Würzburg (POW) Zwei Drittel aller Pfarrgemeinderatsmitglieder in der Diözese Würzburg sind weiblich. Auch zur anstehenden Wahl am 16. Februar treten wieder mehr Kandidatinnen als Kandidaten an. Brigitte Hofstätter ist Sprecherin der Pastoralreferenten in der Diözese Würzburg und setzt sich stark für die Belange von Frauen im kirchlichen Dienst ein. Im POW-Interview erklärt Hofstätter, warum so viele Frauen sich im Pfarrgemeinderat engagieren. Außerdem zeigt sie auf, welche kirchlichen Angebote Frauen helfen können, Familie, Beruf und Ehrenamt miteinander zu vereinbaren.
POW: Wie erklären Sie sich den hohen Frauenanteil in den Pfarrgemeinderäten?
Brigitte Hofstätter: Frauen engagieren sich aus christlicher Überzeugung in der Kirche. Viele ihrer Grundwerte stimmen mit den Grundwerten der katholischen Kirche überein. Besonders wichtig ist für Frauen die unbedingte Bejahung des menschlichen Lebens. In einer Atmosphäre der Wertschätzung und des Angenommenseins arbeiten Frauen gerne, finden Gleichgesinnte und übernehmen Verantwortung für andere. Sie finden Anerkennung und können zumindest auf der Ebene der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaft Entscheidungen treffen und Gemeinde gestalten.
POW: Welche Fähigkeiten helfen Frauen bei der Arbeit in den Gremien?
Hofstätter: Frauen sind heutzutage genauso gut ausgebildet wie Männer. Für die Gremienarbeit werden unterschiedliche Fähigkeiten und Kompetenzen benötigt. Hilfreich ist es, wenn diese vielfältigen Talente in die jeweiligen Verantwortungsbereiche ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck eingebracht werden können. Frauen engagieren sich gerne für konkrete Projekte mit erreichbaren Zielen sowohl in sozial-karitativen als auch in liturgischen und katechetischen Bereichen.
POW: Wie unterstützt die Kirche Frauen dabei, Familie, Beruf und ehrenamtliches Engagement, wie im Pfarrgemeinderat, miteinander zu vereinbaren?
Hofstätter: Tatsächlich ist es heute für Männer und Frauen sehr schwierig, Beruf, Familie und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen. Die Kirche als Trägerin von vielen Kindertagesstätten und zunehmend auch Kinderkrippen auf der einen Seite wie auch Seniorenheimen, Sozialstationen und Nachbarschaftshilfegruppen auf der anderen Seite bietet zahlreiche und qualitativ hochstehende Einrichtungen an, die die Familienarbeit sehr unterstützen. Dennoch bleibt ehrenamtliches Engagement immer ein sehr schwieriger Balanceakt für Familien mit Kindern oder auch Familien, in denen Angehörige gepflegt werden, weil der Zeitdruck und die sehr flexiblen Arbeitszeiten es sehr erschweren, ein dauerhaftes ehrenamtliches Engagement zu übernehmen. Geistliche Angebote, Besinnungstage und Exerzitien oder auch geistliche Begleitung können helfen, mit der zur Verfügung stehenden Zeit sinnvoll umzugehen.
Interview: Christoph Niekamp (POW)
(0614/0133; E-Mail voraus)
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