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Erneuerung wird Zeit in Anspruch nehmen

Bischof Dr. Franz Jung thematisiert in seinem Hirtenwort zur österlichen Bußzeit den sexuellen Missbrauch – Durch Zusammenarbeit mit anderen Kräften der Gesellschaft Missbrauch nachhaltig unterbinden

Würzburg (POW) Den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche thematisiert Bischof Dr. Franz Jung in seinem Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit, der am ersten Fastensonntag, 10. März, in allen Gottesdiensten im Bistum Würzburg verlesen wurde. „Ich weiß, dass viele Menschen der Kirche nicht zutrauen, den Missbrauch aufzuarbeiten. Dagegen helfen keine Worte, sondern nur Taten, an denen man sich messen lassen muss“, schreibt der Bischof in dem Hirtenwort. Viele Menschen wünschten sich rasches Handeln. „Das ist nachvollziehbar. Dennoch wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, weil wir diesen Weg der Erneuerung nicht alleine gehen wollen, sondern in Zusammenarbeit mit vielen anderen Kräften unserer Gesellschaft, die mit uns das Ziel verfolgen, Missbrauch nachhaltig zu unterbinden.“

Natürlich sei es unmöglich, in einem Hirtenbrief die Herausforderung durch den sexuellen Missbrauch vollumfänglich zu behandeln, hebt der Bischof hervor. Das Evangelium von der Versuchung Jesu, das alljährlich am ersten Fastensonntag zur Betrachtung vorgelegt wird, helfe dennoch zu erkennen, worum es gehen müsse. In dem Hirtenwort erinnert der Bischof daran, dass Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem in Tränen ausbreche. „Eine verstörende Szene, weil seit Menschengedenken alle Jerusalempilger an genau dieser Stelle in Jubel ausbrachen, erfüllt von der Freude, das Ziel ihrer Pilgerschaft erreicht zu haben.“ Jesus aber weine bittere Tränen über das unheilige Jerusalem, das die Propheten tötet und die Stunde seiner Heimsuchung nicht erkannt hat. „Er weint über seine Kirche, die einen solch erbärmlichen Anblick bietet. Er weint über eine Kirche, der es wichtiger war, ihr Ansehen und das Ansehen ihrer Amtsträger zu schützen, als sich um diejenigen zu sorgen, denen durch diese Kirche schwerstes Unrecht zugefügt wurde“, erklärt der Bischof. Verstehe man den Missbrauchsskandal als Aufruf zur Umkehr, dann könne er helfen, dass die Kirche sich von innen erneuere. Im Evangelium von der Versuchung Jesu seien drei Versuchungen Jesu dargestellt: die der Selbstgenügsamkeit, die des Machterhalts durch einen Teufelspakt und die des Gefühls der Unverletzlichkeit.

Der Teufel versuche im Evangelium von den Versuchungen, Jesus dazu zu bewegen, Steine in Brot zu verwandeln. „Wenn ich mir besorgen kann, was ich brauche, benötige ich niemand anderen mehr. Als Kirche sich auf sich selbst zurückzuziehen, ohne nach den anderen und deren Bedürfnissen zu fragen, macht unglaubwürdig“, sagt Bischof Jung. Die Kirche habe den Auftrag, den Hunger nach dem lebendigen Gott in der Welt wachzuhalten. „Das geht nur, wenn man diesen Hunger nach Gott selbst spürt, ohne ihn vorschnell zu beruhigen.“ Das betreffe auch die Situation der Kirche im Missbrauchsskandal. „Der Außenblick durch fremden Sachverstand hilft uns zu erkennen, wer wir wirklich sind und wie wir besser werden können. Er ist notwendig, um unsere eigene Erlösungsbedürftigkeit wieder zu entdecken“, hebt der Bischof im Hirtenwort hervor. Das Fasten in den Tagen der österlichen Bußzeit gelte seit alters als Übung, um die eigene Selbstgenügsamkeit aufzubrechen und neu nach Gott zu fragen.

In der biblischen Erzählung zeigt der Teufel in einem zweiten Anlauf Jesus alle Reiche der Welt und bietet Jesus die Weltherrschaft an, wenn der Gottessohn ihn anbetet. Die Botschaft dieser beunruhigenden Szene sei, dass man nur durch das Paktieren mit dem Teufel Macht erlange. „Macht tendiert zum Machterhalt. Der lässt sich häufig nur durch unlautere Mittel sichern.“ Auch der Raum der Kirche bilde hier keine Ausnahme. „Die Kirche ist insofern noch gefährdeter, als sie unhinterfragt davon ausgeht, ein Gegenmodell zu den Reichen dieser Welt zu sein.“ Der seelsorgerliche Sendungsauftrag könne dazu verführen, aus Selbstsucht asymmetrische Beziehungen aufzubauen. Dadurch wird nach den Worten von Bischof Jung der Charakter der sakramentalen Weihe ins Gegenteil verkehrt. Macht zeige sich von ihrer hässlichen Seite, wo das Ansehen der Kirche und ihrer Amtsträger oft über der Sorge um die Opfer der Institution gestanden habe. „Nach dem Verständnis Jesu aber ist Macht immer Dienst und hat gerade nicht den Selbsterhalt zum Ziel. Jesus ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben für viele.“ Die verheißene Weltherrschaft erlange erst der auferstandene Christus. „Es ist derselbe Herr, der die Wundmale an seinem Leib trägt. Nur der kann wohltätige Herrschaft von Gott her beanspruchen, der auf Erden in der Nachfolge Christi sein Leben für andere eingesetzt und ihnen gedient hat.“ Die Fastenzeit lade dazu ein, in den Werken der Barmherzigkeit das eigene Vermögen in einem umfassenden Sinn in den Dienst der Machtlosen und Notleidenden zu stellen.

Nachdem Jesus im Evangelium auf die Versuchungen des Teufels jeweils mit einem Wort der Schrift geantwortet hat, bemüht der Teufel selbst die Schrift und ermutigt diesen, sich von der Tempelzinne herabzustürzen. „Der Teufel spielt mit dem uralten Traum der Unverwundbarkeit. Die Missbrauchsproblematik hat viel mit diesem Gefühl der Sicherheit zu tun“, betont Bischof Jung in seinem Hirtenwort weiter. Lange habe sich die Kirche in Sicherheit geglaubt, da ihre Vertreter mit dem Zölibat eine Lebensform gewählt hätten, die mit solchem Tun unvereinbar sei. „Die Täter konnten sich in fataler Weise sicher sein, dass ihre Übergriffe vor der Öffentlichkeit verborgen blieben. Ihre Sicherheit gründete auf der Überzeugung vieler Menschen, ein geistlicher Würdenträger würde sich korrekt gegenüber Schutzbefohlenen verhalten. Deshalb durfte er auch davon ausgehen, dass den Betroffenen kein Glauben geschenkt würde, wenn sie erzählten, was ihnen widerfahren ist.“ Kirche müsse die eigene Institution, ihre Abläufe und ihre Handlungsträger wachsam in den Blick nehmen. „Nur so können wir Sorge dafür tragen, mögliches Fehlverhalten und seine Ursachen rechtzeitig zu erkennen.“ Die österliche Bußzeit sei auch eine Einladung zum Gebet. „Betend bringt der Mensch sein Leben vor Gott, um sich von ihm her neu ausrichten zu lassen.“

Das Hirtenwort zur österlichen Bußzeit von Bischof Jung steht ab Sonntag, 10. März, auf der Homepage des Bistums unter www.bistum-wuerzburg.de bereit sowie als Videobotschaft unter dem Menüpunkt „Mediathek“. Darüber hinaus kann es auf Facebook (www.facebook.com/bistumwuerzburg) sowie auf Youtube (www.youtube.com/user/TVBistumWuerzburg) abgerufen werden.

mh (POW)

(1119/0295; E-Mail voraus)

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