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„Es darf keine Grenzen des Todes geben“

Ökumenischer Gottesdienst in der Marienkapelle – Gedenken an jene, die auf den Wegen der Flucht gestorben sind – Weihbischof Ulrich Boom: „Position beziehen, wo die Würde des Menschen bedroht ist“

Würzburg (POW) „An den Grenzen Europas und in unserem Herzen darf es keine Grenzen des Todes geben. Die Toten und Christus mahnen uns und erinnern uns an unseren Einsatz für das Leben.“ Das hat Weihbischof Ulrich Boom bei einem ökumenischen Gottesdienst anlässlich des Weltflüchtlingstags in der Würzburger Marienkapelle betont. Auf Einladung der Gemeinschaft Sant’Egidio gedachten am Freitagabend, 29. Juni, zahlreiche Gläubige unter der Überschrift „Sterben auf dem Weg der Hoffnung“ jener Flüchtlinge, die auf den Wegen der Flucht gestorben sind. Junge Menschen entzündeten Kerzen zum Gedenken an die Verstorbenen.

So viele Menschen wie nie seien derzeit auf der Flucht, sagte Pfarrer Dr. Matthias Leineweber, Sprecher der Gemeinschaft, zu Beginn des Gedenkens. „Viele haben auf diesem Weg der Hoffnung ihr Leben verloren. Wir wollen nicht gleichgültig bleiben in einer Zeit, in der es so viele schlechte Worte gibt.“ Das Gedenken sei „ein Zeichen der Menschlichkeit in einer schäbigen Zeit“, mahnte er. Im Kreuz sehe man die ausgestreckten Arme der Frauen, Kinder und Greise, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben, sagte Weihbischof Boom. „Möge das lebendige Gedenken unser Gewissen wachrütteln.“ Menschen trugen Bilder von Flüchtlingen zum Altar, die im Meer schwimmen und hilfesuchend die Arme aus dem Wasser strecken oder vor einem Metallzaun kauern.

Was man zurzeit in Deutschland und in Europa erlebe, führe nicht nur zu Nachdenklichkeit, sondern auch zu Empörung, sagte Weihbischof Boom in seiner Predigt. Als Beispiel führte er das Schiff „Mission-Lifeline“ an, das mit 230 Geflüchteten an Bord sechs Tage im Hafen von Malta warten musste, bevor diese an Land gehen konnten. „Es sind immer Menschen, deren Lebensfaden droht, zerschnitten oder gar abgeschnitten zu werden“, mahnte der Weihbischof. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble habe gesagt, die Flüchtlingsfrage sei das Rendezvous mit der globalisierten Welt. „Es gab und gibt zu keiner Zeit eine Mauer, die so hoch ist, dass sie nicht überwunden wird. Es gibt keine Grenze, die so sicher ist, dass sie nicht überrannt wird. Welche Position beziehen wir da als Christinnen und Christen?“, fuhr der Weihbischof fort. Es sei zu leicht gedacht, einfach nur auf Jesus im Lebensboot zu verweisen, knüpfte er an das Evangelium vom Sturm auf dem See an. Das Boot drohe unterzugehen, doch Jesus stille den Sturm und frage die Jünger nach ihrer Angst und ihrem Unglauben. „Gewiss ist es so, dass Gott im Letzten keinen verloren gehen lässt. Aber das ist doch in äußerster Not kein Trost. Das ist Vertröstung.“

Im Blick auf die globalisierte Welt säßen alle Menschen in einem Boot, fuhr Weihbischof Boom fort und rief zum Handeln auf: „Für uns gilt es, so gut es geht, den Stürmen Einhalt zu gebieten und Position zu beziehen, wo die Würde des Menschen bedroht ist und wo Recht und Gerechtigkeit nur für die Starken und Mächtigen der Welt gelten.“ Position zu beziehen heiße, sich im Namen Jesu zum Anwalt der Armen und Schwachen zu machen, sagte der Weihbischof. „Das Gebet entlässt uns nicht aus der Verantwortung eines Engagements für eine Welt in Gerechtigkeit und Frieden. Im Schauen auf Christus, auf sein Kreuz, an dem wir Gottes Liebe und Barmherzigkeit erkennen können, werden wir ermutigt, dass wir uns einsetzen für alle unsere Brüder und Schwestern, deren Leben bedroht ist, damit ihr Lebensfaden an unser Leben angeknüpft werden kann.“

Anschließend wurden die Namen von Menschen verlesen, die auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Familien im Mittelmeer und auf den langen Wegen über Land nach Europa gestorben sind. Junge Menschen entzündeten zu ihrem Gedenken Kerzen. Seit 1990 hätten 36.998 Menschen bei dem Versuch, Europa zu erreichen, ihr Leben verloren oder seien vermisst. „Im Herzen Gottes sind ihre Namen und Geschichten aufgehoben und geborgen, auch wenn sie bei den Menschen unbekannt bleiben“, sagte Claudia Kaufhold von der Gemeinschaft Sant’Egidio.

An der Organisation des Gedenkens waren der Diözesan-Caritasverband Würzburg, das Diakonische Werk Würzburg, die Oberzeller Franziskanerinnen, syrisch-orthodoxe Christen von der Ostkirchlichen Bruderschaft und die armenisch-apostolische Gemeinde beteiligt.

sti (POW)

(2718/0666; E-Mail voraus)

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