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„Fehler bekennen, Verbrechen verhindern“

13 im Bistum Würzburg aktive Ordensgemeinschaften wollen Missbrauchsaufarbeitung vorantreiben

Würzburg (POW) Auf Anregung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg hat ein gemeinsamer Beraterstab von 13 Orden und Kongregationen, die im Bistum Würzburg tätig sind, bei seinem jüngsten Treffen im März zwei Vertreterinnen der Aufarbeitungskommission eingeladen, um über eine Kooperation zu reden. Die Ordensgemeinschaften, die mit dem Beraterstab zusammenarbeiten, sind: Bayerisch-Deutsche Provinz der Augustiner (Würzburg), Comboni-Missionare Deutschsprachige Provinz (Nürnberg), Deutsche Provinz der Claretiner,  Deutsche Provinz der Karmeliten (Bamberg), Deutsche Provinz der Missionare von Mariannhill (Würzburg), Deutsche Provinz der Schwestern vom Guten Hirten (Würzburg), Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu (Kloster Oberzell), Dillinger Franziskanerinnen Deutsche Provinz, Fränkische Provinz der Dominikanerinnen (Neustadt am Main), Franziskaner-Minoriten Provinz Sankt Elisabeth (Würzburg), Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, Kongregation der Ritaschwestern (Würzburg) und Kongregation der Schwestern des Erlösers (Würzburg).

Seit 2010 erste Missbrauchsfälle von Ordensleuten am Canisius-Kolleg in Berlin aufgedeckt worden sind, beschäftigen sich Ordensgemeinschaften in Deutschland mit der Aufarbeitung. „2020 wurden alle bisherigen Richtlinien in enger Abstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz überarbeitet und entsprechende Bestimmungen auch für die Ordensgemeinschaften erlassen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Professorin Dr. Anja Amend-Traut, Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Würzburg und Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Würzburg, sowie Dr. Hülya Düber, Referentin des Jugend-, Familien- und Sozialreferates der Stadt Würzburg, stellten die Arbeit der Kommission vor. Die beiden maßgeblichen Ziele aller Bestrebungen seien, im Rahmen eines strafrechtlichen Gutachtens systemische Schwächen aufzudecken und sodann auf dieser Grundlage Empfehlungen für eine Umstrukturierung auszusprechen, durch die für die Zukunft – soweit möglich – Missbrauch vermieden werden soll. Geplant ist laut Amend-Traut, dass Betroffene dazu aufgerufen werden, sich zu melden, um in das Gutachten einbezogen zu werden.

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg konzentriert sich auf das Personal des Bistums, so die Empfehlung der „Gemeinsamen Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und der Deutschen Bischofskonferenz vom 27. April 2020. Ordensgemeinschaften als solche sind nicht Bestandteil des Konzeptes. Es gebe aber Überschneidungen, wenn etwa Schwestern oder Brüder in Einrichtungen des Bistums angestellt waren.

Dass sie mit dem von der Kommission beauftragten Gutachter zusammenarbeiten und ihn unterstützen wollen, stehe für die Ordensgemeinschaften außer Frage. Die Oberen hätten bei ihrem Treffen im März aber erneut darüber diskutiert, wie eine eigene Aufarbeitung aussehen könnte. Den Ordensleuten sei es wichtig, „der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, eigene Fehler zu bekennen, Konsequenzen zu ziehen, den Betroffenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und alles in der Macht des jeweiligen Amtes und der Organisation Stehende zu tun, damit künftig solche Verbrechen verhindert werden“, heißt es im jüngsten Sitzungsprotokoll.

Der unabhängige Beraterstab soll dabei helfen. Rechtsanwalt Thomas Braun, Psychotherapeutin Elisabeth Kirchner (Wildwasser Würzburg), Sozialrichter i. R. Burkhard Löffler, Kirchenrechtler Professor Dr. Martin Rehak (Katholisch-Theologische Fakultät Würzburg) und Psychologin Nina Rübsam (Hauptamtliche der Kreuzschwestern, Gemünden) beraten die Ordensoberen. „Das Gremium macht keine Aufarbeitung, sondern bringt wichtige Impulse und vor allem fachliches Know-how in die Diskussionen der Ordensgemeinschaften ein. Der kritische Blick von außen ist dabei besonders wertvoll“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Die 13 Ordensgemeinschaften bekräftigen, Aufarbeitung und Prävention vorantreiben zu wollen. Organisatorisch sei das allerdings sehr komplex. Die Orden sind mitunter in verschiedenen Bistümern tätig oder wirken in Einrichtungen anderer Träger und haben somit nicht immer Zugriff auf Akten. Zudem seien die Einsatzorte vielfältig, die Schwestern und Brüder wirkten und wirken in Heimen, Kindergärten und Schulen, in der Seelsorge, in therapeutischen Einrichtungen oder auch in der Mission. Manche Orden wiederum haben gar keinen Kontakt nach außen. In einem nächsten Schritt plane der Beraterstab, sich nochmals mit der Aufarbeitungskommission zu treffen und unabhängig von den Ordensoberen zu überlegen, welche Empfehlungen sie den Gemeinschaften in Sachen Aufarbeitung geben können.

Wichtig sei den Ordensleuten vor allem eines: Betroffene könnten sich jederzeit an die unabhängigen Ansprechpartner wenden. Deren Namen und Kontaktdaten finden sich auf den jeweiligen Internetseiten der Gemeinschaften.

(1422/0405; E-Mail voraus)