Würzburg (POW) An die Frauen und Männer aller Konfessionen, die weltweit im 20. und 21. Jahrhundert ihren Glauben an Jesus Christus mit dem eigenen Leben bezeugt haben, hat die Gemeinschaft Sant‘Egidio am Freitagabend, 11. April, in der Würzburger Marienkapelle bei einem ökumenischen Gebet erinnert. Bischof Dr. Franz Jung stand dem Gedenken vor. „Das gemeinsame Glaubenszeugnis vereint Menschen anderer Konfessionen in dem einen Zeugnis für Jesus Christus“, hob der Bischof in seiner Predigt hervor. Deswegen habe auch Papst Franziskus gesagt: „Wenn uns der Feind im Tod vereint, wie kommen wir dann dazu, uns im Leben zu trennen?“ Für Bischof Jung ist das Zeugnis der Märtyrer ein starker Impuls, in der Ökumene nach dem Verbindenden zu suchen und nicht das Trennende überzubetonen. „Was die Kraft hat, Menschen im Tod für Christus Zeugnis ablegen zu lassen, hat auch die Kraft, Menschen im Leben miteinander zu vereinen“, erklärte der Bischof.
Er erinnerte in seiner Predigt zudem daran, dass das Christentum heute die meistverfolgte Religionsgemeinschaft sei. „Das wird gern vergessen und totgeschwiegen, weil es politisch nicht korrekt erscheint, auch von den Leiden der eigenen Schwestern und Brüder im Glauben zu berichten, vor allem auch in muslimischen Ländern.“ Wie der Bischof weiter ausführte, sei das Martyrium ein Charisma. „Das wusste die Kirche von Anfang an.“ Deswegen habe sie von Anfang an den Willen abgelehnt, das Martyrium absichtlich zu suchen. Im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth habe der Apostel Paulus schon betont: „Viel lieber also will ich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“
Eine lange Liste mit den Namen von Laien, Ordensleuten, Priestern und Bischöfen, die in den vergangenen Monaten und Jahren für ihren Einsatz für die Frohe Botschaft getötet wurden, wurde bei dem Gebet verlesen. Darunter waren Laien, die sich gegen die Korruption in Afrika einsetzten, Ordensleute, die sich in Asien für interreligiösen Dialog und Menschenrechte engagierten, Priester, die in Lateinamerika Armen zur Seite standen oder die im Südsudan von Fundamentalisten umgebracht wurden. Für alle wurden bei dem Gebet Kerzen zum Gedenken angezündet.
Auch Namen und Ereignisse aus Europa wurden genannt, zum Beispiel Priester und Laien, die Opfer der Gewalt der Mafia wurden. Gedacht wurde auch der großen Verfolgungen im 20. Jahrhundert – vom Genozid an den Armeniern und den anderen Christen im Ersten Weltkrieg über die Opfer der Religionsverfolgungen in Mexiko und Spanien bis hin zu den Opfern von Nationalsozialismus und Kommunismus.
Im Altarraum aufgestellt war eine Ikone der neuen Märtyrer. Das große und vielfältige Bild eines mutigen Glaubenszeugnisses in der Schwäche ist im Original in der römischen Kirche Sankt Bartholomäus in Rom aufgestellt, dem von der Gemeinschaft Sant’Egidio auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. betreuten Gedenkort für die Glaubenszeugen der Kirche.
mh (POW)
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