Würzburg (POW) Der Bischof der koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian, war anlässlich des ökumenischen Friedensgebetes der Gemeinschaft Sant’Egidio am Mittwochabend, 19. Januar, in Würzburg. In einem Interview am Rande der Feier äußerte er sich zur Lage der Kopten in Deutschland nach den Anschlägen in Ägypten zu Beginn des Jahres.
POW: Herr Bischof, wie gefährdet sind ihrer Meinung nach die Kopten in Deutschland nach den Anschlägen in Ägypten?
Bischof Anba Damian: Es ist eine Tatsache, dass eine Gefahr vorhanden ist. Das zeigen die Anschläge, das erfahre ich in E-Mails. Davor müssen wir uns schützen. Das Gewaltpotential wird aus anderen Ländern nach Deutschland importiert. Ich bin ein sehr fröhlicher und optimistischer Mensch, trotzdem bin ich der Überzeugung, dass wir ähnliche Fälle wie in Ägypten in der Zukunft noch öfter erleben werden. In meinem Heimatland wird nicht nach den Ursachen für die Anschläge gesucht. Dabei liegen die Ursachen in den Gewaltpredigern, die Menschen aufhetzen. Ich habe mit eigenen Ohren schlimme Beleidigungen und Drohungen gegen Kopten gehört. Damit gibt man den Tätern grünes Licht, weiterzumachen. Ich frage mich, ob die ägyptische Regierung für oder gegen uns ist. Wir haben langsam die Nase voll. Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse, weil die Scharia die Quelle der ägyptischen Gesetzgebung ist. Daher wird ein muslimischer Täter nie bestraft. Seit mehr als zehn Jahren häuft sich die Gewalt gegen koptische Christen, ohne dass Behörden und Regierung wirklich dagegen einschreiten.
POW: Wie soll ein zukünftiger Dialog mit den Muslimen aussehen?
Bischof Damian: Wichtig sind verlässliche Vereinbarungen, die auch schriftlich fixiert werden. Bloßes Reden hilft nicht weiter. Wir müssen den Muslimen klarmachen: So wie ihr euch in Deutschland entfalten könnt, so muss es doch möglich sein, dass wir in unserem Heimatland Ägypten eine Kirche bauen dürfen oder ein Gemeindehaus zur Kirche umfunktionieren. Es kann nicht sein, dass wir 15 Jahre warten müssen, bis wir die Genehmigung für einen Kirchenbau bekommen, in dieser Zeit aber schon jede Menge Moscheen in der Umgebung geschaffen werden. Ermordete Moslems werden in Ägypten als Märtyrer bezeichnet, ermordete Christen bloß als Opfer. Lassen Sie mich klarstellen: In Deutschland haben wir eine friedliche Beziehung zu den Muslimen. Ich bin selbst aktiv im interkulturellen Dialog in Darmstadt. Viele Muslime hier sind uns sehr wohl gesonnen und besuchen uns auch in unserem Kloster.
POW: Welche Unterstützung haben Sie nach den Anschlägen von den anderen christlichen Kirchen in Deutschland erhalten?
Bischof Damian: Wir haben hier enorme Solidarität erhalten. Briefe, Telefonate, Besuche und persönliche Gespräche waren darunter. Es gab viel Liebe und Herzlichkeit. Manche Gemeinden haben sogar Kollekte für die koptischen Gemeinden gehalten. Wir wollten Weihnachten, das bei uns am 6. Januar begangen wird, eigentlich diesmal nicht feiern, aber die Leute sind mit Blumen gekommen und haben gesagt, dieses Kloster sei immer in einem fröhlichen Zustand gewesen, wir wollen es schmücken.
Interview: Sebastian Auer (POW)
(0411/0104; E-Mail voraus)
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