Würzburg/Bad Bocklet/Burkardroth/Rom (POW) Etwa 40 Jugendliche, viele davon in dunkelroten T-Shirts mit der Aufschrift „Romwallfahrt 2024 – Pastoraler Raum Burkardroth Bad Bocklet“, drängen sich auf dem Petersplatz in Rom vor einer Barrikade. Um sie herum, in abgegrenzten Bereichen, stehen tausende weitere Jugendliche. Da ruft ein Junge, der auf einen der Plastikstühle gestiegen ist: „Er ist da drüben!“ Wenige Minuten später kommt der Moment, auf den die Ministrantengruppe aus Burkardroth und Bad Bocklet seit über zwei Stunden in der prallen Sonne wartet: Das weiße Papamobil mit Papst Franziskus biegt in den Durchgang hinter der Absperrung. Die Jugendlichen klatschen, winken und zücken ihre Handys. Ein paar Jungen und Mädchen wedeln ihre Pilgertücher wild durch die Luft.
Es ist Dienstagnachmittag, 30. Juli, und die Jugendlichen, die sich hier auf dem Petersplatz versammelt haben, sind Teil der 13. internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom. Etwa 50.000 Ministrierende und ihre Begleitpersonen aus rund 20 Ländern sind es laut Informationen der Deutschen Bischofskonferenz, rund 1600 davon aus dem Bistum Würzburg. Sie verbindet ein Ziel: Sie wollen den Papst von Nahem sehen. „Es wäre schon cool, den auch so zu treffen, nicht nur auf Bildern“, sagt Ministrant Valentin Fehr (13) aus der Gruppe aus Burkardroth vor der Audienz. Sein Freund Philipp Schmitt (13) ergänzt, er wolle zuhause erzählen, er habe den Papst aus zwei bis drei Metern Entfernung gesehen. Deshalb war ihre Gruppe auch schon früh auf dem Platz. Ausgestattet mit Isolierdecken aus dem Erste-Hilfe-Kasten und ausreichend Wasser, haben sie in der römischen Hitze ausgeharrt. Zwischendurch kam auch die Abkühlung durch die Feuerwehr gelegen. Diese „hat uns nass gemacht, das war schön kühl“, sagt Fehr, der sich mit Schmitt direkt unter den Wasserstrahl gestellt hat.
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Nun ist es also so weit: Der Papst fährt in Runden durch die tausenden von Minis auf dem Platz und winkt auch den Mädchen und Jungen aus Burkardroth und Bad Bocklet zu, die direkt hinter der Absperrung stehen. „Er hat uns gesegnet, er hat mir direkt in die Augen geschaut“, fasst Fehr die Begegnung später zusammen. Während ein paar der Jugendlichen überlegen, wo sie noch einen zweiten Blick auf Papst Franziskus erhaschen können, verkriechen sich andere wieder unter die Decken. 36 Grad und pralle Sonne können anstrengend sein.
Spätestens als Papst Franziskus die Messe beginnt und der Chor die ersten Lieder singt, kommt die Menge wieder in Bewegung. Es wird geklatscht, mitgewunken, und vor allem den Wallfahrtssong „With you, mit dir, contigo“ können manche bereits mitsingen. Es folgen Ansprachen und Fürbitten von Ministrierenden aus unterschiedlichen Ländern – unter anderem auf Deutsch, Italienisch, Französisch.
Laut wird die Menge, die etwa zu zwei Dritteln aus deutschen Teilnehmenden besteht, als Papst Franziskus seine Predigt mit „Buona sera, guten Abend“ beginnt. Auch die Gruppe aus Burkardroth und Bad Bocklet klatscht. Nur wenige Minuten zuvor hatten sie sich noch gefragt, ob der Papst eigentlich Deutsch spricht. „Der Petersplatz ist immer schön, aber mit Euch ist er noch viel schöner“, ruft Papst Franziskus nun der Menge auf Italienisch zu. Eine Übersetzerin wiederholt die Sätze auf Deutsch. Franziskus sei beeindruckt vom Thema der Wallfahrt, sagt er. „Was für ein großes Geheimnis steckt in diesen zwei kleinen Worten: Mit dir!“ Mütter sagen „Ich bin mit dir“ zu ihren Kindern, Jesus sagt es zu den Gläubigen. Dies spürten auch die Ministrierenden, wenn sie am Altar dienen. Papst Franziskus ermutigt die jungen Menschen, dieses Gefühl weiterzutragen, und wünscht ihnen einen „guten Weg zusammen mit Jesus“.
Romy Leiber (13) sagt, sie glaube, dass die Audienz ihren Glauben zumindest ein bisschen bereichert hat. „So etwas erlebt man ja nicht alle Tage.“ Für Fehr hat sich die Romfahrt auf jeden Fall gelohnt. „Der Papst ist direkt vor unserer Nase vorbeigefahren. Also es war ein cooles Erlebnis.“ Schmitt wusste schon im Vorhinein ein bisschen, was ihn erwartet. Vor einigen Jahren hat sein Onkel an einer Papstaudienz teilgenommen und dem Papst die Hand geschüttelt. „Davon gibt es sogar ein Bild“, erzählt der 13-Jährige. Die Hand des Papstes hat er selbst zwar nicht gehalten, trotzdem lautet sein Fazit: „Die Stimmung war sehr gut. Hat sehr, sehr Spaß gemacht.“ Mina Sell (15) freut sich außerdem, dass mit der Zeit der Schatten über den Platz gezogen ist.
In Erinnerung wird die Audienz sicherlich auch denjenigen bleiben, die noch ein bisschen näher ran durften. Insgesamt 43 Jugendliche aus dem Bistum Würzburg sitzen auf der Tribüne direkt beim Papst. 19 Jungen und Mädchen singen im „Chor der Nationen“ mit. Der Chor begleitet den gesamten Gottesdienst und besteht aus Ministrantinnen und Ministranten aus allen anwesenden Nationen. Zum Abschluss der Audienz schütteln außerdem Bischof Dr. Franz Jung und Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran dem Papst die Hand – laut bejubelt von den eigenen Ministranten. Später verrät Bischof Jung, dass er den Papst um den Segen für das Bistum Würzburg gebeten habe.
Die ausgelassene Audienzstimmung ebbt nicht ab, als Papst Franziskus kurz vor 19 Uhr den Petersplatz verlässt. Es werden Gruppenbilder gemacht. Ein Ministrant aus Lengfeld mit oranger Wallfahrtskappe hat sein Blasinstrument ausgepackt und spielt zu der Melodie von „With you, mit dir, contigo“. Einige Menschen stimmen in den Refrain mit ein. Eine Gruppe Mädchen steht auf den Stühlen, tanzt und klatscht im Takt, während etwas weiter eine österreichische Teilnehmerin die vorbeikommenden Minis abklatscht. Auch durch die Pilgertücher kommen die Teilnehmenden der verschiedenen Nationen in Kontakt. Rot-weiße werden gegen schwarz-rot-gelbe getauscht. Ein deutscher Teilnehmer verkündet beim Verlassen des Petersplatzes, er müsse zu den Schweizer Pilgerinnen und Pilgern – das Tuch wolle er noch haben. Besonders begehrt sind natürlich auch die weiß-gelben Vatikan-Tücher, die einige der Helfenden an den Wasserstationen geschenkt bekommen, erzählt Annika Herzog von der Wallfahrtsleitung des Bistums Würzburg nach der Audienz. Und so verlässt eine bunte Menschentraube im Abendlicht den Petersplatz. Die Papstaudienz sei „etwas, das in Erinnerung bleibt“, sagt Ministrantin Romy Leiber.
Weitere Informationen zur Ministrantenwallfahrt im Internet unter www.ministranten.bistum-wuerzburg.de.
Aus Rom berichtet Christina Denk (POW)
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