Würzburg/Schweinfurt (POW) Erstmals in der über 100-jährigen Geschichte des Diözesanverbands Würzburg der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) nimmt nicht mehr ein Priester, sondern ein Diakon das Amt des KAB-Diözesanpräses‘ wahr: Beim KAB-Diözesantag am Samstag, 18. Oktober, in der Stadthalle Schweinfurt sprach sich die Mehrheit der rund 250 Delegierten für Peter Hartlaub (43) aus Werneck-Schnackenwerth als neuen KAB-Diözesanpräses aus. Hartlaub folgt in dieser Aufgabe Pfarrer Nikolaus Hegler nach, der als Pfarrer nach Glattbach und Johannesberg wechselt. Als KAB-Diözesanvorsitzende bestätigt wurden Hermine Lang (67) aus Uettingen und Dr. Michael Wahler (55) aus Schonungen.
Hartlaub wird als KAB-Diözesanpräses mit Sitz in Würzburg künftig auch die Katholische Betriebsseelsorge der Diözese Würzburg leiten. Außerdem wird der verheiratete, dreifache Familienvater weiterhin als Betriebsseelsorger in Schweinfurt tätig sein. Die Betriebsseelsorge sei das Ohr des Verbands in der Arbeitswelt, während der Verband nötig sei, um politisch etwas bewegen zu können, sagte Hartlaub bei einem Pressegespräch am Montag, 21. Oktober, in Würzburg. Der Vorschlag für seine Nominierung sei aus der KAB heraus gekommen. Man habe in einer Phase der Neustrukturierung des rund 8000 Mitglieder zählenden Diözesanverbands einen Präses mit langjähriger KAB-Erfahrung gesucht.
Deutlich machte der neue Diözesanpräses, dass es in den momentanen Umbrüchen und Verwerfungen der Arbeitswelt und der Wirtschaft ein Mehr an Solidarität brauche, um die Probleme gemeinsam bewältigen zu können. „Es gibt mehr als die Orientierung an einer maximal möglichen Rendite.“ Die KAB biete Orientierung aus dem Evangelium und der katholischen Soziallehre und fördere die Solidarität. Sie gebe spirituelle Impulse, setze sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein und leiste Rechtsberatung. Diese Angebote seien geeignet, um auch jüngere Mitglieder zu gewinnen. Weiterhin werde es künftig auch Frauen als katholische Betriebsseelsorgerinnen geben, betonte Hartlaub.
Schwerpunkte der kommenden Monate sind für die KAB die Themen Mindestlohn, Sonntagsschutz und europäisches Sozialmodell. Die KAB fordert 8,50 Euro Mindestlohn pro Stunde und lädt im Januar 2009 zu einer Fachtagung zum Mindestlohn ein. Beim Sonntagsschutz will die KAB nach den Worten Hartlaubs „dranbleiben“. Eine verlässliche gemeinsame freie Zeit sei wichtig. Für die Beibehaltung des bayerischen Ladenöffnungsgesetzes habe sich die KAB bereits bei der künftigen Landesregierung eingesetzt. Das europäische Sozialmodell werde die KAB besonders mit Blick auf die Europawahlen thematisieren. „Die sozialen Bedürfnisse der Menschen müssen im gemeinsamen Europa aufgefangen werden“, betonten die KAB-Verantwortlichen.
Die meiste Zeit des Diözesantags nahm die Diskussion um die Organisationsentwicklung des KAB-Diözesanverbands in Anspruch. So soll die Kreisebene gestärkt werden. Exemplarisch will man die Wiederbelebung der Kreisebene in den kommenden zwei Jahren im KAB-Kreisverband Main-Spessart umsetzen. Weiter soll die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen besser aufeinander abgestimmt werden. Rund 300 Ehrenamtliche stehen in Leitungsverantwortung in den über 100 KAB-Ortsverbänden und zehn KAB-Kreisverbänden. Sie sollen mit Qualifizierungsangeboten gestärkt werden. „Wir haben uns ganz modern und gut aufgestellt“, sagte Lang. Eine Zusammenlegung von Ortsverbänden innerhalb einer Pfarreiengemeinschaft sei nicht geplant, aber eine engere Zusammenarbeit, ergänzte Wahler.
Zum Abschluss des Diözesantags feierten die Delegierten einen Gottesdienst mit Domkapitular Monsignore Hans Herderich und KAB-Bundespräses Albin Krämer in der Pfarrkirche Sankt KIlian. Dabei wurde der bisherige KAB-Diözesanpräses Pfarrer Nikolaus Hegler verabschiedet.
bs (POW)
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