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„Fliehen wir vor den Schrecken?“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Karfreitag, 25. März 2016, bei der Feier vom Leiden und Sterben Christi im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Mitbrüder,

in Stille haben wir diese Stunde begonnen, in der wir den Höhepunkt des Leidens unseres Herrn feiern. Uns fehlen gleichsam die Worte. Wie können wir uns gedanklich und verbal einem Geheimnis nähern, das all unser Denken übersteigt? Er, der Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Mensch und wahrer Gott ist, stirbt nach schrecklichen Folterungen wie ein Verbrecher am Kreuz.  Das bleibt auch nach 2000 Jahren noch unfassbar. Er stirbt für uns. Er stirbt für dich und mich. Sein Tod ist nicht ein allgemein menschliches Schicksal. Sein Tod ist pure Liebe, ist unüberbietbare Barmherzigkeit.

Was mich darüber hinaus erschüttert, ist die Tatsache, dass Jesus uns auch noch heute in den Armen und Elenden begegnet und in ihrem Schmerz leidet. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan – oder nicht getan habt – das habt ihr mir getan – oder nicht getan.“ Christus kommt mir als der Leidende in den Hungernden, Kriegsopfern, Flüchtlingen, Kranken und an den Rand der Gesellschaft gedrängten entgegen.Der Karfreitag ist nicht ein abgeschlossenes historisches Ereignis. Der Karfreitag zieht sich durch die Weltgeschichte bis heute, bis in diese Stunde.

Und wir? Fliehen wir vor den Schrecken, dem unsäglich Schmerzlichen? Machen wir einfach die Augen zu und lassen das Elend vor unserer Haustür, vor unserem Land, da wo es nicht unmittelbar an uns herankommt? Schweigen wir vor den europäischen Abschottungen verzweifelter Flüchtlinge?

Die Aufforderung dieser Stunde lautet vom Kreuz her: Sieh mich in meiner größten Erniedrigung an! Papst Franziskus hat gesagt: „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit.“ Wie steht es um meine Barmherzigkeit? Amen.