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Feuer und Flamme für das Evangelium

Pontifikalgottesdienst zum 100. Jubiläum des Diözesan-Caritasverbands am Vinzenztag – Generalvikar Vorndran stellt sich öffentlich vor und wirbt um gegenseitiges Vertrauen

Würzburg (POW) "Der Dienst am Nächsten ist Gottesdienst, weil Gott die Not schon lange gesehen hat, bevor wir sie sehen.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung am Sonntag, 27. September, bei einem Pontifikalgottesdienst zum 100. Jubiläum des Diözesan-Caritasverbands Würzburg und zum Vinzenztag betont. Er dankte allen, die sich in der Caritas und ihren Verbänden unermüdlich einsetzen und so ein Zeugnis des Glaubens geben. Bei der Feier im Kiliansdom stellte sich der neue Generalvikar Domdekan Dr. Jürgen Vorndran der Öffentlichkeit vor und bekam herzlichen Applaus für seine Rede. „Das Wichtigste für das Gelingen einer Teamarbeit ist das gegenseitige Vertrauen. Ich will dieses Vertrauen gerne schenken und bitte heute als neuer Generalvikar um Ihr und Euer Vertrauen“, sagte Vorndran. Bischof Jung überreichte außerdem am Ende des Gottesdiensts im Auftrag von Papst Franziskus den Päpstlichen Silvesterorden an Dr. Anke Klaus, langjährige Bundesvorsitzende des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) (siehe eigener Bericht).

Der Bischof dankte Vorndran für dessen Bereitschaft, das Amt des Generalvikars zu übernehmen. Aus seiner Zeit als Generalvikar wisse er: „Der Generalvikar sitzt auf dem gleichen Stuhl wie der Bischof, nur auf der ungepolsterten Seite.“ Dem Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, Domkapitular Clemens Bieber, attestierte Bischof Jung einen herausragenden Einsatz für die Caritas und deren Mitarbeiter. „Unsere Caritas braucht solche Menschen, die zeigen, dass es ihnen persönlich wichtig ist.“

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In seiner Predigt zog Bischof Jung eine Parallele zwischen der Lesung von Mose und dem brennenden Dornbusch und der Arbeit der Caritas. Der Dornbusch gelte als unbrauchbare Pflanze in der Steppe. Weil dieser aber brannte und nicht verbrannte, weckte er die Neugier des Mose. Er gehe aus dem Weideland hinaus an den Rand der Steppe. Ganz ähnlich verhalte es sich mit den „Brennpunkten des Lebens“. Viele schwelten schon lange vor sich hin, ohne dass es jemand bemerkt habe oder wirklich habe wissen wollen. Als Beispiele nannte Bischof Jung die Nöte der Flüchtlinge, aber auch Dinge, die erst in Zeiten von Corona augenfällig geworden seien, wie die Einsamkeit vieler Menschen, Engpässe in der Pflege oder auch menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse in verschiedenen Branchen. Der Bischof erinnerte daran, dass Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ davon spreche, dass die Gegenwart Gottes nicht hergestellt, sondern entdeckt, enthüllt werden müsse. „Gott verbirgt sich nicht vor denen, die ihn mit ehrlichem Herzen suchen, auch wenn sie es tastend und auf unsichere Weise tun.“

Die fremde Not werde zum Ort der Gottesbegegnung, wenn man sich ihr in der Haltung der Kontemplation nähere: Hinhören, hinschauen und mit allen Sinnen wahrnehmen und sich dem Ganzen aussetzen, ohne gleich mit fertigen Konzepten zu kommen. „Nur dann ist die Möglichkeit gegeben, echtes Mitgefühl zu entwickeln.“ Papst Franziskus betone, es sei eine wichtige Herausforderung zu zeigen, „dass die Lösung niemals darin besteht, einer persönlichen und engagierten Beziehung zu Gott auszuweichen“. Das Projekt der Sozialraumorientierung im Bistum Würzburg zielt nach den Worten des Bischofs darauf, sich der jeweiligen Not vor Ort zu stellen und sie in den Blick zu bekommen.

Gott sei der Not schon lange nahe, bevor die Menschen diese sähen, sagte Bischof Jung weiter. „Unsere persönlichen Gottesvorstellungen werden damit ganz schön auf die Probe gestellt. Glauben wir an einen solchen Gott, der hinabsteigt in die Not, in Jesus Christus am Kreuz hinabsteigt in den Tod? Und lassen wir uns von diesem Gott in den Dienst nehmen, der da ist, um alle aus dem Exil herauszuführen in das Land des Lebens? Eine echte Provokation, jeden Tag neu.“

Mose winde sich aus Angst vor der Verantwortung vor dem Auftrag, den Gott ihm erteilt. „Er muss von Gott regelrecht gezwungen und ermutigt werden“, sagte der Bischof. Papst Franziskus schreibe: „Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selber ‚gebrandmarkt‘ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen und zu befreien.“ Deshalb glaubt der Bischof nach eigenem Bekunden, dass für die Zukunft „Mitmachprojekte“ wichtig seien, bei denen fachkundige Anleitung auf der einen und ehrenamtlicher Einsatz auf der anderen Seite zusammenkommen. So sei das schon vielfach bei der Flüchtlingsarbeit, der Nachbarschaftshilfe, in der Bahnhofsmission, beim Einsatz für Kindertagesstätten und vielfältige andere Einrichtungen der Fall. Entscheidend sei, nicht über die Köpfe der Menschen hinweg zu agieren, sondern mit ihnen gemeinsam einen Weg zu gehen. „Raus aus der eigenen Komfortzone und es zu wagen, sich, wenn es sein muss, den Mund und die Finger zu verbrennen.“

Bischof Jung führte weiter aus, dass die Begegnung mit dem brennenden Dornbusch Menschen „Feuer und Flamme“ werden lasse. „Die Begegnung mit fremder Not wird zum persönlichen Pfingstereignis: das Leben des auferstandenen Herrn, das in die Todeszonen dieser Welt gebracht wird.“ Das regelmäßige Gebet sei der Ort, das innere Feuer wieder neu zu entfachen. Es bewahre vor Selbstüberschätzung und sei zugleich Kraftquelle gegen die Resignation der Not, die oft dem Anschein nach keine Grenzen kenne, erklärte der Bischof.

Generalvikar Vorndran wandte sich vor dem Schlusssegen an die Gläubigen im Bistum. Er wolle gerne, wie der Bischof das in der Predigt gefordert habe, „Feuer und Flamme“ sein für die Menschen. „Als neuer Generalvikar verstehe ich mich dabei als Teamplayer.“ Er dankte dem Bischof für das in ihn gesetzte Vertrauen. Zugleich bat Vorndran um das Vertrauen aller, die sich engagierten, „in den vielen Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten, in den Dekanatsräten und dem Diözesanrat, in unseren Gemeinden, in den Kreisen und Gruppen, wo der Glaube lebendig wird“. In seiner ersten Arbeitswoche als Generalvikar habe er voller Dankbarkeit gespürt, „wie sehr ich ‚Feuer und Flamme‘ bin für diese neue, verantwortungsvolle Aufgabe“. Mit den Worten des Propheten Jesaja erneuere er daher gegenüber Bischof Jung seine Bereitschaft zum Dienst als dessen Generalvikar: „Hier bin ich. Sende mich.“

Musikalisch wurde der Gottesdienst von den Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Christian Schmid, Domorganist Professor Stefan Schmidt und Kantorin Angela M. Lixfeld gestaltet.

mh (POW)

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