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Erste Pastoralreferentin i. R.

Heide Firnkes tritt als erste Laientheologin in den Ruhestand – Entwicklung des Berufs von den Anfängen bis zur heutigen „Phase des Ordnens“ durchlebt – „Ich war stets die erste in einer neuen Aufgabe und konnte Aufbauarbeit leisten“

Würzburg/Herbstadt (POW) Sie studiert als erste Frau im Bistum Würzburg mit den künftigen Priestern in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils Theologie. Gemeinsam mit einem Jesuiten bietet sie 1972 Exerzitien an – mit Erlaubnis der Ordensleitung in Rom. Als erste Pastoralreferentin wird sie Mentorin ihrer Berufsgruppe. Später baut sie die Kurseelsorge in der Rhön mit auf, ist am Rhönklinikum in Bad Neustadt als Seelsorgerin tätig, begleitet die Mitarbeiter des Caritasverbands Haßberge und wird 2002 Pfarrbeauftragte im Grabfeld. „Ich war stets die erste in einer neuen Aufgabe und konnte Aufbauarbeit leisten. Das ist wirklich genial.“ Heide Firnkes (63) geht auch in diesen Tagen wieder voran: Als erste Pastoralreferentin der Diözese Würzburg ist sie zum 1. November in den Ruhestand getreten.

Firnkes hat die Entwicklung des Berufs des Pastoralreferenten von Anfang an persönlich durchlebt: von den ganz großen Aufbrüchen in der Konzilszeit über die Profilierung des Berufs in den 80er Jahren bis hin zur „Zeit des Ordnens“, wie sie die aktuelle Phase dieses jungen Seelsorgeberufs nennt. Dass der Beruf des Pastoralreferenten dem Priesterberuf schaden könne, habe sie in all den Jahren nicht erlebt. „Wir müssen aber klar sehen, dass es diesen Beruf nur im deutschsprachigen Raum gibt.“ Firnkes sieht ihren Beruf eingebunden in die Geschichte – in die Konzilszeit und in die Aufbrüche der Würzburger Synode.

1962 beginnt die in Oberschlesien geborene Firnkes das Studium der Theologie in Würzburg. „Es gab weder Berufsbilder noch Visionen. An der Bischöflichen Fakultät war ich für den Studiengang Priesteramt eingetragen, was dann aber schnell Volltheologie hieß.“ Die Leidenschaft für Spiritualität und Exegese motivieren sie zu dem Wagnis. Ihre Diplomarbeit schreibt sie bei Professor Dr. Josef Rabas zum Thema „Wort und Antwort. Versuch einer spirituellen Begleitung.“ Im Passauer Priesterseminar absolviert sie auf Wunsch von Generalvikar Justus Wittig den „Bayerischen Pfarrkonkurs“.

1972 startet sie ihre berufliche Laufbahn in der Diözese Würzburg: Sie leitet Exerzitien und Einkehrtage. Bis heute ist sie neben ihren anderen wechselnden Tätigkeiten der Exerzitienarbeit treu geblieben. Von 1975 bis 1978 ist Firnkes in der Frauenseelsorge, von 1978 bis 1983 in der Krankenhausseelsorge im Luitpoldkrankenhaus in Würzburg tätig. Ab 1978 begleitet sie zusätzlich die künftigen Pastoralassistenten und ist bis 1985 deren Mentorin. Es folgen drei Jahre als Referentin für Spiritualität und Frauenseelsorge, ehe sie in die Rhön wechselt und von 1988 bis 2002 als Kurseelsorgerin in Bad Neustadt und Bad Königshofen die Seelsorge für die Kurgäste aufbaut. Am Rhön-Klinikum wirkt sie zusätzlich von 1988 bis 1993. Letzte Station ihres Berufslebens ist Herbstadt. Sie wird 2002 Pfarrbeauftragte und engagiert sich gleichzeitig als Betriebsseelsorgerin beim Caritasverband für den Landkreis Haßberge – erneut ein Pionierprojekt.

„Ich habe einen wahnsinnig interessanten Weg mit vielen Themen und Menschen hinter mir, es war aber nie eine Engführung auf das Amt.“ Dem renommierten Würzburger Exegeten Professor Dr. Rudolf Schnackenburg habe sie 1963 geantwortet, sie wolle ihre Charismen in der Kirche leben. Begeisterung für die Kirche ist für Firnkes die Grundvoraussetzung, um als Seelsorgerin zu wirken. Auf den leidenschaftlichen, begeisternden Aufbruchjahren des Konzils voller Visionen baut sie ihre berufliche Zukunft auf. Wichtig ist ihr dabei der Glauben an den eigenen Weg, auch wenn es manchmal dürre Zeiten gebe. Beworben hat sich Firnkes nie um eine Stelle. Sie wird gefragt: Beispielsweise von Generalvikar Wittig, der sie 1978 für den Aufbau der Berufsgruppe der Laientheologen will. Das gegenseitige Vertrauen ist groß: „Ohne Bischof Josef Stangl und Generalvikar Wittig hätte ich den Weg nicht gehen können. Ihr Bild habe ich bis heute über den Schreibtisch hängen.“

Voll in ihrem Beruf als Pastoralreferentin entfalten kann sie sich in den Jahren unter Bischof Dr. Paul-Werner Scheele. „Er war ein Glücksfall für die Diözese und mich. Ich schätze ihn besonders wegen seiner Theologie, seiner Weltoffenheit und Weite. Bischof Scheele konnte ich stets vertrauen.“ In seiner Amtszeit ist sie beispielsweise als Pfarrbeauftragte in Herbstadt, Breitensee und Ottelmannshausen tätig, eine Zeit, die sie als „genial“ erlebt. Die Seelsorge in diesen ländlichen Gemeinden war „wie eine Blumenwiese, auf der alles geblüht hat. Ich konnte alles miterleben - von der Kinderkatechese bis hin zur Begleitung Sterbender, von Exerzitien im Alltag bis hin zu vielen Gesprächen bei den Hausbesuchen. Es war Leben in Fülle.“

Nun steht eine Zäsur an: der Wechsel vom Berufsleben in den Ruhestand. Sehr leise tritt Firnkes in diesen Herbsttagen 2005 in den Ruhestand – „so wie ich begonnen habe“. In der Exerzitienarbeit wird sie weiterhin tätig sein, Einkehrtage geben, neue Ergebnisse der Exegese studieren und die Antonia-Werr-Forschung – ihre „langjährige Liebe“ – weiter verfolgen. „Theologin bleibe ich auch im Ruhestand.“ Persönliches kommt hinzu: das Kinderbuch „Fridolinchen und Augustinchen – zwei Kirchenmäuse“ nur für ihre Familie schreiben, Freundschaften pflegen und Zeit haben für die wesentlichen Dinge des Lebens: „Eine Zeit für Gott, eine Zeit für Menschen, die ich liebe, und eine Zeit in Dankbarkeit für ein erfülltes Leben.“

bs (POW)

(4505/1459; E-Mail voraus)