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„Es geht vor allem um Umsatz“

Engelberggespräch zum Thema Gesundheit – Kapuzinerbruder Paulus Terwitte kritisiert Gesundheitswahn – Uneinigkeit beim Thema Organspenden

Miltenberg (POW) Mit dem Thema „Hauptsache gesund!?“ hat sich eine Veranstaltung auseinandergesetzt, zu der am Samstag, 7. März, der Kreisverband Miltenberg der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), die Caritas Miltenberg, das Martinusforum Aschaffenburg und das Kloster Engelberg in die Klostergaststätte eingeladen hatten. Rund 200 Gäste folgten dem von KAB-Sekretär Joachim Schmitt moderierten Podiumsgespräch mit Kapuzinerbruder Paulus Terwitte und dem Amorbacher Hausarzt Dr. Joachim Haas. Vor allem gegen die Gesundheitsindustrie wurden an diesem Abend viele Vorwürfe erhoben. Sie erwecke in der Werbung den Eindruck, man könne alle gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen, argumentierte Haas. „Da geht es vor allem um Umsatz, die Risiken und Nebenwirkungen werden aber auf die Mediziner und Apotheker abgeladen.“

Bruder Paulus, der die Brüdergemeinschaft der Kapuziner in Frankfurt am Main leitet und dort City-Pastoral betreibt, merkte an, wie wichtig es sei, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie auch in Krankheit ihren Wert nicht verlieren. „Aber heutzutage darf man ja nicht krank sein. Der Gesundheitswahn unserer Zeit hat durchaus menschenverachtende Züge“, sagte der Kapuziner.

Im Verlauf des Gespräches berichtete Haas von Auswüchsen in der Verwaltung des Gesundheitswesens und der drohenden Gefahr des Ausblutens der medizinischen Versorgung auf dem Land. Bruder Paulus plädierte dafür, die Lebensgemeinschaften in der Familie und im Ort wieder stärker zu aktivieren, statt die Pflege alleine auf die Profis abzuschieben. Hier nahm er auch das Publikum mit in die Pflicht, von denen viele aus einem kirchlich engagierten Umfeld kamen.

Differenzen gab es in der Frage der Organspenden. Der Amorbacher Hausarzt warb eindringlich dafür, dass sich jeder Einzelne klar zu diesem Thema positioniert. Er schlug vor, dass Menschen, die nicht spenden wollen, auch keine Spenderorgane erhalten können. Bruder Paulus erklärte, dass er sich nicht als Organspender eintragen lasse. Die Tatsache, dass ein Organ entnommen werden muss, „solange der Mensch noch lebt“, sei für ihn ethisch nicht vertretbar. Allerdings komme es für ihn auch nicht in Frage, sich ein Organ transplantieren zu lassen.

Insgesamt zeigte das Gespräch mehr Probleme im Gesundheitssystem auf als Lösungen für die Folgen eines übersteigerten Gesundheitswahns. Verdeutlicht wurde allerdings, dass keine Gespräche über Gesundheit geführt werden können und dürfen, bei denen dem Thema Krankheit aus dem Weg gegangen wird.

Das Engelberggespräch findet einmal im Jahr in der Fastenzeit in der Klostergaststätte statt. Im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung mit dem Preis „best practice 2014“ der Katholischen Erwachsenenbildung Bayern ausgezeichnet.

bv (POW)

(1115/0246; E-Mail voraus)

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