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Gesalbt und gesandt

Predigt von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele bei der Diakonenweihe am 17. November 2007 in der Franziskanerkirche Würzburg

Christus – gesalbt und gesandt

Wie ein Blitz schlug es ein, als Jesus in der Synagoge von Nazaret das Wort ergriff. Recht harmlos hatte es begonnen. „Wie gewohnt“ war er am Sabbat in die Synagoge gegangen. Wie üblich hatte er als mündiges Mitglied der Gemeinde einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift vor- gelesen. Viele hatten das immer wieder auch so gehalten. Jetzt fragte man sich: „Was wird er wohl von der prophetischen Botschaft sagen? Sie verheißt eine glorreiche Zukunft, eine radikale Änderung der Verhältnisse, eine Erneuerung der Welt. Was hält er davon? Ist das ein schöner Traum, eine Utopie, eine ferne Zukunft?“ Da sagt Jesus: „Heute!“. „Das, was ihr gerade gehört habt, ist eine Schilderung der Gegenwart. Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt!“ (Lk 4,21). Jesus erklärt damit: „Das, was als schönes Wort aus der Vergangenheit gewertet wurde oder als Schilderung einer fernen Zukunft, ist uns allen nah, ganz nah, hautnah, lebensnah. All das, was ihr gehört habt, wird jetzt Wirklichkeit, denn ich bin der vom Heiligen Geist Gesalbte und Gesandte. Die Zukunft hat schon begonnen. Die Weltenwende ist da!“

Von Christus gesalbt und gesandt

Wie ein Blitz kann es uns treffen, wenn wir erkennen, das „Heute“ Jesu gilt auch für diesen Tag, für diese Stunde! Heute soll sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, aufs Neue erfüllen! Heute soll ein wichtiger Schritt auf die neue Welt hin gemacht werden. Drei Männer aus unserer Mitte werden sogleich vom Heiligen Geist gesalbt und gesandt.

Vom Geist des Herrn gesalbt

Die Diakonenweihe, die wir erleben dürfen, ist eine Geistmitteilung. Jesus Christus gibt Anteil an seinem Geist. Heute werden nicht Funktionäre angestellt, denen bestimmte Aufgaben übertragen werden. Heute vertraut Jesus Christus unseren Weihekandidaten Wichtiges von den Aufgaben an, für die er Mensch geworden ist, und gibt ihnen dazu Anteil an seinem Geist. Er will mit ihnen ein Herz und eine Seele werden, damit er so mit ihnen und durch sie wirken kann. Die liturgische Ansprache sagt von diesem wunderbaren Geschehen als erstes: „Der Diakon empfängt die Gabe des Heiligen Geistes, und in dessen Kraft steht er als Helfer … zur Seite.“ Er ist für alle da. Bei dem Versprechen, das die Kandidaten gleich ablegen, wird als erstes gefragt: „Seid Ihr bereit, euch durch die Auflegung meiner Hände und die Gabe des Heiligen Geistes zum Dienst in der Kirche weihen zu lassen?“ In der Weihepräfation heißt es schließlich: „Sende herab auf sie, o Herr, den Heiligen Geist; seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen.“ Dreifach weist die Kirche so auf das unfassbare Geschehen hin, das sich in unserer Mitte vollzieht. Sie versichert jedem Weihekandidaten: „Du träumst nicht; es ist wirklich so: Du empfängst Anteil am Heiligen Geist. Du kannst und sollst durch ihn tun, was Du mit Deinen Kräften niemals fertig bringst!“

Unsere Mitbrüder haben in langen Jahren manches studieren müssen; sie hatten manche Prüfung zu bestehen; sie haben ihren Geist geschult, haben Wissen und Erfahrung gesammelt. All das ist wichtig, aber es ist nicht entscheidend. Entscheidend ist nicht ihr Geist, sondern Gottes Geist. Er allein kann vermitteln, was Mensch und Welt brauchen. Er kann die Gaben schenken, von denen der Prophet spricht: Freude, Freiheit und Heil. Der Diakon hat eine frohe Botschaft zu verkünden, die alle Trauernden trösten kann (Jes 1,1). Sie vermittelt „Freudenöl statt Trauergewand“ (Jes 61,3). Diese Freude erfüllt besonders jene, die das Geschenk der Freiheit empfangen. Auch das darf der Diakon vermitteln. Er ist dazu da, „den Gefangenen die Entlassung und den Gefesselten die Befreiung zu verkünden“ (Jes 61,1). Durch den Heiligen Geist wird der Diakon berufen und befähigt, in Wort und Tat Menschen auf den Weg zu bringen, der zur Freiheit eines Christenmenschen führt. Es ist der Weg zum Heil. Es ist ein Heil, das den Menschen bis in sein Innerstes hinein verwandelt und selbst das zerbrochene Herz heilt (Jes 61,1).

Damit sind Gaben und Aufgaben genannt, die zum Wollen und Wirken des Erlösers gehören. Wer vom Geist des Herrn gesalbt ist, wird von Christus, dem Herrn, gesandt.

Von Christus, dem Herrn, gesandt

In der Diakonenweihe verbindet sich Christus mit dem Weihekandidaten, um fortan mit ihm zusammen den Menschen zu helfen. Es handelt sich nicht um eine Gemeinschaft auf Probe und nicht um einen Zeitvertrag; es geht auch um mehr als ein Verhältnis, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer verbindet. Selbst wenn dieses durchaus in Ordnung ist, besteht zwischen beiden eine große Distanz. Eine solche will Christus nicht. Er will auf die innigste und persönlichste Weise mit dem Diakon verbunden sein und verbunden bleiben.

Durch Christus, mit Christus und in Christus steht der Diakon im Dienst des Wortes, des Altares und der Liebe. Er ist gesandt, die frohe Botschaft zu verkünden: in der Predigt, in der Katechese, aber auch in der persönlichen Begegnung. Er ist in neuer Weise in das eucharistische Geschehen einbezogen; er ist beauftragt, Sterbenden die Wegzehrung zu überbringen. Er ist gesandt, das Grundsakrament der Taufe feierlich zu spenden und der Eheschließung zu assistieren. Er ist in den Dienst aller gerufen, besonders der Notleidenden. Bei der Herausstellung dieser Aufgaben hat das Konzil auf den Christusbezug hingewiesen, in dem sie verwurzelt sind und ohne den sie nicht erfüllt werden können. Das Konzil hat zugleich die Art und Weise deutlich gemacht, wie diese Aufgaben anzugehen sind, nämlich: „Barmherzig, eifrig, wandelnd nach der Wahrheit des Herrn, der aller Diener geworden ist“ (LG 29).

Ein Heute, das kein Ende haben soll

Wahrhaftig: Heute erfüllt sich das Schriftwort des Propheten und dessen Auslegung durch Jesus Christus. Von heute an kommt es darauf an, dass unsere neuen Diakone in ihrem Leben und in ihrem Dienst erfüllen, was ihnen durch das Wort und die Gnade Gottes mit der Handauflegung durch den Bischof anvertraut wird. Dieses „Heute“ soll nicht zu Ende gehen wie der heutige Tag und alle unsere irdischen Tage. Dieses Heute bleibt für immer. Es geht um einen Dauerauftrag, mehr noch: es geht um ein Dauergeschenk, um die bleibende Gemeinschaft mit Jesus Christus. Von heute an will er für immer mit seinen Diakonen zusammensein und zusammenwirken. Das ist seine spezielle frohe Botschaft für unsere Weihekandidaten. Wir alle können uns mit ihnen freuen; zugleich sind wir aufgerufen, mit ihnen zusammenzuhalten, ihnen durch unser Gebet beizustehen und wo immer es geboten ist, uns mit ihnen zusammen einzusetzen, zur Ehre Gottes und zum Heil unserer Mitmenschen. Amen.