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Fairen Handel auf breite Basis gestellt

Nach über 17 Jahren als Referent verlässt Michael Röhm den Würzburger Weltladen – Bildungsarbeit in ganz Unterfranken – Würzburger Geschäft deutschlandweit ein Umsatzriese

Würzburg (POW) Über 17 Jahre lang hat Michael Röhm als Referent für Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit den Weltladen Würzburg mitentwickelt und durch Bildungsarbeit auf breite Basis gestellt. Zum 1. Dezember wechselt der 51-Jährige aus privaten Gründen auf eine Vollzeitstelle bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) in Würzburg. Sein Nachfolger ist der 33-jährige Thomas Mitschke, den Röhm seit 1. Oktober eingearbeitet hat. Mehr als 470.000 Euro Umsatz hat der Weltladen in Würzburg im Jahr 2009 gemacht. Wenn das Weihnachtsgeschäft erwartungsgemäß läuft, hat Röhm zum Zeitpunkt seines Abschieds die Utopie wahr gemacht, mit der er 1993 die 25-Stunden-Stelle beim Weltladen angetreten hatte: Innerhalb eines Jahres fair gehandelte Produkte im Wert von einer Million Mark unters Volk zu bringen.

Der Weinbautechniker aus Thüngersheim hatte sich schon in seiner Jugend bei der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) für Fragen der Entwicklungsarbeit stark gemacht, später drei Jahre als Entwicklungshelfer in Kenia gearbeitet und stieg 1993 beruflich beim Weltladen ein. Dessen Verkaufsräume befanden sich damals in der Bibrastraße. Die Fläche dort war etwa dreimal so groß wie die 18-Quadratmeter-Kammer im Würzburger Kilianshaus, wo der Weltladen von seiner Gründung im Jahr 1977 bis 1986 untergebracht war.

Erst 1997 bezog die Einrichtung die jetzigen Räume in der Plattnerstraße. Dank einer Erweiterung im Jahr 2006 werden dort auf rund 100 Quadratmetern Verkaufsfläche nach Röhms Schätzung mehr als 1000 verschiedene Waren angeboten. Neben einer weiteren Teilzeitkraft und vier Minijobbern sind es vor allem 50 Ehrenamtliche, die sich für die fair gehandelten Waren engagieren. „Wir sind deutschlandweit einer der umsatzstärksten Weltläden und was das Engagement der Ehrenamtlichen betrifft herausragend“, erklärte Röhm.

Wer im Weltladen einkaufe, unterstütze neben den Produzenten der Waren unter anderem die verschiedenen kulturellen Veranstaltungen, zum Beispiel mit Musikern aus Afrika und Lateinamerika oder Autorenlesungen. Von den Gewinnen werde aber auch das Bildungsangebot finanziert, dass der Weltladen in Person Röhms in ganz Unterfranken leiste: 13 Initiativen, aus denen eigene Weltläden hervorgingen, seien in direkter Folge daraus gegründet worden. Mit rund 50 Einrichtungen dieser Art habe die Region die höchste Dichte an Weltläden in ganz Deutschland. „Einen zentralen gemeinsamen Einkauf über unsere Einrichtung gibt es aber nicht, das würde uns schlicht überfordern“, sagte Röhm. Unterstützung finde anders statt, zum Beispiel in Form eines zinslosen Darlehens für den Weltladen in Bad Brückenau oder in gemeinsam ausgesprochenen Einladungen für Produzenten, die dann in Mainfranken über ihr Produkt informieren können.

Die gesellschaftliche Akzeptanz für und das Interesse an fair gehandelten Waren habe sich in den vergangenen Jahren spürbar gewandelt: „Einst waren die Weltläden Vorreiter, heute hat der Faire Handel Einzug in den gesamten Einzelhandel gehalten, mitunter auch beim Discounter.“ Schon früh habe der Würzburger Weltladen mit der Supermarktkette Kupsch kooperiert und über diese erste gepa-Produkte vertrieben.

Spürbar gewachsen sei über die Jahre der Qualitätsanspruch der Kunden. „Aus Mitleid kauft heute kein Mensch mehr ein fair gehandeltes Produkt.“ Das sei über die Einkäufer auch bei den Produzenten der Waren angekommen. Als Beispiel nannte Röhm Kaffee, Tee oder Konfiserie-Artikel. Hier könne das Angebot des Weltladens leicht mit der Güte gewöhnlicher Spitzenprodukte mithalten und sei mitunter sogar noch etwas günstiger. „Wir sind nur dann zu teuer, wenn man die Ramsch-Angebote als Bezugsgröße nimmt.“ Auf Röhms Anregung hin entstand zum Beispiel die Würzburger Stadtschokolade aus fair gehandeltem Kakao mit Silvaner-Füllung.

Gewandelt habe sich auch das Bewusstsein für den Fairen Handel: Musste Röhm früher viel Überzeugungsarbeit leisten, um irgendwo einen Vortrag halten zu dürfen, so sei es heute eher die Herausforderung, der großen Nachfrage gerecht zu werden. Enge Kooperation bestehe unter anderem mit dem Sankt Burkardus-Haus oder der Akademie Frankenwarte. Regelmäßig kämen Schulklassen, um sich nach einer Ladenerkundung über Fragen des Kaffee- oder Kakaoanbaus und -handels zu informieren.

Beim DAHW wird sich Röhm in Zukunft als Referent der Stärkung des Ehrenamts und der Bildungsarbeit widmen. Die von ihm vorangetriebene Entwicklung des Würzburger Weltladens lässt vermuten: mit Erfolg.

(4610/1414; E-Mail voraus)

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