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Geglückte Liebes- und Ehegemeinschaft

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei den Pontifikalämtern am Kiliani-Tag der Ehejubilare, 6., 7. und 8. Juli 2010, im Kiliansdom in Würzburg

Liebe Ehejubilare, liebe Verwandten und Freunde, liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder!

Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe sind Worte und Taten singen begeistert junge Menschen. In der Tat, das Geheimnis Liebe lässt sich so wenige entschlüsseln wie das Geheimnis Gottes. Gott und Liebe sind wie zwei synonyme Begriffe. Sie gehören untrennbar zusammen. Gott ist die Liebe und die Liebe ist es, die uns leben lässt.

Heute machen wir oft die bedrückende Erfahrung, dass nicht nur der Begriff Liebe verwässert oder verfälscht wird, sondern auch, dass viele Liebesbeziehungen zerbrechen. Die steigende Zahl von Ehescheidungen, die In-Frage-Stellung einer christlichen Ehe und die damit verbundene Suche nach ungebundenen Beziehungen, lässt viele junge Leute nicht mehr den Weg zur sakramentalen Eheschließung finden.

Deshalb gehört es für mich zu den beglückenden Erfahrungen der Kilianifestwoche, dass sich so viele Eheleute zur Feier ihres diesjährigen Ehejubiläums im Dom zusammenfinden. Weil wir im vergangenen Jahr den Dom und die Neumünsterkirche wegen Überfüllung schließen mussten, haben wir heuer drei Messfeiern für mehr als 1500 Ehepaaren und deren Begleitern angesetzt.

Sie alle verkörpern erfüllte Hoffnungen auf eine geglückte Liebes- und Ehegemeinschaft. Schon im vergangenen Jahr war zu erleben, mit welch unverbrauchter Offenheit, beständiger Zuneigung und erwartungsvoller Hoffnung sich die einzelnen Paare begegneten. Dabei blieben erlebte Krisen nicht unausgesprochen. Aber der alle verbindende Glaubensgrund, durch den sie gemeinsame Werte, Richtlinien und Lebenshilfen erhielten, ermöglichte das Erleben einer geglückten Ehe.

Nicht zufällig wirkte Christus sein erstes öffentliches Wunder auf der Hochzeitsfeier zu Kana. Und nicht zufällig vollendet sich unsere christliche Hoffnung auf den Himmel im Bild des himmlischen Hochzeitsmahles.

Auf der Hochzeit zu Kana tritt Maria als Fürsprecherin an Christus heran und macht ihn auf die prekäre Situation des Brautpaares aufmerksam: Herr, sie haben keinen Wein mehr. Jesus bittet die Diener, die zum Reinigen und zum Erfrischen bereitgehaltenen Krüge mit Wasser zu füllen. Das Wunder der Verwandlung in Wein geschieht unspektakulär und wird von der Hochzeitsgesellschaft nicht wahrgenommen. Der Speisemeister, der kostet und nicht begreift, woher der Wein kommt, schilt die in seinen Augen schlechte Dramaturgie des Bräutigams. Die Diener aber, so heißt es ausdrücklich, wussten, woher der Wein kam.

Für mich wird dieses Wunder auf der Hochzeit zu Kana auch zu einer grundlegenden Regel der Liebesbeziehung zwischen Gott und uns und untereinander. Christus fordert uns auf, unsere Lebenskrüge mit unserem guten Wollen, der Offenheit für Gottes Willen, mit der Bereitschaft zur Mitarbeit zu füllen.

Zu Beginn dieses festlichen Amtes wurden in sechs Krüge symbolisch Wasser gegossen, denen einzelne Eigenschaften zugeordnet wurden: Liebe, Rücksicht, Freude, Geduld, Vergebung und Treue. Wenn Eheleute so ihre Lebenskrüge füllen, sich in gegenseitiger Liebe auf Christus einlassen, dann erfahren sie, dass diese Liebe trägt. So verweist menschliche Liebe im geglückten Vollzug über sich selbst hinaus und rührt an das Geheimnis der Liebe Gottes.

Ein Mann, der 25 Jahre verheiratet war, meinte: Wichtige Entscheidungen, die die Familie betreffen, gemeinsam entscheiden.

Eine Frau sagte nach 40-jähriger Ehe: Dem Leid nicht ausweichen, jedes zusammen Erlebte schweißt zusammen.

Eine Frau, die Goldhochzeit feierte: Liebe heißt, einander nie wehe tun.

Und der Ehemann: Nach Meinungsverschiedenheiten Versöhnung nicht vergessen.

Ein Goldjubilar: Mit dem Glauben und aus dem Glauben heraus miteinander vertrauensvoll Liebe und auch Leid erfahren.

Eine Frau steuerte bei: Achte darauf, dass dein Ehepartner glücklich ist, nicht über den Wolken, sondern mit beiden Beinen auf der Erde. Dann wird sein Glücklichsein auch dich glücklich machen.

Viele von Ihnen würden wohl ähnliche Erfahrungen beisteuern können.

Es verwundert mich auch nicht, dass in einer Zeitungsnotiz bekannt gemacht wird, dass glückliche Ehepaare eine stark verminderte Altersdemenz zu erwarten hätten. Ein schwedischer Professor hat durch wissenschaftliche Untersuchungen (wörtlich) eine Halbierung des generellen Durchschnittsrisikos festgestellt, falls die Betroffenen bis ins Alter als glückliches Paar zusammengelebt hatten. Im Fall der Scheidung konstatierte der Professor dagegen eine Verdreifachung des Demenzrisikos. (Volksblatt, 11.07.09)

Wirklich gelebte Liebe ist wie ein Frühlingserwachen im oft kalten Winter unserer Zeit. Sie, liebe Ehejubilare, machen beeindruckend deutlich, dass das Modell Ehe nicht aus der Mode kommen darf, weil es die Verbindung zum Geheimnis Gottes schlägt. So ist weder der Eheabschluss ein nur rein privates Geschehen, noch das Scheitern einer christlichen Ehe nur für die Betroffenen eine Katastrophe. Sondern das Ehepaar, das durch die Gemeinschaft mit seinen Kindern eine Familie wird, lebt eine christliche Berufung, die zu einem eindringlichen und beglückenden Zeichen der Liebe Gottes zu uns wird.

Bei der heute um sich greifenden Orientierungslosigkeit brauchen junge Menschen das Beispiel geglückter Lebens- und Ehevollzüge. Damit wird keineswegs gesagt, dass die oft große Not zerbrochener Ehen nicht unserer Aufmerksamkeit, unseres Mitleids und unserer Anteilnahme bedarf. Junge Menschen aber, die sich orientieren wollen, brauchen dringend konkrete Vorbilder.

Ich freue mich immer in der Heiligen Messe, wenn vom Himmel als dem himmlischen Hochzeitsmahl gesprochen wird. Vor dem Austeilen der Heiligen Kommunion spricht der Priester oft: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind. Welche Perspektive: Die Vollendung unseres Lebens wird im Blick auf das Hochzeitsmahl, als der Krönung menschlicher Liebe, gefasst.

Für dieses Jahr habe ich als Leitsatz einen Schlusssatz aus der Heiligen Schrift ausgewählt. Er verweist uns auf das Kommen Jesu Christi in unser Leben und auf seine Wiederkunft am Ende der Zeiten. Komm, Herrr Jesus – Maranatha. Mögen wir in dieser Wachheit voll Freude miteinander immer wieder bitten können: Komm, Herr Jesus – Maranatha! Amen.