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Filmmusik von der Orgelempore

Domorganist Stefan Schmidt spielt am 5. November im Kiliansdom zum Stummfilm „Jeanne d’Arc“ – Erlös unterstützt Kauf eines Riemenschneider Christuskorpus für die Kathedrale

Würzburg (POW) Es ist ein Experiment, was Domorganist Stefan Schmidt für das Orgelkonzert im Würzburger Dom am Samstag, 5. November, um 20 Uhr plant: Im Langhaus der Kathedrale steht an diesem Abend eine Großleinwand. Gezeigt wird der Schwarzweiß-Film „Jeanne d’Arc“ aus dem Jahr 1928. Die Tonspur kommt von der Domorgel.

„Den Anstoß dazu gab Domkapellmeister Martin Berger. Ich suchte mir dann den passenden Stummfilm“, sagt Schmidt, der in Sachen Kinotechnik vom Ochsenfurter Kino Casablanca unterstützt wird. Jeanne d’Arc als „eher unbekannte Heilige“ habe er bewusst gewählt, um wenige Tage nach Allerheiligen das Kirchenjahr aufzugreifen – wie bislang bei allen seinen Konzerten im Kiliansdom.

Der Film des Dänen Carl Theodor Dreyer konzentriert sich auf den Prozess, der dem damals 19-jährigen Mädchen in Rouen gemacht wurde. Weil die Vorgeschichte nicht im Film erzählt wird, erläutert Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen vorab die Aufführung. Er leitet auch die Gesprächsrunde bei Wein und Gebäck, zu der im Anschluss in den Kreuzgang eingeladen wird.

Jeanne d’Arc hatte, nachdem ihr in Visionen der Erzengel Michael und die heilige Margareta erschienen waren, ihr Elternhaus verlassen, um Frankreich von den Engländern zu befreien. Unter ihrer Mitwirkung gelang es, die Engländer aus den Burgen südlich der Loire zu vertreiben. Wie von Jeanne prophezeit, konnte Karl VII. im Juli 1429 in Reims zum König gekrönt werden. Die königlichen Berater versuchten im Anschluss, den Einfluss des Mädchens zu reduzieren. Erst nach langem Drängen durfte sie einen Angriff auf Paris unternehmen. Der blieb erfolglos, Jeanne wurde verwundet. Burgundische Soldaten nahmen sie nach einem Verrat gefangen und verkauften sie für 10.000 Franken an die Engländer. Die bestachen ein kirchliches Gericht, das ihr in Rouen den Prozess machte.

„Es geht mir aber keineswegs darum, auf die Sünden der kirchlichen Vergangenheit hinzuweisen“, sagt Schmidt. Sein Anliegen ist ein ganz anderes: Alle Dialoge, die im Film eingeblendet sind, stammen aus den originalen Prozessprotokollen. „Die Aussagen Jeanne d’Arcs machen den Film zu einem imposanten Zeugnis für einen festen Glauben voller Gottvertrauen“, sagt Schmidt. Nicht zuletzt beeindrucke die schauspielerische Leistung von Hauptdarstellerin Maria Falconetti. Der Prozess für Jeanne d’Arc endete auf dem Scheiterhaufen. Doch 25 Jahre nach ihrem Tod rehabilitierte sie der Vatikan vollkommen. 1909 wurde sie selig gesprochen. Seit 1920 wird Jeanne d’Arc als Heilige verehrt. „Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie weise und klug sie im Kreuzverhör der kirchlichen Autoritäten geantwortet hat“, betont Schmidt.

Mit seinem Orgelspiel will der Domorganist versuchen, das Geschehen dramaturgisch zu untermalen und inhaltlich zu vertiefen. „Beim Orgelspiel handelt es sich ausschließlich um Improvisation.“ Diese Kunst unterrichtet Schmidt seit 1994 in Düsseldorf an der Robert-Schumann-Hochschule. „An bestimmten Stellen werde ich bekannte Kirchenmelodien einbauen“, verrät er vorab. Geplant sei unter anderem der gregorianische „Pater Noster“-Hymnus an der Stelle, als Jeanne aufgefordert wird, das Vaterunser zu beten. „Insgesamt wird die Musik aus einem Guss sein. Sie soll helfen, eine Stimmung aufzubauen. Es ist ein Stück weit wie bei einem Hochamt, nur dass ich da nicht 70 Minuten ohne Unterbrechung spiele.“

Damit die Musik immer synchron zum Film erklingt, wird Schmidt, der mit dem Rücken zur Leinwand spielen muss, über eine Videokamera und einen Monitor das Geschehen verfolgen. Ursprünglich wollte er den Film auf DVD mitlaufen lassen und dazu spielen. „Ich habe dann aber erfahren, dass die Geschwindigkeit des echten Filmprojektors und die der DVD nicht identisch sind.“

Sämtliche Einnahmen sollen für einen guten Zweck gespendet werden, weshalb sich nach Schmidts Worten der Konzertbesuch noch einmal mehr lohnt: „Von dem Geld soll für den Dom ein Christuskorpus von Tilman Riemenschneider gekauft werden, der sonst in London versteigert wird.“

Karten zu dem Konzert sind bei der Tourist Information Würzburg, Telefon 0931/372335, sowie an der Abendkasse erhältlich.

(4205/1338; E-Mail voraus)

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