Würzburg/Mainz (POW) Erstmals hat Würzburgs Domkapellmeister Martin Berger als Gastdirigent am Internationalen Chorfestival „Europa Cantat“ in Mainz teilgenommen und eines der internationalen Chorateliers geleiten. Berger befindet sich damit in bester Gesellschaft mit einigen der renommiertesten europäischen und außereuropäischen Chorleiter wie Frieder Bernius, Hans-Christoph Rademann, Georg Grün, Nestor Adrenacci, Timothy Brown, Malcom Goldring, Marco Berrini, Erwin Ortner, Damijan Moènik, Robert Sund und Hansruedi Kämpfen.
„Die Einladung war für mich eine ganz besondere Ehre, weil ich mich damit in einem sehr exklusiven Kreis befand“, sagte Berger. Für Berger sei der Auftritt ein Hinweis, dass die Arbeit der Würzburger Dommusik in Deutschland und im benachbarten Ausland sehr positiv beobachtet und gewürdigt werde. Gleichzeitig bestätige die Einladung, dass der gemeinsam in Würzburg begonnene Weg für die geistliche Musik am Kiliansdom langfristig der richtige sei. „Besonders froh bin ich, dass ich mit meinem Gastdirigat einen geistlichen Akzent in diesem Festival setzen konnte.“
Berger dirigierte im vollbesetzten Mainzer Dom eine denkwürdige Aufführung des „Stabat Mater“ des Mainzer Komponisten Peter Cornelius (1824-1874), das eine Rarität unter den oratorischen Werken des 19. Jahrhunderts darstellt. Das Werk entstand 1848/49 und war lange Zeit verschollen. Erst seit wenigen Jahren erklingt es wieder in Kirchen und Konzertsälen. Der Text stammt aus dem 13. Jahrhundert, Ein besonders bewegendes Erlebnis war für Berger, dass in seinem Konzert auch Mitglieder des „Haifa Chamber Choir“ sangen, die trotz des Krieges im Nahen Osten nach Mainz gereist waren. „Musik wird sehr relativ im Angesicht des Krieges. Ein Stabat Mater mit christlichen und jüdischen Sängern aufzuführen und das am jüdischen Gedenktag der Zerstörung des salomonischen Tempels ist sicherlich ein besonderes Zeichen. Auch wenn unsere jüdischen Mitsängerinnen nicht an das Kreuzesgeschehen glauben, teilen viele Mütter im Nahen Osten gerade den Schmerz Mariens um ihren sterbenden Sohn“, sagte Berger. Im Chor habe auch ein Holocaust-Überlebender mitgesungen, der Berger nach dem Konzert mit bewegenden Worten gedankt habe: Noch vor kurzem habe er sich nicht vorstellen können, unter einem deutschen Dirigenten zu arbeiten. „Dies ist sicher ein besonderes Erlebnis in meinem Leben gewesen“, berichtete Berger.
Das XVI. internationale Chorfestival „Europa Cantat“ fand vom 28. Juli bis 6. August in Mainz statt. Erstmalig wurde nach 45 Jahren wieder eine deutsche Stadt für dieses große Festival ausgewählt. „Europa Cantat“ will die führende europaweite Organisation sein, die sich der Bildung und dem kulturellen Austausch zwischen jungen Menschen auf dem Gebiet der Vokalmusik widmet. „Europa Cantat“ vertritt mehr als eine Million Sängerinnen und Sänger, Chorleiterinnen und Chorleiter sowie Komponistinnen und Komponisten und erreicht weitere über 20 Millionen in mehr als 40 europäischen Ländern, einschließlich der neuen und der zukünftigen Mitglieder der Europäischen Union. Ziel von „Europa Cantat“ ist es, Europäer zum gemeinsamen Singen zusammen zu bringen und dadurch das Verständnis füreinander und die Kooperation miteinander zu fördern. So entsteht ein Austausch kulturellen Erbes und kultureller Bildung.
Weitere Informationen zum Festival im Internet unter www.ec2006.de.
(3206/1116; E-Mail voraus)
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