebten und leben Juden in Deutschland? Was macht das Judentum aus? Und was können wir in den aktuellen Debatten um die Integration von Muslimen und um wiedererstarkenden Antisemitismus von Leo Trepp lernen? Diese Fragen ziehen sich als roter Faden durch das Buch. Trepp war Rabbiner, ein Prediger und Lehrender mit einer „unverbrüchlichen Bindung an das deutsche Judentum, dessen Zerstörung durch die Nationalsozialisten ihn leiden ließ“, schreibt Dr. Johannes Gerster, Vorsitzender des Kuratoriums der Israelstiftung in Deutschland, in seinem Vorwort. Trepp sei über Jahrzehnte der einzige lebende deutsche Landesrabbiner aus der Zeit des NS-Terrors gewesen. Seine Verfolgung und Vertreibung hätten bei ihm nicht Hass und Verbitterung gegen die Deutschen begründet, sondern einen unwiderstehlichen Drang zur Versöhnung und Aussöhnung ausgelöst. Immer wieder sei er nach Deutschland zurückgekehrt, um den Menschen jüdisches Leben näherzubringen und Vorurteile abzubauen. Er habe gelehrt und beraten, im engagierten Dialog mit Kirchenvertretern sowie Muslimen gestanden und beim Aufbau neuer jüdischer Gemeinden geholfen.

Gunda Trepp zeichnet mit diesem Buch das Leben ihres verstorbenen Mannes nach und hält wichtige Erinnerungen des Rabbiners für folgende Generationen fest. Sie nutzte die bereits fertig geschriebenen Seiten seiner Autobiographie, besprochene Tonträger und Hunderte von Aufzeichnungen, die er für Vorlesungen, Vorträge oder Bücher angefertigt hatte, um seine Philosophie an die Leser weiterzugeben und seine Sicht des Judentums in „all seinen Facetten und all seiner Schönheit“ näherzubringen. Er erinnert sich an seine Familie, Freunde, Nachbarn, erzählt von unterfränkischen Viehhändlern, von tief frommen Männern, von Rabbinern und immer wieder von seinem Vater. Er habe stets als stolzer und religiöser Jude gesprochen, geschrieben und agiert. Gleichzeitig habe er sich dafür eingesetzt, dass auch Angehörige anderer Konfessionen und Kulturen das Gleiche tun konnten. In Anbetracht aktueller Debatten um Identität und Heimat vermag diese Einstellung wichtige Denkanstöße zu geben. Es ist Gunda Trepp ein Anliegen zu zeigen, dass es nicht ungewöhnlich sei, wenn ein orthodoxer Rabbiner für ein Judentum eintrat, das Veränderungen und Weiterentwicklungen begrüßte, und Männer und Frauen als gleichberechtigt betrachtete.

Gunda Trepp: „Der letzte Rabbiner. Das unorthodoxe Leben des Leo Trepp“. 284 Seiten, 39,95 Euro. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Theiss, Darmstadt 2018. ISBN 978-3-8062-3818-1.

gr (POW)

(4618/1157; E-Mail voraus)

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