Liebe Kinder! Liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen!
Wir Menschen sind neugierig. Wir wollen immer was sehen. Darum ist ja das Fernsehen so beliebt oder Filme, Theater oder ein Fußballspiel.
Gott hat uns Augen gegeben, dass wir sehend durch die Welt gehen. Es ist schon eine große Behinderung, nicht sehen zu können. Darum heilte Jesus auch die Blinden, damit sie Jesus und seine Taten sehen sollten. Und den allerersten jungen Menschen, die Jesus richtig kennen lernen wollten, sagte er einfach: „Kommt und seht!“ Und wenn wir dem lieben Gott sagen würden: „Warum sehen wir dich nicht? Zeig dich doch einmal!“, dann würde er sagen: „Kommt, schaut auf Jesus. In ihm könnt ihr sehen, wie ich bin, wie ich euch gern habe, was ich in euerer Mitte tue!“
Heute seid Ihr Kinder und Sie, liebe Erwachsene, nach Würzburg gekommen. Und wenn Ihr mich oder unseren Bischof Friedhelm fragt: „Was sollen wir denn in Würzburg? Wir können doch auch daheim, in Retzbach, Zellingen, Tückelhausen in die Kirche gehen?“ Dann kann ich nur sagen: „Kommt und seht, was wir zum Anschauen Euch zeigen.“ Wir zeigen Euch zunächst die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan im Dom. Während des Jahres zeigen wir ihre Häupter nicht. Aber in der Woche um ihren Todestag, den 8. Juli, da zeigen wir im Reliquienschrein die Häupter der drei Männer, die als Erste in unserem Frankenland von Jesus, vom Evangelium, erzählt haben. Ihr seht also auf jene Menschen, die, von Irland kommend, Jesus verkündet haben – im Leben und Sterben. Eigentlich sagen uns die Häupter: „Seht, wie wir sogar bis in den Tod auf Jesus gezeigt haben, ihn verkündet haben!“ Darum sind uns diese Häupter so kostbar und verehrungswürdig, weil Kilian, Kolonat und Totnan Helfer sind, Jesus zu sehen; weil sie uns auf Jesus hinweisen, den sie geliebt und verkündet haben. Ja, wir hören das Wort Jesu: „Kommt und seht!“ nicht direkt von Jesus, wie die ersten Jünger, sondern durch Priester, gläubige Eltern, Lehrer, oder zusammenfassend: durch die Kirche. Gut, dass es noch solche Eltern, Lehrer gibt, die auf Jesus zeigen! Gut, dass es Priester, Ordensleute gibt, die uns helfen, Jesus recht zu sehen – so dass wir ihn geradezu lieben können, lieben müssen. Bitten wir, dass es in unserem Land auch heute und in Zukunft solch gläubige Menschen gibt, die wie Kilian, Kolonat und Totnan uns Jesus sehen lassen, erfahren lassen.
„Kommt und seht“ – so hat uns unser Bischof eingeladen. Seht, wie viele Menschen mit Euch nach Würzburg kommen in diese große Kirche, in den Dom, in die Bischofskirche. Seht, wie in unserer Diözese es doch noch viele Menschen gibt, die miteinander auf Jesus schauen, die in der Kirche Gottes auf Jesus sehen, ihn hören und ihm folgen wollen. Millionen junger Leute waren im letzten Jahr in Köln, auf ihn, Jesus, zu hören, ihn anzubeten. Gott sei Dank – gibt es noch viele Menschen in unserer Heimat, die in ihrer Heimatkirche treu Woche für Woche, manchmal sogar Tag für Tag auf Jesus im Tabernakel, in der heiligen Messe, in der Kirche schauen. Sie schauen auf ihn und hören ihm zu, wenn das Evangelium, die Heilige Schrift verlesen oder im Religionsunterricht von Jesus gesprochen wird. Viele Leute schauen auf Jesus, weil sie wissen, dass er etwas zu sagen hat – und zwar ganz Wichtiges für unser Leben. Denn heute müssen wir alle Acht geben, dass wir im Fernsehen, in den Zeitungen, im Radio nicht bloß auf andere Stimmen hören, auf die Stars oder Fußballidole schauen, sondern auf Jesus. Denn er hat allein Worte des ewigen Lebens. Was er sagt, ist lebenswichtig, wie er sich zeigt, ist nachahmenswert. Darum sollt Ihr heute in der Gemeinschaft einer großen Kirche, des Domes, spüren: Oh ja, es gibt viele gute Menschen, die auf Jesus schauen. Auch ich will mich Sonntag für Sonntag mit ihnen zusammentun, um im Gottesdienst auf Jesus zu schauen, auf ihn zu hören, ihn zu erleben.
Und das ist schließlich das Entscheidende und Wichtigste dieser Wallfahrtstage: Wir schauen auf Jesus. Und in ihm sehen wir, wie unser Gott ist: Er ist die Liebe. Jesus zeigt sich im Evangelium immer als der liebende Heiland. Er zeigt seine Liebe besonders den Kleinen und Bedürftigen, zu denen, die von den Großen übersehen werden. Er zeigt sich aber auch als der, der Mut hat, den Mächtigen und Großen ins Gewissen zu reden.Er zeigt sich aber vor allem als der Sohn Gottes. Jesus zeigt uns in seinem Leben und Lieben bis in den Tod: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie dahingab.“ Wer zu Jesus kommt, sieht, wie Gott wirklich ist: Gott ist die Liebe. Nicht Rache, nicht Strafe, nicht Verurteilung: Gott ist die Liebe. Er liebt nicht bloß die Welt, die Tiere, die ganze Schöpfung: Er liebt Dich, Peter, Hans, Sara, Maria. Ja, er hat sogar Menschen den Auftrag ins Herz gegeben, Dich an seiner Stelle zu lieben, ans Herz zu nehmen, Dich in die Arme zu schließen: Es sind Deine Eltern, Großeltern, die im Auftrag Gottes stehen, Dich zu lieben. Und Gott sagt: „Und wenn dich Vater und Mutter verlassen, ich verlasse dich nicht!“
Lebe Kinder, liebe Erwachsene!
„Kommt und seht“ – Ja, wir müssen wieder mehr auf Jesus schauen, sein Wort hören, ihn sehen, wie er in der heiligen Messe sich sogar für uns zerstückeln lässt im heiligen Brot – damit wir erkennen, wie einzigartig wir von Gott geliebt sind.
Fernsehen mag ja durchaus ein schöner Zeitvertreib, eine Unterhaltung sein. Aber davon kann man auf Dauer nicht leben. Aber auf Jesus schauen, wie es viele Generationen vor uns, angeführt von den Frankenaposteln, getan haben, heißt: „Das Leben haben und es in Fülle haben“. Amen.
(2706/0992)