Würzburg (POW) Die 13 Firmlinge haben sich in Schale geworfen. Die Jungs im Hemd und zum Teil mit Krawatte, die Mädchen in Kleidchen oder Rock und Bluse. Freunde und Familie sind zum Mitfeiern gekommen und füllen das Gotteshaus. Rein äußerlich ist es eine Firmung wie die gut 100 anderen auch, die Weihbischof Ulrich Boom pro Jahr im Bistum Würzburg für rund 5000 Jugendliche hält. Auf den zweiten Blick fallen ein paar Dinge auf, die an diesem Tag besonders sind. Die Orgel spielt die Lieder einen Schwung jazziger. Beim Einzugslied läuten die Jugendlichen nacheinander kleine Handglocken, klatschen in die Hände, stampfen mit den Füßen und winken ihren Gästen, so wie es das Lied „Wir feiern heut ein Fest“ im Text beschreibt.
Große Plexiglas-Mobiles an der Decke brechen und spiegeln das Licht und sorgen für eine besondere Atmosphäre. Nicht alle Firmlinge, die gemeinsam die inklusive Schule des Würzburger Blindeninstituts im Stadtteil Lengfeld besuchen, können den Schmuck der Kapelle sehen, einige hören auch die Musik nicht. „Für mich sind Firmungen mit Menschen mit Behinderung immer ein besonders tiefes Erlebnis der Christusbegegnung“, sagt der Weihbischof vor der Messe. Die Salbung bei diesem Sakrament mache deutlich, dass Gott jedem Menschen eine besondere Würde verleihe.
Ein Raunen ist zu vernehmen, als plötzlich ein Blöken den Raum erfüllt. Mit der akustischen Unterstützung aus der Stereoanlage haben die Firmlinge schnell begriffen, wo der kleine David aus der biblischen Erzählung gerade ist, als Samuel, der in Gottes Auftrag einen neuen König sucht, ihn findet. „David war bei den Schafen“, erklärt Pastoralreferent Georg Ruhsert und drückt dem gleichnamigen Firmling im Rollstuhl ein rotes Stoffherz in die Hände. „Gott schaut auf die Kleinen. Er braucht Menschen, die ein weiches und großes Herz haben“, sagt der Weihbischof. Deswegen habe Gott genau diesen David durch Samuel zum König salben lassen – und keinen seiner sieben größeren und stärkeren Brüder.
Weihbischof Boom entzündet zu Beginn des Gottesdienstes mit den Jungen und Mädchen deren Taufkerzen. Wer das Licht nicht sieht, erspürt vorsichtig mit der Hand die Wärme der Flamme. „Wir wollen heute eure Freundschaft mit Gott besiegeln, die in der Taufe begonnen hat.“ In seiner Predigt greift der Weihbischof die Geschichte von David auf, der als kleiner Junge Goliath, den hünenhaften Krieger der Philister, besiegt hat. „Wie hat er das geschafft? Wisst Ihr das?“, fragt der Weihbischof. Den Firmlingen schenkt er mit Blickkontakt und Umhergehen beim Sprechen sichtbar seine besondere Aufmerksamkeit.
„Mit einer Steinschleuder“, kommt wie aus der Pistole geschossen die Antwort aus den Reihen der Firmlinge. „Nicht allein damit, sondern im Vertrauen, dass Gott hinter ihm steht, hat David gesiegt. Und in diesem Vertrauen können auch wir scheinbar riesige Probleme besiegen“, erklärt Weihbischof Boom. David sei manchmal auch schwach und sündig gewesen. Dennoch habe dieser Gott in die Welt hineingetragen. „Wenn wir auch Jesus vertrauen, dann wird uns die Angst genommen, die manchmal alle Türen zu verschließen scheint.“ Der Weihbischof geht auf einen Firmling zu, holt ihn in die Mitte, legt ihm den Arm um die Schultern und sagt: „Gott liebt uns, jeden einzelnen, egal wie wir sind und was wir können. Er hält seine Hand über uns.“
Bevor der Weihbischof die Firmung spendet, lädt er alle ein, zum Gebet die leeren Hände nach vorne zu strecken, zum Zeichen der Offenheit und als Ausdruck, dass die Menschen auf Gott angewiesen sind. Gemeinsam singen alle: „Breite deine Hände aus. Gib deinen Geist, dann wird alles gut.“ Dann legt Weihbischof Boom den Firmlingen die Hand zum Segen auf das Haupt. Während die Paten mit der Hand die Schulter ihrer Schützlinge berühren, zeichnet der Weihbischof mit Chrisamöl den Jugendlichen ein Kreuzzeichen auf die Stirn. „Das ist das Pluszeichen für Euren Lebensweg.“ Mal still, mal laut jauchzend und vor Freude springend, setzen die Jungen und Mädchen die großen Kronen aus Goldpappe auf. Der Leitsatz des Gottesdienstes – das heimliche Motto jeder Firmung – ist für sie erlebbar geworden: „Für Gott bist Du ein König.“
Markus Hauck (POW)
(2113/0537; E-Mail voraus)
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