Würzburg (POW) Das 30. Jubiläum seiner Bischofsweihe feiert Weihbischof em. Helmut Bauer (85) am Sonntag, 14. Oktober. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele hatte den damaligen Dompfarrer Bauer am 14. Oktober 1988 im Kiliansdom zum Bischof geweiht. Zuvor hatte Papst Johannes Paul II. am 8. Juli 1988 Bauer zum Titularbischof von Velefi und Weihbischof in Würzburg ernannt. „Die 30 Jahre als Weihbischof waren eine herausfordernde, aber sehr schöne Zeit“, sagt Weihbischof Bauer im Rückblick. Den Festgottesdienst im Dom anlässlich des Bischofsjubiläums feiert er am 14. Oktober um 10 Uhr zusammen mit Bischof Dr. Franz Jung, Weihbischof Ulrich Boom sowie Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Musikalisch gestalten den Gottesdienst die Männerstimmen der Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid mit der Messe in D von Johannes Ev. Habert und dem „Pater noster“ von Albert de Klerk.
30 Jahre sind seit jener für Weihbischof Bauer „wunderbaren Begegnung“ mit Bischof Scheele vergangen: Wenige Tage vor seiner Ernennung teilte ihm Bischof Scheele bei einem abendlichen Treffen mit, dass ihm der Heilige Vater eine große Freude bereit habe: „Johannes Paul II. hat mir ein Medikament geschickt, das Bauer heißt. Ich bekomme einen neuen Weihbischof“, vertraute Bischof Scheele dem damaligen Dompfarrer und früheren Direktor des Kilianeums an. Dann sagte Bischof Scheele den entscheidenden Satz: „Du bist der Mann!“ Völlig überrascht fragte Bauer darauf: „Was soll ich jetzt tun? Ich bin als Dompfarrer erst fünf Jahre in der Seelsorge.“ Die Antwort des Bischofs kam sofort: „Du hast drei bis vier Tage Zeit, dann erwartet Rom Deine Antwort!“ Für Bauer brach eine unruhige Nacht an. „Ich bin kein schlechter Theologe. Aber ich war mir in diesem Moment nicht sicher, ob ich theologisch-spirituell der Aufgabe gewachsen bin.“ Er fand kaum Schlaf, überlegte, fragte schließlich seinen Beichtvater: „Wenn Dich der Heilige Vater ruft, musst Du nicht so lange überlegen“, riet dieser. Bauer stimmte nach drei Tagen Bedenkzeit zu, teilte dem Päpstlichen Nuntius seine Bereitschaft für die Übernahme des Amts mit und bat um eine Bekanntgabe am Hochfest des heiligen Kilian und seiner Gefährten, am 8. Juli 1988.
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Als Weihetag wählte Bauer bewusst den 14. Oktober 1988: Der Tag vereinte das Fest des ersten Bischofs des Bistums Würzburg, des heiligen Burkard, den 40. Weihetag von Julius Kardinal Döpfner zum Bischof und den Todestag von Bauers priesterlichen Freund Josef Reinwand. Seinen bischöflichen Leitspruch entnahm Bauer aus dem neutestamentlichen Lobgesang des Zacharias, dem Benediktus: „In viam pacis – Auf den Weg des Friedens.“ Zum einen solle dieser Satz seine Liebe zur Kirchenmusik zum Ausdruck bringen, erläutert er. „Zum anderen war das Jahr 1988 ein kritisches Jahr für den Frieden angesichts der Umbrüche in Osteuropa. Hinzu kommt bei mir die Erfahrung und das Überleben des Krieges als Jugendlicher.“
Als sehr ergreifend erlebte Bauer nach eigenen Angaben die Feier seiner Bischofsweihe im Kiliansdom. Bischof Scheele legte seinem künftigen Weihbischof als erster die Hände auf, gefolgt von den Mitkonsekratoren, Bischof Dr. Anton Schlembach (Speyer) und Würzburgs Weihbischof em. Alfons Kempf. Dann folgten die Bischöfe Franz Xaver Eder (Passau), Paul Hnilca (Rom) und zehn Weihbischöfe. „Ich will dem Bischof und der Kirche von Würzburg Weggefährte sein“, sagte Bauer damals mit hörbar bewegter Stimme vor rund 1800 Gläubigen nach der fast dreistündigen Weihefeier. Sein Dienst als Weihbischof begann – eng an der Seite des Bischofs.
„Als Unterfranke hatte ich keine Schwierigkeiten, jetzt als Weihbischof mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt der 1933 in Schimborn im Kahlgrund geborene Landwirtssohn. Die bischöflichen Aufgaben seien ihm dann nach und nach zugewachsen: Firmungen, Altarweihen, Orgelweihen, Pfarreijubiläen und vieles mehr. „Vom Geistlichen her gesehen sind die Firmungen die Hauptaufgabe.“ Über 150.000 Kinder und Jugendliche firmte Weihbischof Bauer in den vergangenen 30 Jahren, 80 bis 100 Firmungen feierte er pro Jahr in den Gemeinden der Diözese Würzburg. „Die 1990er Jahre waren das Jahrzehnt, in dem ich am meisten in die Firmspendung eingebunden war“, berichtet er. Für ihn zählen diese spirituellen Begegnungen mit jungen Menschen zu den schönsten Augenblicken seiner Amtszeit. Die geistliche Atmosphäre bei den Firmgottesdiensten sei stets sehr herzlich gewesen. Ein Erlebnis erwähnt er dabei besonders: die Firmung von 500 Jugendlichen bei seinem Besuch im tansanischen Partnerbistum Mbinga im Jahr 1993. „Ich durfte die Kirche in Afrika als junge Kirche mit Zukunft erleben.“
Neben der Unterstützung des Bischofs in liturgischen Aufgaben kamen für Bauer rasch zahlreiche weitere Ämter im Bistum Würzburg und in der Deutschen und Freisinger Bischofskonferenz hinzu. Er übernahm die Aufgabe des Dompropstes sowie des Bischofsvikars für Liturgie und Kirchenmusik und des Leiters der Abteilung Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg – ein Amt, für das Weihbischof Bauer als leidenschaftlicher Kirchenmusiker wie geschaffen war. Hinzu kam die Verantwortung für die Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz, wo er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut und der Ständigen Kommission für das bisherige Gesangbuch „Gotteslob“ innehatte, letztere Aufgabe bis zum Erscheinen des neuen „Gotteslob“. Zwölf Jahre wirkte er als Vorsitzender der Ökumenekommission der bayerischen Bischöfe. Mehrere Jahre vertrat er die Freisinger Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK).
Groß war die Liste vieler zusätzlicher Aufgaben Bauers als Weihbischof im Bistum Würzburg – vom Geistlichen Assistenten des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg von 1989 bis 1998 bis hin zum Vorsitzenden der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung über Jahre hinweg. Für die Sonderseelsorge engagierte er sich ebenso wie für die Kunst und für die Ökumene. Wichtig war ihm in all seinen Aufgaben stets, bei den Menschen zu sein: bei Weihen, Visitationen, Wallfahrten, Jubiläen, Konzerten, weltlichen Feiern; bei den Menschen jeglichen Alters, bei Jugendgruppen, Verbänden, Berufsgruppen – und nicht zu vergessen, viele Jahre lang als „Wirtekaplan“ bei der jährlichen Wallfahrt der unterfränkischen Gastronomen zum Kreuzberg in der Rhön. Es dürfte kaum eine Pfarrei geben, die Weihbischof Bauer nicht besucht hat. Als Diözesanadministrator führte er schließlich in der Zeit der Vakanz des Würzburger Bischofsstuhls von 2003 bis 2004 das Bistum Würzburg.
Einen Einschnitt bedeutete für Weihbischof Bauer sein 75. Geburtstag: Papst Benedikt XVI. nahm dessen altersbedingten Amtsverzicht am 18. März 2008 an. Doch auch der emeritierte Weihbischof blieb zunächst weiter im Bistum aktiv als Dompropst und Bischofsvikar für Liturgie und Kirchenmusik sowie in seinen vielfältigen diözesanen Aufgaben. Erst als Weihbischof Ulrich Boom sein Amt antrat, gab Bauer zum 31. Januar 2009 seine vielfältigen Aufgaben ab. Seither unterstützt er den Bischof bei der Wahrnehmung liturgischer Handlungen. Von seinem vielfältigen Engagement geben zahlreiche Ehrungen Zeugnis: Er erhielt das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, den „Frankenwürfel“, das Goldene Stadtsiegel der Stadt Würzburg und viele andere Auszeichnungen. Seine Ehrenmitgliedschaften reichen vom Männergesangverein seines Heimatortes Schimborn über den Heidingsfelder Winzerverein bis hin zur DJK Würzburg. Zahlreiche Narrenorden ergänzen die reiche Sammlung.
Blickt Weihbischof Bauer heute auf all die Jahre zurück, so zählen für ihn besonders die deutsche Einheit, das Heilige Jahr 2000 mit der großen Romfahrt der Chöre und die Pontifikatswechsel in Rom zu den bewegenden Großereignissen seiner Amtszeit. Als augenfälligste Veränderung in diesen Jahren sieht er die zurückgehende Zahl von Gottesdienstbesuchern und den weiter zunehmenden Priestermangel. Priester heute müssten noch mehr entlastet werden und Laien noch stärker Verantwortung in den Gemeinden übertragen werden, ist Weihbischof Bauer überzeugt. „Einem Pfarrer muss Zeit zum Gebet und zur Feier der Eucharistie bleiben.“ Doch sehe er nicht schwarz für die Kirche. „Wir müssen umlernen. Der Heilige Geist ist ein Meister und hilft der Kirche.“ Freudig nimmt der Weihbischof deshalb das vielfältige Engagement der Ehrenamtlichen in der Kirche, die große Schar von Ministranten und Ministrantinnen im Bistum und besonders „die Frucht der Arbeit der Hauptamtlichen in der Kirchenmusik“ wahr. Begeistert ist er von der „wunderbaren Vielfalt von Gotteshäusern im Bistum“, die sehr schön hergestellt seien.
Mit sich selbst ist Weihbischof Bauer als mittlerweile 85-Jähriger im Reinen. Er ist dankbar für das Wohlwollen, das ihm so viele Menschen entgegengebracht haben und für die friedvollen Jahrzehnte seiner Amtszeit, für eine Zeit der Freiheit in Kirche und Volk. „Es waren Friedensjahre für Deutschland mit einem Aufstieg, den man als Kind der Kriegsjahre nicht erwartet hätte.“ Körperlich fit hält er sich mit seinem E-Bike, mit dem er am Main entlang radelt. Von Würzburg nach Ochsenfurt und wieder zurück führt seine Lieblingsstrecke, vorbei an einer „einmaligen Natur mit Wiesen, Weinbergen und Wäldern“. Die fränkische Heimat – sie bedeutet ihm viel und hat ihm immer Kraft gegeben. Voller Dankbarkeit spricht Weihbischof Bauer vom Geschenk treuer Eltern und vom Gebet der Heimatgemeinde. „Im Priester- und Bischofsdienst ist es wichtig, dass Eltern, Verwandte und Heimatgemeinde hinter einem stehen und einem den Rücken stärken.“ Helmut Bauer durfte das in all den Jahren erfahren.
mh/bs (POW)
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