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„Fronleichnam feiert die Mitte der Kirche“

Bischof Dr. Franz Jung feiert Fronleichnamsgottesdienst im Würzburger Kiliansdom – „Eucharistie ist nicht die Belohnung für die Vollkommenen“ – Prozessionen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt

Würzburg (POW) Erneut hat das Hochfest Fronleichnam unter Corona-Bedingungen stattgefunden. Während draußen die Sonne vom Himmel strahlte, feierte Bischof Dr. Franz Jung mit den Gläubigen am Donnerstagvormittag, 3. Juni, ein Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom. Anstelle einer Prozession zog der Bischof mit der Monstranz auf den Domvorplatz und sprach ein Segensgebet für die Stadt und das Bistum, bevor er im Kiliansdom den eucharistischen Segen mit der Monstranz erteilte. Die Messe wurde live auf TV Mainfranken (Wiederholung um 21 Uhr) sowie auf der Bistumshomepage  übertragen. Im ganzen Bistum waren Prozessionen aufgrund der Coronapandemie nur in sehr eingeschränktem Umfang und nur mit sehr geringer Teilnehmerzahl möglich.

„Wir sind heute versammelt, um die Mitte der Kirche zu feiern, das Geheimnis der Eucharistie“, begrüßte Bischof Jung die Gläubigen. In seiner Predigt betrachtete der Bischof das „kleine, wunderbare Gebet“ vor dem Empfang der heiligen Kommunion: „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Oftmals werde es unbedacht, gedankenlos, mechanisch gesprochen, manchmal auch mit innerer Ablehnung oder einer gewissen Resignation, stellte der Bischof fest. „Was heißt das eigentlich, würdig zur Kommunion hinzuzutreten? Was bedeutet würdiger Kommunionempfang?“

Der Ursprung dieses Gebets liege in der Begegnung des Hauptmanns von Kapharnaum mit Jesus. Der Diener des Hauptmanns ist krank. Doch Jesus ist es als Jude verboten, ein heidnisches Haus zu betreten. Der Hauptmann respektiere die Grenzen des Judentums, doch er bleibe dabei nicht stehen, erklärte Bischof Jung. In dem Satz „Aber sprich nur ein Wort“ zeige sich das tiefe Vertrauen, dass Jesus trotzdem in der Lage ist, diesen Diener – in der Liturgie die Seele – zu heilen. „Nicht würdig“ zu sein bedeute in dieser Szene nicht eine moralische Qualität, sondern ein Staunen darüber, dass der unendliche Gott den Menschen nahe komme, erläuterte Bischof Jung. In der Lesung dürfe Jesaja plötzlich die Herrlichkeit Gottes schauen. Er sei überwältigt von der Schönheit und Macht und erschrecke zugleich. „Jesaja fragt sich, warum er auserwählt ist, dieses große Geheimnis zu schauen.“ Ähnlich empfinde Petrus nach dem wunderbaren Fischfang, wenn er sage: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch.“ Erst angesichts der Erkenntnis der Größe Gottes spüre der Mensch noch einmal, wie fern er von diesem Geheimnis eigentlich noch sei. Auch der Hauptmann erkenne, dass in Jesus mehr ist: „Es ist der Glaube an die Menschwerdung Jesu, in der Gott uns ganz nahe gekommen ist.“

Die „Seele“ sei der Inbegriff für den ganzen Menschen, mit Leib und Seele, fuhr Bischof Jung fort. Die Seele sei zugleich – in Analogie zum eucharistischen Geheimnis – das Innerste des Herzens, des Menschen. So wie die Gaben äußerlich unverändert blieben, aber in ihrem Wesen verändert seien, so wolle auch der Hauptmann in seinem Innersten geändert und heil werden. „Würdig sein bedeutet, gewürdigt zu werden Größeres zu sehen, Größeres zu erhoffen, Größeres zu glauben, als wir uns selbst vorgestellt hätten“, erläuterte der Bischof. Dazu gehöre ein wahrhaftiges Verhältnis zu Gott, das weder unterwürfig noch überheblich sei, sondern eine „frohgemute Demut“ – das demütige Wissen um das eigene notwendige Wachsen gepaart mit dem frohgemuten Vertrauen, dass man noch wachsen dürfe mit der Hilfe des Herrn. „Genau das macht das Wesen von Heiligkeit aus. Nicht vollkommen zu sein. Das ist kein Wissen, das uns niederdrückt, sondern ein Wissen, das einhergeht mit der Zuversicht, vor Gott weiter wachsen zu dürfen im Glauben, im Hoffen und in der Liebe, weil wir mit Gott eben nie fertig sind.“ Papst Franziskus schreibe in „Evangelii Gaudium“: „Die Eucharistie ist nicht die Belohnung für die Vollkommenen, sie ist ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.“

Der Kommunionempfang sei kein Automatismus, sondern die intime Begegnung der Seele mit ihrem Herrn. Deswegen empfehle die Kirche, vor der Kommunion keine Nahrung zu sich zu nehmen, „um diese innere Leere und Offenheit zu spüren, den Raum, den wir freilassen, damit der Herr eingehen kann unter unser Dach“. Die heilige Katharina von Siena habe immer wieder mit der Frage der Kommunion gehadert, sagte Bischof Jung abschließend. Doch der Herr habe ihr im Gebet ein wunderbares Wort geschenkt: „Du bist unwürdig, dass ich bei dir eingehe. Aber ich bin würdig, dass du bei mir eingehst.“ Das sei ein „wunderbares Wort des Trostes und der Ermutigung“, sagte der Bischof.

Nach dem eucharistischen Segen klang die rund eineinhalbstündige Feier mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ aus. Die Schola der Damenstimmen des Domchors, das Bläserensemble am Würzburger Dom und Domorganist Professor Stefan Schmidt begleiteten unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Christian Schmid die heilige Messe.

Stichwort: Fronleichnam

Das Fronleichnamsfest geht auf eine Vision der Lütticher Nonne Juliana im Jahr 1209 zurück. Die Ordensfrau hatte dabei die Kirche als Mondscheibe gesehen, bei der ein schwarzer Fleck das Fehlen eines Festes zu Ehren der heiligen Eucharistie anzeigte. Der Bischof von Lüttich führte 1246 ein solches Fest ein, das unter österlich-freudigen Vorzeichen das Abendmahlgedächtnis vom Gründonnerstag aufgriff. Aus diesem Grund wurde der Termin auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten angesetzt. 1264 ordnete Papst Urban IV., der frühere Archidiakon von Lüttich, den Festtag für die gesamte katholische Kirche an. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom Mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ für „des Herren Leib“ ab. Zentrale Aussage von Fronleichnam ist, dass Jesus seinen Leib und damit sich selbst gibt. Auf diese Weise stiftet er ein fortlebendes Gedächtnismahl, in dem er selbst gegenwärtig ist. Dieses Mahl ist Zentrum kirchlichen Lebens. Das Fest, vor allem die traditionelle Prozession, bringt zum Ausdruck, dass Jesus mit seinem Volk zieht. Dabei steht mehr die Freude an Jesu Gegenwart im Mittelpunkt als sein Leidensweg. Zwar bildet das eucharistische Brot das Zentrum der Feier, seit der Neuordnung der Liturgie gilt Fronleichnam jedoch gleichzeitig als „Fest des kostbaren Blutes“, das früher am 1. Juli gefeiert wurde.

sti (POW)

(2221/0522; E-Mail voraus)

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