Banja Luka/Würzburg/Eichstätt (POW) Die „pax christi“-Diözesanvorsitzenden Barbara Häußler (Würzburg) und Irmgard Scheitler (Eichstätt) haben von Montag, 21. April, bis Samstag, 26. April, das Partnerprojekt „Mirna Luka“ in Banja Luka (Republika Srpska) besucht. Der Verein „Mirna Luka“ – „friedlicher Hafen“ – sei aus den zivilen Friedensdiensten hervorgegangen, die Bischof Franjo Komarica nach dem Ende des Jugoslawienkriege in seine Stadt gerufen habe, schreibt Häußler. Bis heute kümmere sich der Verein um Kriegsopfer, schaffe Begegnungsmöglichkeiten für die Menschen der drei Ethnien, lindere durch Rechts- und Sozialberatung die Not der Ärmsten, behandele Traumata und biete Raum für neue zwischenmenschliche Beziehungen. Die Arbeit trage Früchte: Die um den Verein versammelten Menschen verschiedener Volksgruppen hätten sich angefreundet. Das zeige, dass Frieden nach einem Krieg möglich sei, aber Zeit zum Wachsen brauche.
Die Stadt habe sich im vergangenen Jahr verändert. Es gebe einen Spazierweg mit Bänken, Spielplätzen, Cafés und neuen Parkanlagen am Fluss Vrbas entlang, ein Freiluftkino zwischen Hochhäusern. Aber auch Marktstände mit T-Shirts, auf denen die Gesichter von Kriegsverbrechern prangten, das Café Putin in bester Innenstadtlage mit Wladimir Putin an den Wänden, auf den Speisekarten und lebensgroß als Puppe hinter der Eingangstür sowie eine riesige neue russisch-orthodoxe Kathedrale, beschreibt Häußler. In den neuen Parks stehe je ein großes Standbild mit einem Bild von Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska.
Wohltuend sei der Besuch beim Mittwochs-Workshop gewesen, in dem alte Menschen einander respektvoll begegneten, spielten und es sich bei Saft und Keksen wohl sein ließen. Die Farben der Bilder, die sie in der Maltherapie gestalten, bekämen immer mehr Leuchtkraft. Auch die kurzen Hausbesuche bei alten Menschen, die weitab von Bushaltestellen in halb verfallenen Häusern wohnen, hätten gezeigt, wie sehr diese die menschlichen Kontakte mit „Mirna Luka“ schätzen.
Offen und sehr konstruktiv sei das Gespräch mit Bischof Željiko Majić und Generalvikar Don Karlo Visaticki gewesen. Bischof Majić habe klar gesagt, dass er versuche, den Menschen Mut und Hoffnung zu geben. An Ostern habe er über die „pax romana“ – eine erzwungene Ruhe – und den „pax christi“, den Frieden Christi gepredigt, der die Würde jedes einzelnen Menschen in den Blick nehme. Die Kirche sei sichtbar durch Kirchen, aber allem durch das, was sie tue, zum Beispiel durch die Caritas, die katholische Schule, auf die nur ganz wenige Katholiken gingen, sowie die Gläubigen selbst. Er wünsche sich kein Mitleid, sondern wahrgenommen zu werden und Solidarität.
Der Frieden in Banja Luka sei durch aktuelle welt- und lokalpolitische Entwicklungen gefährdeter denn je, schreibt Häußler. Das Abkommen von Dayton habe zwar dazu geführt, dass die Menschen nicht mehr auf einander schießen, doch bewirke es keinen soliden Frieden. Die Republika Srpska sei ein Hotspot von serbischem Nationalismus. „Seit Jahren arbeitet Präsident Dodik auf einen Anschluss der bosnischen Teilrepublik an Serbien hin. Er pflegt die besten Beziehungen zu Putin, der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije war erst unlängst beim russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill in Moskau.“ Zudem sei Dodik zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil er Entscheidungen des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina missachtet habe. Gegen ihn liege ein Haftbefehl vor.
„Wir von ,pax christi‘ Würzburg und Eichstätt werden auf jeden Fall das Projekt Mirna Luka weiter begleiten, in der Hoffnung, dass der im Augenblick brüchig scheinende Friede andauert“, schreibt Häußler. Einen ausführlichen Bericht über die Reise gibt es auf der Homepage von „pax christi“ Würzburg unter https://www.paxchristi-wuerzburg.de/.
(1925/0460; E-Mail voraus)
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