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Jahresauftakt-Pressekonferenz 2020

Fit für die Zukunft

Gelchsheimer Kirchturm aus dem Jahr 1492 umfassend renoviert – Viel Engagement der Menschen vor Ort

Gelchsheim (POW) Der Putz bröckelte, vor allem an der Südseite. Das Dach der Turmhaube war auch nicht mehr intakt und deswegen hatten Teile des Gebälks bereits Schaden genommen. Doch jetzt ist der im Jahr 1492 errichtete Kirchturm der 600-Seelen-Ortschaft Gelchsheim (Landkreis Würzburg) wieder schön und fit für die Zukunft. Insgesamt 300.000 Euro hat das Bistum Würzburg in das Bauprojekt mit einem Gesamtvolumen von rund 500.000 Euro investiert, 100.000 Euro gab die politische Gemeinde. Den Rest trägt die Pfarrei Sankt Ägidius.

„Erste Planungen reichen zurück ins Jahr 2012“, erzählt Pfarrer Gregor Sauer, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Aub-Gelchsheim. Im Rahmen der Sanierung sollte dabei unter anderem die Statik ertüchtigt werden. Ein Fenster auf der Nordseite des Turms war vor vielen Jahrzehnten komplett zugemauert worden und hatte so das Mauerwerk zu stark versteift. In der Folge waren Spannungsrisse durch die Erschütterungen des Geläuts entstanden. Zudem musste dringend ein den aktuellen Sicherheitsvorschriften entsprechender Ersatz für die Feuerleiter hinauf zum Turm geschaffen werden. Diese wurde bislang im Altarbereich nach unten gezogen, wollte man die Glockenstube erreichen. „Wir mussten schon zwischenzeitlich eine der vier Glocken stilllegen, weil kein vorschriftsmäßiger Zugang für den Monteur möglich war“, erzählt Kirchenpfleger Franz-Josef Schmitt. Das winzige Schlupfloch oberhalb der Feuerleiter lässt es nicht zu, größeres Werkzeug durchzureichen.

Ursprünglich sah die Planung vor, ein gemauertes Treppenhaus außen über der Sakristei zu errichten. „Da haben wir uns gedacht: Wenn wir ohnehin am Dach der Sakristei arbeiten, können wir auch die seltsame Situation beseitigen, die sich derzeit beim Zugang zur Sakristei zeigt“, erläutert Schmitt. Als diese 1973 nach dem Abriss des historischen Langhauses zusammen mit dem neuen Kirchengebäude an den Turm angebaut wurde, plante man so, dass vom äußeren Treppenzugang zur Sakristei erst drei Stufen nach unten führen. Verlässt man auf der anderen Seite die Sakristei in Richtung Altarraum, muss man wiederum drei Treppenstufen nach oben gehen. Ebenerdig umgebaut, hätte die in der Sakristei gelegene Toilette auch barrierefrei genutzt werden können.

Aus letztgenanntem Plan wurde allerdings nichts. Denn zwischen der ersten Baugenehmigung durch das Bischöfliche Bauamt im Jahr 2016 mit einem geplanten Volumen von 650.000 Euro und der späteren Kostenprognose lag eine Kostensteigerung von rund 79.000 Euro. „Die Baupreise haben in dieser Zeit massiv angezogen. Für uns als Pfarrei kam erschwerend hinzu, dass es die eingeplanten Zuschüsse durch die bayerische Landesstiftung nicht gab, da die Kirche sich in regelmäßiger Nutzung befindet“, sagt Pfarrer Sauer. Wegen fehlender Mittel wird wohl auch nichts aus der vorgesehenen Erneuerung der etwas schwachbrüstigen Beleuchtungsanlage im Kirchenbau, für die allein bis zu 50.000 Euro nötig wären. Dem Engagement der Gelchsheimer beim Spenden für die Baumaßnahme habe das keinen Abbruch gebracht, ebenso wenig dem persönlichen Einsatz. „Ich bin sehr froh, dass es im Ort immer Ehrenamtliche gibt, die mit anpacken, wenn es notwendig ist“, erklärt Kirchenpfleger Schmitt. So hätten sich schnell Leute gefunden, die für die Bauarbeiten die zweieinhalb Kubikmeter Kies vom Sakristeidach räumten und entsorgten.

Das Durchführen der Turmrenovierung im vergangenen Jahr habe auch einige nicht so angenehme Überraschungen gebracht. Kurz nach dem Start am Rosenmontag habe das Bauamt zunächst einen 14-tägigen Baustopp eingelegt, weil die Baukosten sich geändert hatten. So sei allein das Gerüst am Turm 50.000 Euro teurer gekommen, als ursprünglich vorgesehen, berichtet der Kirchenpfleger.

Zudem sei eine besondere Konstruktion notwendig gewesen, da auf dem Flachdach nichts aufgelegt werden durfte. Auch diese verursachte zusätzliche Kosten. „Ich bin auch im Gemeinderat, und dort haben wir ebenfalls wiederholt die Erfahrung gemacht, dass die Planungsbüros oft mit Minimalkosten kalkulieren, die in der Praxis nicht einzuhalten sind.“ Nach Abbau des Gerüsts stellte sich zudem heraus, dass durch die Arbeiten das Flachdach der Sakristei undicht  geworden ist. Die Wasserspuren an der Decke zeugen noch von den Rinnsalen, die im feuchten Herbst in den Raum liefen. „Die Abdichtung des Flachdachs müssen wir jetzt in die Baumaßnahme mit hineinnehmen“, sagt der Pfarrer.

Gleiches gilt für die Minimallösung zum Turmzugang. Bei den Arbeiten wurde an der Nordseite ein historischer Turmzugang in luftiger Höhe wieder freigelegt. Um die Tür, die nach außen öffnet, sicher erreichen zu können, will die Pfarrei noch in diesem Jahr eine stählerne Wendeltreppe auf das Sakristeidach aufsetzen – vorausgesetzt Denkmalschutz und Bischöfliches Bauamt haben nichts dagegen. Kostenpunkt: rund 16.000 Euro. Damit, so hoffen Kirchenpfleger und Pfarrer, ist der Turm für die folgenden Generationen wieder ertüchtigt. Zuletzt wurde er im Jahr 1955 renoviert. Damals hatte ein Brand in einem benachbarten Anwesen auch Schäden an der Kirche angerichtet.

mh (POW)

(0620/0147; E-Mail voraus)

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