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Reportage

Erst Christmette, dann Plätzchen

Dominikanerinnen backen Plätzchen für Weihnachten – Naschen ist offiziell nur an Nikolaus und ab Weihnachten erlaubt – Gemeinsames Backen fördert Gemeinschaftssinn

Neustadt am Main (POW) In der Küche des Missionshauses Sankt Josef der Dominikanerinnen in Neustadt am Main duftet es nach süßem Vanillearoma, Zucker und Butter. Auf sämtlichen Arbeitsflächen liegen Bleche, auf denen fertige Plätzchen auskühlen, Holzbretter, Schüsseln mit Plätzchenteig oder Backzutaten. Konzentriert häufen Schwester Ehrengard (90) und Schwester Antonia (89) klebrigen Lebkuchenteig aus einer großen Schüssel auf Teelöffel und platzieren ihn auf kleinen Oblaten. Jedes Häufchen soll möglichst gleich groß sein, damit später im Ofen nicht ein Lebkuchen schon dunkel wird, während die anderen noch roh sind. Schwester Ehrengard scheint die Teigmenge fast ein bisschen wenig. Viele Jahre hat sie als ehemalige Hauswirtschaftsleiterin in der Jugendbildungsstätte auf dem Volkersberg gearbeitet und ist andere Mengen gewöhnt. „18 Eier sind da drin, die Menge ergibt bestimmt über 100 Lebkuchen. Das wird schon reichen“, meint Cornelia Maier, eine der drei Betreuerinnen, die beim diesjährigen Plätzchenbacken mithelfen.

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Vier Schwestern und drei Betreuerinnen arbeiten mal konzentriert, mal lachend und schwatzend vor sich her. Während Schwester Ehrengard und Schwester Antonia mit dem Lebkuchenteig beschäftigt sind, drehen Schwester Arnolda (84) und Maier Spritzgebäckteig durch den Fleischwolf. Nebendran räumt Schwester Liboria (87) auf dem Arbeitstisch eine Fläche frei, um den Teig für die Terrassen zu verarbeiten. Mit dem Nudelholz rollt sie den Teig aus und tastet ihn mit den Fingerspitzen ab. So könne sie überprüfen, ob der Teig gleichmäßig ausgerollt ist. „Er darf nicht zu dünn sein, sonst reißt er beim Ausstechen auseinander“, erklärt sie. Dann holt sie die Ausstechförmchen zu sich und sticht eine Terrasse nach der anderen aus dem Teig aus. Sie achtet genau darauf, dass nur kleine Zwischenräume entstehen, und setzt das Förmchen sehr eng neben die ausgestochenen Flächen.

Insgesamt leben 16 Schwestern im Missionshaus der Dominikanerinnen. Jedes Jahr schließen sich die Betreuerinnen und freiwillige Schwestern zusammen und backen die Plätzchen für den eigenen Verzehr. „Geplant sind zehn bis 15 Sorten, je nachdem wie viel Zeit noch bleibt“, erklärt die Leiterin der Hauswirtschaft, Monika Breitenbach. Bis zum Vorabend des Nikolaustages müssen alle Plätzchen fertig sein. Am 5. Dezember, wenn der Nikolaus die Schwestern besucht, dürfen die ersten Plätzchen vernascht werden. Danach wird das Gebäck wieder in der Küche gelagert. Bis Weihnachten werden die Plätzchendosen nur noch dann rausgeholt, wenn Gäste zu Besuch sind. „Erst an Weihnachten nach der Christmette bekommt jede von uns einen Teller voller Plätzchen“, erzählt Schwester Liboria mit einem Lächeln im Gesicht. Auch Mandarinen, Walnüsse und Pralinen seien auf dem Teller, damit „für jeden Geschmack etwas dabei ist“.

Inzwischen ist der Teig für das Spritzgebäck fertig verarbeitet und Schwester Arnolda und Maier schrauben den Fleischwolf auf. „Im Fleischwolf bleibt immer noch sehr viel Teig zurück, das wäre doch schade, wenn wir den nicht backen“, erklärt Maier. Auch die Reinigung sei einfacher, je weniger Teig darin kleben bleibt. Aus dem übrigen Teig formt sie mit der Hand kleine runde Plätzchen. Schon macht sich Schwester Arnolda eifrig über die nächste Sorte her: Pfefferkuchen in Form von Nikoläusen. Sie rollt den Teig dick aus und sticht genau 30 Nikoläuse aus dem Teig – genug für die Schwestern und alle, die im Haus tätig sind. Wenn sie später aus dem Ofen kommen, seien sie erst einmal ein paar Tage sehr fest, sagt Maier. Aber bis zum 5. Dezember, wenn die Nikoläuse dann verspeist werden dürfen, würden sie wieder etwas weicher werden. „Falls nicht, kann man eine frische Brotscheibe in die Dose legen. Die Nikoläuse ziehen sich dann die Feuchtigkeit aus dem Brot“, erklärt Maier. „Plätzchen gehören einfach zu Weihnachten“, sagt Schwester Arnolda und erzählt, dass sie auch während ihrer Zeit in Südafrika zu Weihnachten Plätzchen gebacken habe. Dort war sie in Schulen, Entbindungsheimen und Herbergen in der Küche tätig und hat während der Zeit sämtliche Rezepte in einem persönlichen Rezeptbuch gesammelt. „Viele davon sind auf Englisch.“ Ihre Ingwerplätzchen seien besonders begehrt gewesen.

Die Plätzchenrezepte der Dominikanerinnen hat Breitenbach in einem großen Ordner abgeheftet. Viele stammen aus ihrer eigenen Sammlung oder von Maier. Ganz neu zur Sammlung hinzugekommen sei das Rezept für die Pfefferkuchen-Nikoläuse. Dagegen sei das Rezept für die Butterplätzchen das älteste. Es sei rund 100 Jahre alt und wurde von den Schwestern von Generation zu Generation weitergegeben. „Die Schwestern schätzen es sehr, dass wir die Plätzchen selber machen. Außerdem fördert das den Gemeinschaftssinn“, betont Breitenbach. Zusammen mit den anderen Betreuerinnen achtet sie darauf, dass die Schwestern auch im Alter noch aktiv sind. „Und beim Backen sieht man schon nach kurzer Zeit den Erfolg“, sagt sie. Zur Stärkung und als kleine Aufmerksamkeit für das gemeinsame Plätzchenbacken erhitzt sie weißen Glühwein und gibt jeder Helferin eine Tasse davon in die Hand. Natürlich dürfen zum Glühwein – ausnahmsweise – auch die ersten fertigen Plätzchen probiert werden.

Rebecca Hornung (POW)

(4918/1254; E-Mail voraus)

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