Münster/Würzburg (POW) Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Münster ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Vorsitzenden der Liturgiekommission gewählt worden. In folgendem Interview spricht Bischof Hofmann über die neue Aufgabe, die zuvor Joachim Kardinal Meisner (Köln) innehatte.
POW: Herr Bischof, welche Aufgaben sind mit dem Vorsitz der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz verbunden?
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Wie in jeder anderen bischöflichen Kommission leitet der Vorsitzende die regelmäßigen Sitzungen der Kommission mit ihren Beratern. In Abstimmung mit dem Sekretär und dem Geschäftsführer aus dem Sekretariat der Bischofskonferenz bereitet er die Sitzungen vor und nach. Darüber hinaus kommt ihm eine wichtige Funktion in der Begleitung der Projekte der Kommission zu. In der Liturgiekommission ist das vor allem die Erarbeitung von liturgischen Büchern wie dem Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“, der Einheitsübersetzung der Bibel und dem Messbuch. Auch hält der Vorsitzende die Kontakte zu den angegliederten Institutionen wie dem Deutschen Liturgischen Institut in Trier und der Päpstlichen Kommission „Ecclesia celebrans“ zur Übersetzung liturgischer Bücher für den gesamten deutschsprachigen Bereich. Schließlich vertritt der Vorsitzende die Themen der Kommission und der Liturgie insgesamt in den Versammlungen der Bischofskonferenz.
POW: Was hat Sie bewogen, diese zusätzliche Aufgabe anzunehmen?
Bischof Hofmann: Nach der langen Zeit des Wirkens von Kardinal Meisner als Vorsitzenden sehe ich meine Aufgabe in der Gestaltung des Übergangs. Vor allem das Projekt Gotteslob, das ich in den vergangenen Jahren verantwortlich begleitet habe, soll mit seinen Begleitpublikationen und der Einführungsphase zu einem guten Abschluss kommen. Auch gilt es, die Revision der Einheitsübersetzung zu Ende zu führen und weiteren Perspektiven für die Messbuchübersetzung nachzugehen. Gleichzeitig bieten die kommenden Jahre die Chance, dass sich die Liturgiekommission neu formiert. Viele Mitglieder sind in den vergangenen Jahren ausgeschieden oder werden das in absehbarer Zeit tun. Die vielen Vakanzen deutscher Bischofsstühle führen dazu, dass sich die Bischofskonferenz in den kommenden Jahren verändern wird und damit auch die Liturgiekommission. Ich möchte also die begonnenen Projekte zu Ende begleiten und das Feld für eine personelle Erneuerung der Kommission bereiten.
POW: Die Liturgiekommission berät über alle Fragen der Gottesverehrung in der Liturgie. Welchen aktuellen Herausforderungen in der Liturgie wird sich die Kommission in Ihrer Amtszeit als Vorsitzender besonders stellen (müssen)?
Bischof Hofmann: Neben der Liturgie der Kirche, die durch die liturgischen Bücher geordnet ist, beschäftigt sich die Kommission schon seit Jahren mit den Formen der Volksfrömmigkeit und besonders mit einladenden und leichtverständlichen Gottesdienstformen bis hin zu „präliturgischen“ Feiern, die auch Fernstehende zu einer Begegnung mit Gott und dem gottesdienstlichen Raum einladen und ansprechen wollen. Dieser Bereich ist mir ein Herzensanliegen, und ich möchte ihn noch stärker in den Fokus unserer Arbeit rücken. Ich glaube eben auch, dass das die wichtige Perspektive für die Zukunft sein wird.
POW: Muss die Kommission auch auf „Fehlentwicklungen“ in der Liturgie reagieren?
Bischof Hofmann: Die Kommission ist immer wieder mit solchen Fragestellungen konfrontiert, die meist von außen herangetragen werden. In der Regel ist die liturgische Ordnung so gut in liturgischen Büchern und Rahmenordnungen verankert, dass eine Erinnerung und Vergewisserung genügt. In einigen Bereichen ist es aber auch nötig, die liturgischen Rahmenbedingungen immer wieder fortzuschreiben. Ich denke da besonders an die Rahmenordnung zur Zusammenarbeit von Priestern, Diakonen und Laien in der Liturgie von 1999, die mittlerweile in einer mehrfachen Neuauflage immer wieder aus aktuellen Fragestellungen heraus fortgeschrieben wird. Das ist aber weniger eine Reaktion auf „Fehlentwicklungen“, sondern ein Erfassen, Begleiten und Ordnen von liturgischer Entwicklung überhaupt. Und darin sehe ich für uns eine wichtige Aufgabe.
POW: Braucht die Liturgie eine Fortführung der Erneuerung aus dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils?
Bischof Hofmann: Liturgische Erneuerung, wie sie im Konzil verstanden wurde, ist nicht nur eine Liturgiereform der Feiergestalt. Liturgische Erneuerung ist die bleibende Aufgabe aller, die Gottesdienst feiern. Die tätige Teilnahme der Gläubigen ist ein Erneuerungsprozess in einem jeden Einzelnen von uns. Somit wird sich Liturgie auch immer wieder verändern und erneuern müssen, um das für immer bleiben zu können, was Liturgie sein soll: Dienst Gottes an uns Menschen und unser Lob, Dank und unsere Anbetung, unser Dienst an Gott.
POW: Was fasziniert Sie persönlich an der Liturgie der katholischen Kirche?
Bischof Hofmann: Liturgie ist die Kunst, Gott zu feiern. Somit ist die Liturgie der Kirche ein zweitausendjähriges Kunstwerk, das so traditionell und zeitlos und gleichzeitig so belebend modern und zeitnah sein will und auch sein kann. Nirgendwo sonst vereinigt sich das Wunder dieser Welt, das Wunder Gottes so genial und umfassend in Kunst, Musik, in Wort und Ritus, wie in der Liturgie und für jeden Einzelnen erlebbar. Wenn wir im Sanctus mit in den Chor der Engel einstimmen, dann wird an dieser Stelle deutlich, was für die gesamte Liturgie gilt: die Berührung mit dem Himmel.
Interview: bs (POW)
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