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„Es braucht einen langen Atem“

Ökumenischer Friedensgottesdienst in der Franziskanerkirche – Hochschulpfarrer Burkhard Hose deutet Jesu Aufruf zur Feindesliebe als Anleitung zur „kreativen Provokation“

Würzburg (POW) Zu Geduld anstelle von Gewalt hat Hochschulpfarrer Burkhard Hose beim ökumenischen Friedensgottesdienst am Freitagabend, 13. Januar, in der Würzburger Franziskanerkirche aufgerufen. „Ich glaube an die neue Autorität Jesu, der den Weg der Gewaltlosigkeit ging – zusammen mit Menschen, die ihre Stärke aus der Solidarität untereinander erfuhren“, sagte Hose in seiner Predigt. Veranstalter des ökumenischen Gebets aus Anlass des Weltfriedenstags waren Ackermann-Gemeinde, Antonia-Werr-Kreis Oberzell, Gemeinschaft Sant'Egidio, Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), die katholische Friedensbewegung „pax christi“ und die Nagelkreuzinitiative. Die äthiopisch-orthodoxe Gemeinde gestaltete den Gottesdienst mit Gesängen und liturgischem Tanz mit.

Pfarrerin Jutta Müller-Schnurr erinnerte daran, dass Papst Franziskus alle Menschen guten Willens zum Weltfriedenstag aufgerufen habe. „Wie wunderbar!“ So werde deutlich, dass Gottes Friede alle Menschen meine. „In Jesus liegt der Schlüssel zum Miteinander. Er zeigt uns, wie wir ausbrechen können aus den alten Vorstellungen von Rache und Vergeltung.“ Der von Jesus versprochene Friede sei nicht als rein innerlicher Vorgang, sondern sehr wohl auch auf das Miteinander der Menschen hin zu verstehen.

In seiner Predigt schlug Hose einen Bogen von Jesu Aufruf zur Feindesliebe zur Psychologie Haim Omers. Dieser habe den Satz geprägt: „Und bist Du nicht willig, so brauch ich – Geduld.“ Seit Jahren forsche Omer im Bereich der Unterstützung von Eltern und Pädagogen und habe sich von der Idee des gewaltlosen Widerstands inspirieren lassen, wie ihn Mahatma Gandhi und Martin Luther King praktizierten. Wenn man mit Omers Augen den biblischen Text über die Feindesliebe lese, so passiere dort genau das, was laut dem Theologen Johann Baptist Metz Religion im eigentlichen Sinne ausmache: Unterbrechung.

Schon in der Geburtsgeschichte Jesu unterbreche Lukas die herkömmlichen Sehgewohnheiten. Einer Macht – dem Kaiser Augustus, seinem Statthalter und deren „Pax Romana“, die letztlich nur auf Unterdrückung durch Gewalt basiere – stellt er eine neue, ganz andere Autorität entgegen: „Nichts erfordert mehr Geduld, als in einem Baby, das in einer Notunterkunft in der Provinz geboren wird, den Retter der Welt zu sehen.“ Lukas sage den Ungeduldigen in seiner frühchristlichen Gemeinde damit: „Es braucht einen langen Atem, um unsere eigenen Sehgewohnheiten, unser eigenes herkömmliches Denken und Handeln und damit auch diese herkömmliche Welt im Geist des Evangeliums zu verändern.“

Geduld meine im Übrigen nicht passives Untätigsein, betonte Hose weiter. „Geduld ist, in Situationen der Gewalt mit der Friedensbotschaft konsequent und gewaltlos präsent zu bleiben. Zu bleiben, wenn es schwierig wird in unserer Gesellschaft.“ Jesu Aufrufe, auch die andere Wange hinzuhalten, wenn man geschlagen werde, oder auch die doppelte Wegstrecke mitzugehen, wenn man aufgefordert werde, jemanden zu begleiten, wertete Hose als „kreative Provokation“.

Deren Ziel sei es, eine neue Dynamik in Gang zu setzen, die das übliche Durchsetzen der eigenen Ehre mit Gewalt unterlaufe, von der Gegengewalt erwartet wird. „Das Besatzungsrecht gestattete es römischen Soldaten, jeden Juden jederzeit zu Dienstleistungen wie dem Lasttragen zu nötigen. Das Angebot, die doppelte Wegstrecke, nämlich Hin- und Rückweg, mitzugehen, sollte den Peiniger mit unerwartetem Entgegenkommen verblüffen und beiden Zeit geben, einander menschlich kennenzulernen.“ Daher seien die Besatzer die Feinde, von denen die Bergpredigt spreche.

Jesu Geist wirke auch heute in den Menschen, um das Angesicht der Erde zu erneuern, sagte Hose. „Ich glaube an die neue Autorität Jesu von Nazareth, der einen Blick hatte für einzelne Menschen mit ihren Nöten. Ich glaube an die neue Autorität Jesu, die mir Mut macht, die Stimme zu erheben für Gerechtigkeit und Frieden, zu bleiben, wenn es schwierig wird. Ich glaube an die neue Autorität Jesu, an die längst überfällige Revolution der Gewaltlosigkeit.“

mh (POW)

(0317/0072; E-Mail voraus)

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