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Aus dem Partnerbistum Mbinga

Frauen nehmen ihr Leben selbst in die Hand

Besuch bei der Kooperative „Umoja“ im Dorf Mateka und bei der Frauengruppe „Upendo“ in Mbinga – Projekte verbessern die Lebensbedingungen von Frauen – Seminare der Caritas Mbinga helfen beim Sprung in die Selbstständigkeit

Würzburg/Mateka/Mbinga (POW) Es ist, als wäre ein Stück vom Paradies vom Himmel gefallen und in dem kleinen Tal in der Nähe des Dorfes Mateka gelandet. So weit das Auge reicht, überzieht zartes Grün die fruchtbare rotbraune Erde. Weiße Wattewölkchen schweben am blauen Himmel. Am Fuß eines steilen, leicht rutschigen Hangs warten ein Dutzend Frauen und einige Männer auf den Besuch aus Deutschland. Sie gehören zur Kooperative „Umoja“, die hier seit 2016 Gemüse und Nutzpflanzen anbaut. In der Pfarrei Mbambi in Mbinga wiederum haben 20 Frauen die Gruppe „Upendo“ gegründet. Sie stellen aus Metallabfällen und Lehm kleine Öfen zum Kochen her. Die Schalen von Kaffeekirschen, die bei der Kaffeeherstellung als Abfall anfallen, verarbeiten sie zu Eierbriketts, einer Art „Kaffeekohle“. Bei seinem ersten Besuch im Partnerbistum Mbinga in Tansania besichtigte Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, zusammen mit Diözesanjugendseelsorger Christoph Hippe und Afrikareferent Burkhard Pechtl von der Diözesanstelle Weltkirche zwei Projekte speziell von und für Frauen. „Beide Projekte schaffen mehr Lebensqualität für die Menschen vor Ort“, sagt Krämer beeindruckt.

In der Kooperative „Umoja“ – das bedeutet übersetzt „Einheit“ – haben sich 19 Frauen und sechs Männer zusammengeschlossen. Gemeinsam bauen sie Nutzpflanzen wie Tomaten, Rüben und Zwiebeln, Mais und Zuckerrohr an. Zur Zeit des Besuchs beispielsweise wachsen Bohnen und Yams sowie traditionelle Pflanzen, zum Beispiel Mchicha, eine Art Spinat, oder Mbogaboga, ein „leicht bitteres Gemüse“, erklärt Pechtl. Außerdem werden traditionelle Hühnerrassen gezüchtet. Mittlerweile hätten alle Familien Hühner. „Wir haben es geschafft, dass wir einen Beruf haben“, berichtet Franziska Ndunguru stolz. Sie ist die Verwaltungschefin der Kooperative. Was die Familien nicht selbst verbrauchen, werde mit Motorrädern zum Markt in Mbinga gebracht und dort verkauft, erklärt sie.

Die Frauen und Männer zeigen den Besuchern, wie sie die Felder bewirtschaften. Alles geschieht in Handarbeit, vom Einpflanzen der Jungpflanzen über das Unkrautjäten bis zum Gießen mit großen Gießkannen. Auch Domkapitular Krämer greift probeweise zur Gießkanne. Statt mit dem Pflug wird die Erde mit Hacken aufgelockert. Für Maschinen, um die Arbeit zu erleichtern, fehlt das Geld. Pechtl erklärt der Delegation die traditionelle Anbauweise. An Steilhängen werden die Pflanzen rings um eine Vertiefung gesetzt. „In der Mitte sammelt sich das Regenwasser wie in einer kleinen Badewanne. So wird während der Regenzeit Erosion durch die heftigen Regenfälle verhindert“, erklärt er.

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Die Caritas Mbinga habe die Kooperative von Anfang an sehr unterstützt, berichtet Ndunguru. „Wir haben eine Ausbildung für die Gründung von Kleinunternehmen bekommen. Wir haben Seminare besucht, auch außerhalb Mbingas, und unsere Erfahrungen ausgetauscht.“ Kleine Projekte wie die Kooperative seien für die Dorfbewohner besser geeignet als groß angelegte Hilfsprojekte, sagt Ndunguru. Sie berichtet auch von den Zukunftsplänen der Kooperative. „Wir wollen einen Fischteich anlegen, Früchte anbauen und Kühe halten.“ Mit Beginn der Regenzeit sollen Avocados und Bananen gepflanzt werden, übersetzt Pechtl. Auch dafür hätten die Mitglieder ein Seminar der Caritas besucht.

„Es ist für unser Bistum wenig Aufwand, die Caritas vor Ort zu unterstützen, aber was hat es für eine Wirkung!“, erklärt Krämer. An die Frauen und Männer gewandt, sagt er: „Ich habe in Würzburg von Euch gehört und bin froh, Euch zu sehen. Danke, dass wir Euren wunderschönen Garten sehen dürfen.“ Besonders hebt er den Zusammenhalt innerhalb der Kooperative hervor: „Wir alle spüren, dass wir einander brauchen, und Ihr lebt das.“

Ein „tolles Umweltprojekt“ verwandelt Abfälle in Öfen und Brennmaterial

Nicht minder beeindruckend ist das zweite Projekt, das Krämer und Hippe besuchen. In der Pfarrei Mbambi in Mbinga haben 20 Frauen im Jahr 2020 eine Gruppe mit dem Namen „Upendo“ („Liebe“) gegründet und stellen Öfen zum Kochen her. Damit verdienen sie nicht nur Geld, sondern tun zugleich etwas für den Umweltschutz. Weil sie kein Gas zum Kochen haben, würden die Menschen Bäume fällen, erklärt Beda Komba, stellvertretender Direktor der Caritas Mbinga. Die kleinen Öfen, die der Verein herstellt, würden im Vergleich viel weniger Holzkohle verbrauchen. Einmal wöchentlich treffen sich die Frauen unter einem großen, offenen Pavillon und stellen aus Metallabfällen und Lehm die Öfen her. Das hierfür benötigte Metall bleibt zum Beispiel bei Dacharbeiten übrig. Stolz führen die Frauen den Gästen ihre Werkzeuge vor – eine einfache Maschine, um das Metall zu biegen, und eine Töpferscheibe. Das Töpfern hätten sie in einem Seminar der Caritas gelernt, berichten sie. Das Klima sei eine Herausforderung, in Mbinga wie in Deutschland, sagt Domkapitular Krämer und lobt das „tolle Umweltprojekt“: „Ihr leistet einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung des Klimas und stärkt zugleich die Rolle der Frauen.“

Zudem verarbeiten die Frauen die Schalen von Kaffeekirschen, die bei der Kaffeeherstellung als Abfall anfallen, zu Eierbriketts, einer Art „Kaffeekohle“. Eine Frau macht vor, wie es geht. In einem Eimer vermischt sie die zu einem feinen schwarzen Pulver gemahlenen Schalen mit etwas Wasser und Lehm. Mit den Händen formt sie blitzschnell ein ovales Brikett und legt es zum Trocknen auf ein Tuch. Dann müssen die fertigen Briketts drei Tage trocknen, erfahren die Gäste aus Deutschland. Die Herstellung der „Kaffeekohle“ hätten sie bei einer von der Caritas veranstalteten Messe bei einer anderen Frauengruppe gesehen und gelernt, berichten die Frauen. Eine gute Idee, die Kreise zieht: „Wir haben das auch schon anderen Frauengruppen beigebracht.“

Die Öfen und die Briketts verkaufen die Frauen auf dem Markt in Mbinga. Für einen kleinen Ofen bekommen sie 5000 tansanische Schilling, das sind umgerechnet rund zwei Euro. Ein großer Ofen kann für 15.000 Schilling verkauft werden. Die „Kaffeekohle“ wird eimerweise verkauft. En kleiner Eimer reicht für drei Tage und kostet umgerechnet etwa 60 Cent. Noch ist das ein wenig teurer als die normale Holzkohle. Um konkurrenzfähig zu werden, müssten die Frauen größere Mengen herstellen und auch zum Markt transportieren können, erklärt Afrikareferent Pechtl. Die Idee an sich habe großes Potenzial, denn momentan würden die Schalen „tonnenweise“ weggeworfen.

Für die Frauen bedeutet ihr Verein schon jetzt eine große Verbesserung. „Es hilft uns, unsere Kinder in die Schule zu schicken, und wir können die Ernährung für unsere Familien verbessern“, berichten sie. So seien sie nicht mehr so abhängig von den Männern. Was sie sich für die Zukunft wünschen? Größer werden, Tiere züchten – und ein Fahrzeug, um ihre Waren leichter und in größeren Mengen zum Markt zu transportieren.

sti (POW)

(2725/0683; E-Mail voraus)

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