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„Ernst machen mit Gottes Frieden“

Bischof Dr. Franz Jung: Christus reißt die trennende Wand der Feindschaft nieder – Festliche Gottesdienste im Kiliansdom

Würzburg (POW) Der Frieden, der mit dem Erscheinen des Messias kommt, ist seit Weihnachten Wirklichkeit. Auch wenn derzeit furchtbare Kriege in der Ukraine und in Gaza toben. „Gott heilt an Weihnachten den Riss, der seit dem Sündenfall durch die Welt ging. In Christus reißt er die ‚trennende Wand der Feindschaft‘ nieder, die Gott und die Welt entzweite“, sagte Bischof Dr. Franz Jung an Weihnachten. „Was uns von Gott als reale Möglichkeit angeboten wird, müssen wir Menschen allerdings glauben. Mehr noch, wir müssen Ernst damit machen in unserem Leben. Da gibt es noch viel Luft nach oben“, sagte der Bischof am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, beim Pontifikalgottesdienst im Würzburger Kiliansdom. In der Christmette am Sonntag, 24. Dezember, betonte Bischof Jung: „Gott kommt, um uns einen Neuanfang zu ermöglichen. In der dunkelsten Nacht des Jahres leuchtet sein Licht auf. In einer Welt voller Tod bietet er uns sein Leben an.“

Die Vision des Jesaja, in der sonst verfeindete Lebewesen friedlich zusammenleben, erscheine als fromme Utopie, sagte Bischof Jung am ersten Weihnachtstag im Dom. „Wie sollen denn jemals instinktgeleitete Tiere friedlich miteinander wohnen können?“ Die Vision lebe gerade vom Kontrafaktischen, indem sie scheinbar festgefügte Rollenbilder aufbreche. „Sie erzählt davon dass das, was uns als das Natürlichste erscheint, in Wirklichkeit unnatürlich, ja widernatürlich ist.“ Erst durch die Macht des Bösen sei ein Riss durch die Schöpfung gegangen. „Die Sünde zerriss das Band, das den Schöpfer und die Geschöpfe miteinander verband. Der Verlust dieser Einheit brachte Rivalen und Todfeinde hervor.“

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Die Menschen denken laut Bischof Jung zu sehr in den Kategorien Konkurrenz und Feindschaft. „Und mancher, der nach außen hin wie ein Schaf auftritt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Wolf im Schafspelz.“ Jesus, der Messias, sei selbst unter die Räder gekommen. „Am Ende wurde er das Opfer von Intrigen, Verrat und üblen Machtspielchen.“ Jesus habe sich in die Höhle des Löwen gewagt. Wie ein unersättliches Monster verschlinge ihn die Unterwelt. „Dieser Jesus aber ging wehrlos in die Höhle des Löwen. Deshalb triumphiert er in Gottes Macht über den Tod und das Böse.“ Jesus selbst spreche davon, dass er die Jünger „wie Schafe mitten unter die Wölfe“ sende. „Er sendet seine Jünger wehrlos mitten unter die Feinde, weil es für ihn seit Weihnachten keine Feinde mehr gibt.“ Wenn es Feinde gebe, dann liegt das laut Bischof Jung daran, dass Menschen unversöhnlich und nachtragend sind, einander zu Feinden machen, statt das Verbindende zu suchen, oder dem anderen Menschen Misstrauen entgegenbringen und die Feindschaft heraufbeschwören, die sich ansonsten beilegen ließe.

In der Christmette meditierte der Bischof anhand des Weihnachtslieds „In dulci jubilo“ über das Geheimnis von Weihnachten. „Nur süße Lieder helfen, den Geschmack am Leben wiederzugewinnen.“ Das Lied wechsle zwischen lateinischer und deutscher Sprache. „Wir können immer nur nachsprechen und übersetzen, was uns zuerst von Gott zugesagt wird. Wie aus einer anderen Welt, wie aus der Welt Gottes klingt das Latein zu uns herüber und verdeutlicht, dass wir das Heil nicht selbst machen können.“ Ohne das Kind in der Krippe gehe gar nichts. „In diesem Kind erneuert Gott seine Schöpfung. Ursprung und Ziel fallen in eins.“ In dem göttlichen Kind sei die Liebe Gottes zu den Menschen erschienen, „auch wenn der Mensch seinem Mitmenschen zum ärgsten Feind wird und Gott allen Grund hätte, dreinzuschlagen“.

Wo Menschen unbarmherzig seien, zeige Gott sein Herz. „Wo Menschen hochmütig sind, erweist sich Gott als demütig und kommt uns entgegen. Wo Menschen nichts mehr erwarten, eröffnet er uns einen neuen Horizont. Welch Gnade. Hoffentlich nehmen wir sie auch an“, sagte Bischof Jung. Viel hänge davon ab, ob die Menschen die Zusage der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ in ihren Herzen aufnehmen können. „Dann stehen wir schon mit den Engeln am Throne Gottes und feiern mit ihnen, dass der neue Himmel und die neue Erde jetzt schon Wirklichkeit sind.“

In der Christmette an Heiligabend sangen die Domsingknaben unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller die „Turmbläser-Messe“ von Fridolin Limbacher sowie weihnachtliche Motetten und Liedsätze, unter anderem von Johann Sebastian Bach und David Willcocks. Die Dombläser begleiteten den Gesang instrumental. Am ersten Weihnachtsfeiertag ließen Domchor, Solisten und ein Orchester auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth Jan Dismas Zelenkas „Missa Nativitatis Domini D-Dur“ sowie Georg Friedrich Händels „For unto us a child is born (aus: Messiah)“ erklingen.

Das Ende des Jahres begeht Bischof Jung am Silvestertag, 31. Dezember, um 16 Uhr mit einem Pontifikalamt zum Jahresschluss im Kiliansdom. In seiner Jahresabschlusspredigt wird er unter anderem das Jahresmotto für 2024 vorstellen.

mh (POW)

(0124/0021; E-Mail voraus)

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