Würzburg (POW) Was macht den Ständigen Diakon aus und wie wird sich seine Aufgabe im 21. Jahrhundert gestalten? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigen sich die Diakone Helmut Neuhaus (Alzenau) und Johannes Fleck (Würzburg). Von 1999 bis Mai 2009 war Neuhaus Diözesanreferent für die Ständigen Diakone der Diözese Würzburg und Vertreter des Personalreferenten für das pastorale Personal. Als er in die Ruhephase der Altersteilzeit ging, folgte Fleck auf seine Position.
„Das Bild des Ständigen Diakons hat sich in den 37 Jahren, seit es die Berufsgruppe im Bistum gibt, eindeutig verändert“, konstatiert Neuhaus. Die erste Generation habe sich, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, weihen lassen mit dem Gedanken im Hinterkopf: „Wir sind die viri probati, die verheirateten Männer, die bald auch zu Priestern geweiht werden.“ Diesen Gedanken habe auch der damalige Würzburger Generalvikar Justus Wittig geäußert. „Danach war über viele Jahre der Diakon definiert durch seine Arbeit für ‚Arme‘ im weitesten Sinne“, sagt Neuhaus. Deswegen habe er in der Zeit seiner diözesanen Verantwortlichkeit Wert darauf gelegt, Diakone in den Feldern Betriebsseelsorge, Gefängnisseelsorge, Behindertenseelsorge, Krankenhausseelsorge, Altenseelsorge oder Obdachlosenseelsorge zu platzieren: „Die volle Breite an Sorge um die Armen muss in der Kirche erstes Anliegen sein“, betont Neuhaus. Deswegen engagierten sich seit einiger Zeit auch Diakone in der Notfallseelsorge, ergänzt sein Nachfolger Fleck.
In der Gemeindeseelsorge sei es Aufgabe der Ständigen Diakone, den Sinn der Gläubigen für die Diakonie zu schärfen und alle miteinander zu vernetzen, die sich in diesem Bereich engagieren, erklären Fleck und Neuhaus unisono. „Dabei lege ich großen Wert darauf, dass man den Diakonat als geistliches Amt sieht und nicht einfach den Diakon als Sozialarbeiter der Kirche betrachtet“, sagt Neuhaus. Das Wirken des Diakons gehe von Christus aus und in der Liturgie vertrete der Diakon die Armen der Gemeinde. „Vorwürfe wie ‚Der Diakon ist liturgieversessen‘ finde ich daher genauso absurd wie die Gegenreaktion, dass manche Mitbrüder gar nicht liturgisch in Erscheinung treten, um sich nur nicht in dieser Hinsicht angreifbar zu machen.“
Keine Berufsgruppe erreiche wie die Diakone auch Menschen, die gar nichts mit Kirche am Hut haben, betont Fleck. Als „Diakon mit Zivilberuf“ seien die Männer als Diakon an ihrem Arbeitsplatz und würden als Kirche wahrgenommen. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dann auch Menschen auf einen zugehen, die selbst gar nicht katholisch sind oder schon lange nicht mehr in einem Gottesdienst waren.“ Die Bezeichnung „nebenamtlicher Diakon“ sei daher nicht zutreffend. Von insgesamt rund 200 Diakonen im Bistum Würzburg seien rund 40 im Ruhestand, von den aktiven sind 98 „Diakon mit Zivilberuf“, 60 Diakone üben ihr Amt hauptberuflich aus.
Gelassen sieht Fleck die Tatsache, dass in Zukunft durch den Strukturwandel von Pfarreien hin zu Pfarreiengemeinschaften auf die meist in Gemeinden eingesetzten Diakone vermehrt Leitungsaufgaben zukommen können. „Der Anteil an der Leitungsaufgabe ist seit jeher im Amt integriert. Natürlich muss die Verantwortung für einzelne Bereiche mit dem leitenden Priester koordiniert werden.“ Vernetzung sei für die Diakone das Gebot der Stunde – sei es im Bezug auf die Pfarreien der Pfarreiengemeinschaften, die Pfarreiengemeinschaften untereinander oder aber auch unter den Ständigen Diakonen weltweit. „Durch Kontakte zu Diakonen in den USA, Brasilien, Afrika und vielen anderen Ländern habe ich gemerkt: Streng betrachtet haben wir Katholiken in Deutschland keine wirklich gravierenden Probleme zu bewältigen.“
Spannend sei das Amt des Ständigen Diakons, da es in der Spannung von Familie, Beruf und Gemeinde stehe. „Gerade die Balance ist am Anfang schwierig. Die Gemeinde freut sich sehr, jemanden Neues zu haben, der sich um viele Belange kümmert“, weiß Fleck aus eigener Erfahrung. Da sei es sehr hilfreich – rund 90 Prozent der Ständigen Diakone sind verheiratet – dass die Ehefrauen ihre Gatten unterstützen. Im zweijährigen Rhythmus finden besondere Diakonenfamilientage statt, zu denen auch die Frauen und Kinder eingeladen sind. „Da können sich dann die Jugendlichen untereinander austauschen und gegenseitig fragen: Ist Dein Vater genauso?“, sagt Fleck mit einem Schmunzeln. Die ebenfalls angebotenen jährlichen Besinnungstage für die Familien der Diakone erfreuten sich großer Beliebtheit. „Viele Kinder und Jugendliche brennen förmlich auf diese Termine“, erzählt Fleck. Gleiches gelte für die Stillen Exerzitien von Aschermittwoch bis zum Ersten Fastensonntag.
Keinerlei Akzeptanzschwierigkeiten gebe es in der Funktion als Vertreter des Personalreferenten für das pastorale Personal, betonen Fleck und sein Vorgänger. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen für die anderen pastoralen Berufsgruppen funktioniere sehr gut. „Beim Umgang mit den Priestern habe ich eine grundsätzliche Solidarität des Klerus‘ erfahren“; sagt Neuhaus.
Auch bei den Visionen für die eigene Berufsgruppe liegen der alte und der neue Diözesanreferent für die Ständigen Diakone auf einer Linie. Neuhaus plädiert dafür, die Profile der einzelnen Berufsgruppen zu schärfen: „Die Kirche muss dieses Geschenk der Vielfalt wirken lassen.“ Fleck, der in der thüringischen Diaspora aufgewachsen ist, sieht, dass in Zukunft die Ständigen Diakone immer mehr an Leitungsaufgabe in den Pfarreiengemeinschaften bekommen. „Damit wird der Diakon als Netzwerker wichtiger, der die Verbindung knüpft zwischen der Kerngemeinde und den ‚Armseligkeiten‘ im Umfeld.“ Und er hat einen großen Traum: „Es wäre toll, wenn es in zehn, 15 Jahren im afrikanischen Partnerbistum Mbinga auch Ständige Diakone gäbe.“
Zur Person:
Johannes Fleck (39) wurde in Jena geboren. Er lernte in der DDR den Beruf des Buchhändlers und bildete sich während seiner Tätigkeit für den Malteser Hilfsdienst in Jena, Erfurt und ab 1997 in Würzburg berufsbegleitend zum Sozialfachreferenten und Personalfachkaufmann weiter. Er wirkte von 1997 bis 2007 als Personalleiter bei den Maltesern in der Region Bayern und Thüringen. Von 2007 bis 2009 war er als Leiter des Zentralbereichs beim Krick-Verlag in Eibelstadt tätig. Von 2001 bis 2004 absolvierte er an der Katholischen Akademie Domschule berufsbegleitend im Fernstudium den Grund- und Aufbaukurs Theologie. Er empfing am 27. November 2005 im Würzburger Kiliansdom durch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die Weihe zum Ständigen Diakon und war anschließend als Diakon mit Zivilberuf in der Pfarrei Würzburg-Sankt Bruno eingesetzt. 2006 wurde Fleck zum Sprecher der Ständigen Diakone gewählt. Diese Aufgabe ruht seit 1. Mai 2009, als Fleck Diözesanreferent für die Ständigen Diakone und Vertreter des Personalreferenten für das pastorale Personal wurde. Fleck ist verheiratet und lebt in Würzburg.
Helmut Neuhaus (60) stammt aus Essen. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife studierte er nach bestandener Begabtensonderprüfung Katholische Kirchenmusik an der Folkwang-Hochschule in Essen-Werden. Nach dem A-Examen im Jahr 1970 absolvierte Neuhaus 1971 die Staatliche Musiklehrerprüfung. Nach Stationen als Kirchenmusiker, Musiklehrer und Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gesamtschulversuchs Nordrhein-Westfalen leitete Neuhaus von 1974 bis 1978 die Musikschule in Menden/Sauerland. Von 1978 bis 1990 wirkte er als Musik- und Religionslehrer am Franziskanergymnasium in Großkrotzenburg. In den Jahren 1983 bis 1986 absolvierte er an der Katholischen Akademie Domschule im Fernstudium den Grund- und Aufbaukurs Theologie. Am 26. Oktober 1986 wurde er in Würzburg zum Ständigen Diakon geweiht. Anschließend wirkte er bis August 1990 als Diakon im Zivilberuf in Alzenau, danach als hauptberuflicher Diakon. Von 1. September 2000 bis 31. Mai 2009 war Neuhaus Diözesanreferent für die Ständigen Diakone, ab 1. Januar 2002 zugleich Stellvertrender Leiter des Referats Seelsorgepersonal der Diözese Würzburg. Neuhaus lebt jetzt wieder in Alzenau, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
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