Würzburg (POW) Das Bistum Würzburg mit dem Diözesan-Caritasverband ist erneut für seine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik mit dem Zertifikat „audit berufundfamilie“ ausgezeichnet worden. Voraussetzung für das drei Jahre gültige Zertifikat ist die erfolgreiche Re-Auditierung (Dialogverfahren), die von einer Auditorin der berufundfamilie Service GmbH begleitet wird. Erstmals wurde die Diözese im Jahr 2010 mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Bei der Entgegennahme der Urkunde am Montag, 20. Oktober, im Bischöflichen Ordinariat sprach Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran von einer „Zeit der Reifung und der Schwerpunktsetzung, die uns als Diözese unheimlich wichtig ist. Das ,audit berufundfamilie‘ ist nicht mehr wegzudenken.“ Er dankte allen, die am Re-Zertifizierungsprozess mitgewirkt haben.
Sei der Schwerpunkt anfangs auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegen, hätten sich die Ziele des „audit berufundfamilie“ in den vergangenen Jahren gewandelt, sagte Simon Müller-Pein, Leiter der Abteilung Administration und Besoldung: „Das Stichwort heißt jetzt Lebensphasenorientierung.“ Ein Arbeitnehmer, der einen Angehörigen pflege, habe andere Bedürfnisse als ein Auszubildender, nannte er als Beispiel. Das spiegele sich auch im neuen Handlungsprogramm für die Jahre 2025 bis 2028. Dieses wurde auf der Basis von Gruppeninterviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Führungskräften und der Steuerungsgruppe des ,audit berufundfamilie‘ erstellt und von der Bistumsleitung bestätigt. Darin wird festgestellt, dass der gesellschaftliche Wandel neue Herausforderungen mit sich bringe: Alterung der Gesellschaft, Verknappung von Nachwuchskräften, Digitalisierung und damit einhergehend ein Wertewandel sowie Veränderungen in den Lebensentwürfen. Das Verhältnis zwischen Beruf und Privatsphäre wandele sich und damit auch die Ansprüche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Projektreferentin Anja Steyer erläuterte an Beispielen, was bereits erreicht wurde und wie darauf aufgebaut werden soll. So wurde mit der Stelle des Referenten für Personalentwicklung das Ziel angegangen, interne Entwicklungsmöglichkeiten für Beschäftigte zu bieten, um diese in der Diözese zu halten. Steyer nannte auch das Stichwort „Onboarding“. „Onboarding“ meint die strukturierte Einarbeitung und Integration von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Stellenantritt oder -wechsel, etwa durch Mentoring.
„Eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik ist nicht zuletzt ein entscheidendes Kriterium für potentielle neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Steyer. Die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Personalgewinnung bestätigten eine gestiegene Nachfrage nach Benefits des Arbeitsgebers, die über rein monetäre Leistungen hinausgehen. Einrichtungen der Diözese und der Caritas böten beispielsweise Freizeitangebote und Betreuungsprogramme für Familien und Kinder, eine Vielzahl von Beratungsstellen unterstütze bei Fragen zu Pflege, Erziehung oder Krankheit. „Unser Arbeitgeber bietet vieles, was auch den Beschäftigten zur Verfügung steht, aber nicht immer als Benefit wahrgenommen wird. Beim internen Marketing haben wir hier noch Potenzial zu heben“, sagte Steyer. Sie hob auch die Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung (MAV) des Bischöflichen Ordinariats hervor.
Stichwort: „audit berufundfamilie“
Die berufundfamilie Service GmbH versteht sich nach eigenen Angaben als Dienstleister und „Think tank“ im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Ihr zentrales Angebot ist das „audit berufundfamilie“/“audit familiengerechte hochschule“, das von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung initiiert wurde. Einsetzbar in alle Branchen und unterschiedlichen Betriebsgrößen, erfasst das „audit“ den Status quo der bereits angebotenen familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmen, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familien- und Lebensphasenbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Prozesses entscheidet ein unabhängiges, prominent mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden besetztes Kuratorium über die Erteilung des Zertifikats zum „audit“, das als Qualitätssiegel für die nachhaltige Gestaltung der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik gilt und drei Jahre gültig ist. Die in der Zielvereinbarung beschlossenen Maßnahmen sind während dieser Zeitspanne zu verfolgen. Die praktische Umsetzung wird von der berufundfamilie Service GmbH jährlich überprüft.
Nach jeweils drei Jahren können zweimal im Rahmen von Re-Auditierungen weiterführende personalpolitische Ziele vereinbart werden. Daran – erstmalig nach neun Jahren – schließt sich das Dialogverfahren an. Nur bei erfolgreicher Durchführung des Dialogverfahrens darf der Arbeitgeber das Zertifikat weiterführen. Die berufundfamilie Service GmbH besitzt die europaweite Lizenz für das „audit“.
Bundesfamilienministerin Karin Prien ist Schirmherrin für das „audit“. Informationen gibt es im Internet unter www.berufundfamilie.de.
sti (POW)
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