Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Es geht um die Grundhaltung im Leben“

Fachakademie Sankt Hildegard feiert 70-jähriges Bestehen – Bischof Hofmann segnet nach Brand im Jahr 2011 wieder errichtetes Gebäude – Uni Bamberg überreicht Urkunde „Partnerschule der Wissenschaft“

Würzburg (POW) Mit einem Festakt hat die Fachakademie für Sozialpädagogik Sankt Hildegard in Würzburg am Mittwochvormittag, 18. März, ihr 70-jähriges Bestehen begangen. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feierte einen Gottesdienst und segnete anschließend einzelne Räume des Gebäudes, das bei einem Brand in der Nacht vom 14. auf den 15. September 2011 zerstört worden war. „Es kommt entscheidend auf das Vorbild an, das Kinder und Jugendliche in den Erwachsenen sehen“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Professor Dr. Frithjof Grell, Leiter des Lehrstuhls für Elementar- und Familienpädagogik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, überreichte Rektor Thomas Steigerwald die Ernennungsurkunde zur „Partnerschule der Wissenschaft“. „Von einer engen Kooperation der Universität und der Fachakademie können beide Seiten nur profitieren“, sagte Grell.

Der Einweihungs- und Jubiläumsgottesdienst stand unter dem Leitwort „Ihr seid das Salz der Erde“. Einer aktuellen Umfrage zufolge würden Eltern wieder mehr Wert auf Höflichkeit, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und gutes Benehmen legen, betonte Bischof Hofmann in seiner Predigt. „Dabei kommt es auch ganz entscheidend auf das Vorbild an, das Kinder und Jugendliche in den Erwachsenen sehen.“ Immer mehr Menschen würden erkennen, dass das Zusammenleben immer härter und unmenschlicher werde. Als Beispiele nannte er unter anderem die Verbreitung von Gewalt- und Pornodarstellungen unter Kindern und Jugendlichen und den Missbrauch von Kindern. „Gerade in unserer Generation brauchen die Menschen Orientierung. Wir Christen finden sie im Wort Gottes, in seiner Wegweisung, in der frohen Botschaft Jesu“, sagte der Bischof. Die Bergpredigt, der das Leitwort der Feier entnommen ist, zeige, dass es vor allem um die Grundhaltung im Leben, um das Festhalten an der Wegweisung Gottes gehen müsse. Auch das soziale und caritative Engagement in der Diözese Würzburg sei geprägt vom Vertrauen in Gott. „Es ist getragen von der Überzeugung, dass wir damit den Auftrag Gottes zur Nächstenliebe erfüllen und Menschen zu einem besseren Leben verhelfen“, sagte Bischof Hofmann. „Die Kirche ist mit ihrem pastoralen, aber auch sozialem Bemühen prägender Kristallisationspunkt im Gemeinwesen.“ Aus dem Glauben an Gott ergebe sich auch ein gutes Miteinander. Es sei wichtig, den Segen nicht nur für das Gebäude zu erbitten, sondern auch für die Prägung der künftigen Erzieherinnen und Erzieher „und durch sie für die Kinder und Jugendlichen und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft“.

„Die Fachakademie Sankt Hildegard ist mit 70 Jahren nicht nur die älteste Caritas-Schule in der Diözese Würzburg, sondern auch die älteste und größte Fachakademie für Sozialpädagogik in Unterfranken“, sagte Manfred Steigerwald, Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH. Wie sich die Zeiten seit der Gründung geändert haben, machte er mit einem Zitat aus der ersten Hausordnung der Fachakademie deutlich. „Das Tragen von Hosen, von zu weit ausgeschnittenen oder ärmellosen Kleidern ist nicht gestattet“, las er zum Vergnügen der Zuhörer vor.

„Es ist einfach wunderbar, dass Sie diesen Beruf wählen“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu den angehenden Erzieherinnen und Erziehern. „Sie haben das höchste Gut unserer Gesellschaft: unsere Kinder.“ Sie würden aber auch erleben, wie sich die Gesellschaft verändere: Immer mehr Kinder hätten zum Beispiel einen Flüchtlings- oder Migrationshintergrund. Gerade dem vorschulischen Bereich komme eine enorme Bedeutung zu, betonte Stamm. „Im frühkindlichen Bereich liegen die größten Chancen, dass die Kinder zu verantwortungsbewussten Bürgern erzogen werden, die Grundwerte für eine Selbstverständlichkeit halten.“ Wichtig sei aber auch die Entlohnung der Erzieher: „Leistung muss sich lohnen, und da haben wir Nachholbedarf“, betonte sie unter dem Applaus der Zuhörer.

Die fünfjährige Ausbildung zum Erzieher sei nicht ohne Grund einem Bachelor-Abschluss gleichgestellt, sagte Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer. Rund 80 junge Menschen würden jedes Jahr erfolgreich die Ausbildung an der Fachakademie Sankt Hildegard abschließen. Zugleich habe die Regierung von Unterfranken 7749 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren gefördert. „Wir erreichen bayernweit einen sehr hohen Versorgungsgrad“, sagte er. „Es muss uns allen ein Anliegen sein, Sie bei Ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen.“ Er wünschte der Fachakademie „viel Erfolg und Gottes Segen“.

Im Namen der Stadt Würzburg gratulierte Bürgermeister Dr. Adolf Bauer zu dieser „hervorragenden Einrichtung“. Schon Hildegard von Bingen, die Namensgeberin der Fachakademie, habe sich für die Bildung und Erziehung von Menschen eingesetzt, sagte er und zitierte: „Der Himmel auf Erden ist überall, wo ein Mensch von Liebe zu Gott, zu seinen Mitmenschen und zu sich selbst erfüllt ist.“

In der Ausbildung gehe es sowohl um Quantität wie um Qualität, sagte Gerhard Merget, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fachakademien für Sozialpädagogik. Es brauche genügend Absolventen, um den Fachkräftemangel zu beheben. Doch Qualität brauche Zeit, sagte er und sprach sich entschieden gegen Pläne für eine Verkürzung der Ausbildung zum Erzieher aus.

Den von Hildegard von Bingen geprägten Begriff der „Viriditas“, der Grünkraft, stellte Generaloberin Franziskanerschwester Katharina Ganz in den Mittelpunkt ihres Grußworts. „Machen Sie anderen Mut, Ihr Dasein zu entfalten, damit sich die Kraft Gottes zeigen kann, und begleiten Sie Menschen auf ihren Wegen“, gab sie den Studierenden mit auf den Weg.

An die Brandnacht im Jahr 2011 erinnerte Rektor Thomas Steigerwald zum Abschluss des Festakts. „Ich habe diesen riesengroßen Lichtschein über der Stadt gesehen“, beschrieb er die nächtliche Fahrt zum Brandort. Doch alle Mitarbeiter hätten sofort mitgedacht und bei der Krisenplanung geholfen. „In unserer Gesellschaft ist ganz viel möglich, wenn es zum Wesentlichen kommt“, fasste er seine Erkenntnis aus jener Nacht zusammen.

Der Festakt wurde musikalisch begleitet von Schulchor und Schulband der Fachakademie.

sti (POW)

(1315/0294; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder