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Fast so groß wie die Stadt Würzburg

Pfarrei Oberleichtersbach ist die von der Fläche größte Pfarrei im Bistum Würzburg – Ökumene gehört zum Tagesgeschäft – Altes Siedlungsgebiet an historischen Handelsstraßen

Oberleichtersbach/Breitenbach/Modlos/Weißenbach (POW) Über 86,5 Quadratkilometer erstreckt sich die Pfarrei Oberleichtersbach im Landkreis Bad Kissingen. Damit ist sie laut der Zentralen Datenbank des Bistums Würzburg von der Ausdehnung die größte Pfarrei der Diözese. „Die große Flächenausdehnung rührt von der sogenannten Thüngischen Zent her, die zum Pfarrgebiet gehört, aber überwiegend evangelisch ist“, erläutert Pfarrer Armin Haas. Zum Vergleich: Die Stadt Würzburg ist nur einen knappen Quadratkilometer größer. Insgesamt leben in der Pfarreiengemeinschaft „Oberleichtersbach / Schondra“ über 3400 Katholiken, davon mehr als 1800 in der Pfarrei Oberleichtersbach mit ihren Filialen Breitenbach, Modlos und Weißenbach.

Wildromantische Ecken mit Wald, dem Lauf der Schondra, sanften Bergen und weitem Blick über die Rhön und die Schwarzen Berge gibt es hier zuhauf. Die landschaftliche Hochterrasse mit Böden aus rötlichem Buntsandstein und Wellenkalk ist für die südliche Rhön vergleichsweise fruchtbares Gebiet. Viele der Ortschaften haben eine lange Geschichte aufzuweisen: Das Gebiet liegt an der alten Ost-West-Fernstraße zwischen Frankfurt am Main und Leipzig sowie der Nord-Süd-Straße zwischen Fulda und Würzburg. Mitgenfeld hat 1178 Jahre Geschichte nachzuweisen, Breitenbach im kommenden Jahr 1200. 836 stand in Oberleichtersbach bereits die erste Kirche der Gegend, die „Urkirche“. Von dort aus wurde ein Gebiet betreut, das von Münchau im Süden bis Kothen im Norden reichte, und im Westen von Rupboden bis zu Unterriedenberg im Osten. „Abt Rhabanus Maurus von Fulda hat in dieser Urkirche laut Urkunde Rast gemacht, als er die Reliquien des heiligen Venantius von Rom überführte.“ Die heutige Pfarrkirche ist „Sankt Peter und Paul“ geweiht und wurde 1691 geweiht. Das Untergeschoss des Kirchturms wurde um 1150 errichtet, der Chorraum stammt aus der Zeit um 1300.

Seit 1991 schon, und damit als eine der ersten im Bistum Würzburg, wurde die Pfarrei mit Schondra zu einer Pfarreiengemeinschaft verbunden. „Es haben sich daher schon auch gewisse Traditionen in der Zusammenarbeit gebildet. So wird die Osternacht zentral in den beiden Pfarrkirchen Oberleichtersbach und Schondra gefeiert, und jede Filiale bringt neben zwei Ministranten auch die eigene Osterkerze mit“, berichtet Haas, der seit 2007 Leiter der Pfarreiengemeinschaft ist.

Die Filiale mit der jüngsten Geschichte ist übrigens Weißenbach. In die bis dahin rein evangelische Ortschaft, in der heute noch der Baron von Thüngen seinen Wohnsitz hat, wurden 1937 katholische Bürger umgesiedelt, die bis dahin in einem der Orte auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Wildflecken zuhause waren. „Die Pfarrkirche Oberleichtersbach war rund zehn Kilometer entfernt. Deswegen fanden Gottesdienste anfangs in Weißenbach in einem Wohnzimmer statt“, weiß Pfarrer Haas. Die schon vor dem Zweiten Weltkrieg vorhandenen Pläne für einen Kirchenbau konnten erst 1947 verwirklicht werden. „Zum Teil haben die Landwirte für das Baumaterial in Frankfurt/Main Naturalien eingetauscht.“ Die Inneneinrichtung dagegen stammt unter anderem aus den ehemaligen Kirchen der Orte Werberg sowie im Fall der Orgel aus Altglashütten, die beide dem Truppenübungsplatz Wildflecken zum Opfer fielen.

Von der strikten Trennung der Konfessionen, wie sie zur damaligen Zeit in Weißenbach herrschte, sei dort heute kaum noch etwas zu spüren. „Die Menschen möchten den Glauben gemeinsam leben.“ So erfreue sich der evangelische Kindergottesdienst allerseits großer Beliebtheit. Zu den mittlerweile festen ökumenischen Bräuchen gehöre unter anderem der Emmausgang, der jährlich wechselnd am Ostermontag von der evangelischen zur katholischen Kirche führt – oder umgekehrt. Die guten Beziehungen zur evangelischen Kirche pflegen Pfarrer Haas und seine Mitbrüder Dr. Florian Judmann (Wildflecken) und Michael Krammer (Kothen/Bad Brückenau) mehrmals jährlich bei einem informellen Pfarrertreff mit den evangelischen Kollegen der Gegend.

Überhaupt bescheinigt der Pfarrer den vielen Laien in Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft großes Engagement. Zeichen der Verbundenheit der Gläubigen mit der Kirche vor Ort sind die monatlich in den Kirchen ausgehängten Zeugnisse einzelner Personen. Darin schildern sie unter der Überschrift „Glaube mit Gesicht“, was ihnen persönlich der Glaube bedeutet. Aus jeder Filiale bringt sich wenigstens ein Mitglied im Pfarrgemeinderat ein. Insbesondere das Team von insgesamt 14 Gottesdienstbeauftragten bezeichnet Haas als „wertvolles Beratungsgremium und wichtigen Ansprechpartner“. Mit Hilfe dieser Frauen und Männer und gemeinsam mit Pfarrer i. R. Gerhard Götz, der seit seiner Pensionierung im Oberleichtersbacher Pfarrhaus wohnt, gelinge es, in der Pfarreiengemeinschaft jeden Sonntag vier Eucharistiefeiern und drei Wort-Gottes-Feiern anzubieten.

Unter anderem in den beiden Filialkirchen Modlos und Breitenbach. In Modlos gab es seit 1910 einen Kirchenbau-Verein, der Rückschläge durch die Weltkriege, Nazizeit und Inflation verkraften musste. 1950 begannen schließlich die Bauarbeiten an der Kirche. Bischof Dr. Julius Döpfner weihte die Kirche, die Jakobus den Älteren als Patron hat, 1952 ein. „Am Standort war früher ein Teich. Deswegen musste 1991/92 bei der Generalsanierung auch eine Feuchtigkeitssperre in den Wänden eingezogen werden“, sagt Kirchenpfleger Siegfried Klug. Der Heiligen Familie geweiht ist die Filialkirche von Breitenbach. Die besonders kunstvolle Ausstattung im Jugendstil sowie den Bau nach neugotischem Entwurf finanzierten 1906 der Breitenbacher Johann Schumm und dessen Gattin Flora. „Bei einer Generalrestauration wurde die ursprüngliche Bemalung Gott sei Dank wieder hergestellt. Zwischenzeitlich waren Decke und Wände komplett weiß gestrichen worden“, berichtet Pfarrer Haas.

Info: Die Zugehörungen der Pfarrei Oberleichtersbach

Als Zugehörung, also ohne eigene Kirche, zählen zur Pfarrei Oberleichtersbach die Ortschaften und Weiler Adamsmühle, Aspenmühle, Bernbrunn, Buchrasen, Buckelmühle, Detter, Dreistelz, Haghof, Zeughaus, Mitgenfeld, Münchau, Neumühle, Roßbach, Scheuermühle, Schmittrain, Untergeiersnest und Veitenmühle. In Unterleichtersbach gibt es seit 1629 ein Kapellchen, das nach einer Zwischennutzung als Getreidespeicher und Abstellraum seit 1962 wieder für Privatandachten und gelegentliche Gottesdienste genutzt wird.

mh (POW)

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