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„Erinnerungs- und Trauerkultur kaum mehr möglich“

Interview mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zur Friedwald-Idee

Würzburg (POW) Religiöse und ideologische Bedenken gegenüber der Friedwald-Idee äußert Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. „Mit den Friedwäldern und Ruheforsten geschieht ein weiterer Schritt, den Tod aus unserer Leistungs- und Fitnessgesellschaft hinauszudrängen“, betont er in folgendem Interview.

POW: Herr Bischof, welche Meinung haben Sie in Bezug auf die sogenannten Baumbestattungen, die im Gebiet des Bistums Würzburg in Rieneck von der FriedWald GmbH angeboten werden?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Grundsätzlich halte ich die Idee der Baumbestattung für unsere Bestattungskultur und unsere Erinnerungs- und Lebenskultur für wenig hilfreich. Der Friedhof als Ort des kollektiven Gedächtnisses eines Ortes, einer Gesellschaft, einer Kultur ist von unschätzbarem Wert. Ein Friedwald, der maximal Gedenktäfelchen ermöglicht und weit ab der Kommunen liegt, leistet dies nicht.

POW: Welche Bedenken haben Sie?

Bischof Hofmann: Zum einen gibt es religiöse und ideologische Bedenken. Die Friedwald-Idee kann pantheistischen Vorstellungen Vorschub leisten, die dem christlichen Verständnis von Auferstehung und der Individualität und Geschöpflichkeit des Menschen entgegen stehen. Zwar haben sich die Betreiber von Friedwäldern und Ruheforsten von solchen Ideologien bewusst distanziert, doch wirken ihre Bestattungsorte geradezu einladend für solche Ideologien. Zum anderen bieten Friedwälder und Ruheforste durch ihre Distanz zu den Wohn- und Lebensorten der Menschen, aber auch durch die fehlende Grabgestaltung und -pflege kaum mehr die Möglichkeit einer Erinnerungs- und Trauerkultur.

POW: Inwieweit widerspricht eine solche Baumbestattung dem theologischen Verständnis eines katholischen Begräbnisses?

Bischof Hofmann: Die Baumbestattung widerspricht nur dann der katholischen Begräbniskultur, wenn der Verstorbene aus ideologischen Gründen die Baumbestattung gewählt und den christlichen Auferstehungsglauben explizit abgelehnt hat. Manche ältere Menschen wählen aber die Baumbestattung, um ihren Nachkommen die Grabpflege zu ersparen. Damit nehmen sie zwar ihren Verwandten und Bekannten die Möglichkeit, das Grab als individuellen Trauerort aufzusuchen, sie stellen sich aber nicht gegen die katholische Lehre und werden selbstverständlich katholisch beerdigt.

POW: Sehen Sie in den Friedwäldern eine Gefahr, den Tod und das christliche Verständnis von der Auferstehung aus der Mitte der Gesellschaft zu verdrängen?

Bischof Hofmann: Ja, mit den Friedwäldern und Ruheforsten geschieht ein weiterer Schritt, den Tod aus unserer Leistungs- und Fitnessgesellschaft hinauszudrängen. Ich glaube, es ist vor allem die Berührung mit dem Tod, die vermieden werden soll. Gleichzeitig sehe ich aber die Tendenz, Menschen bewusst bis zum Tod zu begleiten und das Sterben bewusst zu gestalten. Insofern denke ich, dass die Friedwald-Idee nur ein Mosaikstein unserer pluralen Gesellschaft ist.

POW: Viele Menschen, die ihre Angehörigen in einem Friedwald beisetzen, äußern sich positiv darüber, die Beisetzung sehr individuell und persönlich gestalten zu können. Wie kann die katholische Kirche diesem offenbar stärker werdenden Wunsch nach einer persönlichen Beerdigung in Zukunft nachkommen?

Bischof Hofmann: All unsere Bestattungsformen sind individuell und zugleich rituell formal, wenn die Trauer der Hinterbliebenen am stärksten und Sehnsucht nach ritueller Sicherheit am größten ist. Die Form der Baumbestattung ist eine ganz reguläre Form der Urnenbestattung, die nach katholischem Verständnis und unserem Begräbnisritus in der gleichen Ernsthaftigkeit und gestalterischen Dichte erfolgen kann, wie jede andere Urnenbestattung auch. Natürlich schaffen die Atmosphäre des Waldes und die weiteren Wege besondere Anforderungen an die Begräbnisgestaltung, die aber nichts mit der Religion oder dem jeweiligen Feierverständnis zu tun haben.

(1411/0405; E-Mail voraus)

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