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Galionsfigur der Eine-Welt-Solidarität

Lesung mit Ernesto Cardenal in Würzburg – 400 Zuhörer erlebten den Priester, Poeten und Politiker
Würzburg (POW) Tosender Applaus brandet durch die Menge, als sich der kleine alte Mann mit weißem Bart und weißer Mähne unterm schwarzen Barett in Richtung Bühne bewegt. Es ist Ernesto Cardenal. Das Charisma des Priesters, Poeten, und Politikers ist auch mit 82 Jahren ungebrochen. Rund 400 Menschen sind am Donnerstagabend, 1. März, in die Mensa im Würzburger Studentenhaus gekommen, um die Lesung eines der bekanntesten Vertreter der Befreiungstheologie zu erleben.

Wie schon 1986 und auch 1994 tritt Cardenal auch diesmal gemeinsam mit der Grupo Sal auf. Die Musiker, die seit 25 Jahren gemeinsam musizieren, tragen zeitgenössische und klassische Stücke lateinamerikanischer Musik vor. Sie singen von Würde und Kraft sowie von menschlichen Schicksalen. Dazwischen liest Cardenal seine Gedichte: Poesie über Liebe, Glaube und Revolution. Liebesgedichte an verflossene Jugendfreundinnen, Gedichte über die Auferstehung und auch das berühmte „Gebet für Marilyn Monroe“ rezitiert der Dichter. Der Abend ist ein Zusammenspiel zwischen lebendiger Musik und hintergründigen Texten. Was Grupo Sal und Cardenal verbindet, ist das Aufbegehren für eine gerechte Welt und das würdevolle Miteinander der Menschen.

Cardenal hat ein bewegtes Leben hinter sich. Geboren in Nicaragua und aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie, studierte er zunächst Literatur, bevor er in ein Kloster eintrat und 1965 Priester wurde. Er gründete eine christliche, klosterartige Gemeinschaft auf einer der Solentiname-Inseln im Großen See von Nicaragua. Dort entstanden viele seiner Gedichte.

Cardenal war und ist ein Streiter für eine gerechte Welt. Lange Zeit kämpfte er gegen die Diktatur in seinem Land. Nach dem Sturz der damaligen Regierung war er von 1979 bis 1987 Kultusminister Nicaraguas. Außerdem war er Mitglied der regimetreuen, linksgerichteten „Volkskirche“. „Das Evangelium hat uns radikalisiert. Ich bin durch das Neue Testament zum Marxisten geworden“, sagte er einmal.

Beeindruckt von Cardenal zeigte sich Christiane Hetterich vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden im Anschluss an die Veranstaltung „Das war ein unglaublich inspirierender und motivierender Abend“, sagt sie. Gerade für Leute, die sich wie sie in der Eine-Welt-Solidarität engagierten, sei Cardenal eine Galionsfigur, die zu erleben sich viele nicht nehmen lassen wollten. „Es ist erstaunlich, wie jung und lebendig Cardenal mit seinen nun schon 82 Jahren wirkt. Das Besondere an ihm ist, dass er bis heute seinen Traum von einer gerechten Welt nicht verloren hat. Dafür schätze ich ihn sehr.“

(1007/0380; E-Mail voraus)

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