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Frankens christliche Frühzeit

Neues Museum in Karlburg blickt bis in die Zeit vor Kilian zurück – Rekonstruktion zweier Gräber als Blickfang

Karlburg (POW) Mit Kilian kam das Christentum nach Franken? Würzburg war das erste geistliche Zentrum der Gegend? Einen neuen und sicherlich für viele überraschenden Blick auf die christliche Frühzeit in Franken ermöglicht das neue Diözesanmuseum in der Pfarrkirche Sankt Johannes in Karlburg (Landkreis Main-Spessart), das am Freitag, 31. März, seine Pforten öffnet.

„Die Ausstellung zeigt anhand einer Vielzahl von Exponaten, dass schon lange vor Kilian am Main das Christentum zuhause war“, betonte Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent des Bistums Würzburg, bei einer Presseführung durch die Ausstellung. Durch die von ihm konzipierte Umgestaltung und räumliche Verkleinerung des Kirchengebäudes aus den 1960er Jahren entstanden links und rechts des neuen zentralen Eingangsbereichs zwei Ausstellungsflächen von insgesamt rund 150 Quadratmetern Fläche. Darin hat das nunmehr 13. Museum des Bistums Würzburg seinen Platz gefunden. Das Thema des Museums sei naheliegend gewesen, erklärte Lenssen. Wie Ausgrabungen vielfach belegten, war Karlburg schon im 7. Jahrhundert ein Zentralort der Gegend gewesen, mit einem Frauenkloster, in dem wertvolle Handschriften erstellt wurden, aber auch mit kunsthandwerklichen Werkstätten von Rang. Veranschaulicht wird die Geschichte in dem neuen Museum anhand von Ausstellungsstücken unter anderem aus der historischen Staatssammlung in München, dem Würzburger Museum für Franken oder auch dem Besitz der Diözese Würzburg.

Der Königshof und das Kloster Karlburg seien mit großer Wahrscheinlichkeit Anlaufstelle und Aufenthaltsort für die frommen Frauen und Männer gewesen, die von den britischen Inseln kamen, um in der Fremde ihr Seelenheil zu gewinnen. „Kilian ist als Person historisch nicht zu fassen. Es gibt weder Urkunden noch Berichte von Zeitgenossen oder eigene Schriften, die sein Leben dokumentieren. Die ältesten Nachrichten sind bereits Glaubenszeugnisse“, betonte der Archäologe Helge Zöller, der die Ausstellung gestaltet hat. Seiner Überzeugung nach stehe Kilian für viele unbekannte Glaubensboten. „Ihr Schicksal ist meist nur überliefert, wenn es ein gewaltsames Ende fand.“ Historisch belegt seien dagegen Willibrord und Bonifatius, die anders als die irischen Mönche nicht allein auf die Glaubensweitergabe bedacht waren, sondern sich auch um Strukturen wie eben das Gründen von Bistümern kümmerten. „Bei der Mission und der kirchlichen Organisation in den östlichen Teilen des fränkischen Reichs rechts des Rheins leisteten die Klöster in Mainfranken enorme Kulturarbeit“, sagte Zöller.

Das sei für die Verbreitung und Festigung des Christentums von großer Bedeutung gewesen. „Schon im frühen 6. Jahrhundert nahmen die Franken, deren König Chlodwig sich um 500 hatte taufen lassen, das mittlere Maingebiet ein“, erzählte Zöller. Auch wenn die Besiegten nominell schnell christlich wurden, hätten die Bewohner der Gegend noch fast 200 Jahre lang ihre heidnischen Sitten und Gebräuche beibehalten.

Einen Eindruck davon bekommen Besucher des Museums anhand von zwei rekonstruierten Gräbern, die aus der Zeit um 600 stammen, und die durch zwei Panzerglasscheiben im Boden betrachtet werden können. Sie geben den Blick frei auf einen Mann und eine Frau in bunten Gewändern, dem damals üblichen Ausdruck von Wohlstand, umgeben von wertvollen Grabbeigaben und heidnischen wie christlichen Symbolen gleichzeitig. „Offensichtlich wurde damals nach der Devise: ‚Doppelt gewappnet schützt besser‘ gehandelt.“ Insgesamt zehn verschiedene Handwerker sind laut Zöller bei der Rekonstruktion der Grabbeigaben involviert gewesen. Die Handwerker mit den entsprechenden Fähigkeiten zu finden, sei ähnlich knifflig gewesen wie das Beschaffen einiger der dafür benötigten Materialien. „Das mit natürlichen Stoffen gefärbte Ziegenleder für die Schwertscheide zum Beispiel ist nur im syrischen Aleppo erhältlich.“ Die originalen Funde, die in Kleinlangheim in beiden Gräbern als Beigaben platziert waren, sind in Vitrinen ausgestellt.

Viel Raum widmet das Museum auch dem Handel und den Luxusgütern der frühchristlichen Epoche in Mainfranken. Am verkehrsgünstig gelegenen Zentralort Karlburg gab es eine große Zahl von Werkstatt- und Lagerbauten, in denen hochwertige Metallarbeiten, aber auch kunstfertige Textilien hergestellt wurden. Wie weit das Handelsgeflecht reichte, zeigen unter anderem Fragmente von karolingischen Silbermünzen, die im Zeitraum zwischen 751 und 911 in Venedig geprägt wurden.

In der nachkarolingischen Zeit ging es allmählich mit Karlburg bergab. „Unter dem Fundspektrum finden sich immer öfter Münzen aus dieser Zeit, es handelt sich aber ausschließlich um Würzburger Prägungen.“ Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert hätten hier noch immer Menschen gelebt, die einen luxuriösen Lebensstil pflegten, wie zum Beispiel ein bronzener Nußknacker belege. „Mit der Gründung von Karlstadt durch den Würzburger Bischof Konrad von Querfurt um 1200 war das Schicksal Karlburgs besiegelt“, sagte Zöller. Vermutlich im Jahr 1236 verwüsteten die Rienecker den Ort.

Das Diözesanmuseum in Karlburg ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Öffnungszeiten können Gruppen beim Stadtgeschichtlichen Museum Karlstadt, Telefon 09353/3536, E-Mail museum-karlstadt@gmx.de, einen Termin vereinbaren. Nähere Informationen im Internet unter www.museen.bistum-wuerzburg.de.

mh (POW)

(1417/0377; E-Mail voraus)

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