Würzburg (POW) Bei einer akademischen Abschlussfeier der Würzburger Fakultät für Chemie und Pharmazie haben die Absolventen des Zweiten Pharmazeutischen Staatsexamens am Samstag, 13. Januar, ihre Urkunden erhalten. Den Festvortrag hielt Bischof Dr. Franz Jung zum Thema „Christus apothecarius – von der heilenden Dimension des menschlichen Glaubens“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mit „Krankheit und Heilung“ werde jeder Ausübende eines Heilberufs in seiner Berufspraxis konfrontiert. Ausgehend von der heute oftmals missverstandenen Erbsündenlehre entfaltete Bischof Jung ein Konzept, welches körperliche und seelische Erkrankungen als Folgen einer systemischen Krise versteht. Dass sich ‒ theologisch gesprochen ‒ Schöpfer und Geschöpf voneinander entfremdet haben, zeige sich in den krankmachenden Rahmenbedingungen des Menschseins.
Krankheit sei somit nicht nur eine physische oder psychische Dysfunktion, die sich einfach beheben ließe. Vielmehr zeigt sich laut Bischof Jung, dass Krankheit Ausdruck einer gestörten Beziehung ist, und zwar zu sich selbst, zum Nächsten und zu Gott. Im menschgewordenen Gottessohn werde diese gestörte Beziehung von Gott her geheilt. Das komme in den heilenden Begegnungen Jesu mit den vielfach gebrochenen Menschen seiner Zeit zum Ausdruck. Die Heilungen Jesu seien nie rein mechanistisch zu sehen, sondern immer eingebettet in den Glauben an den heilenden Gott, der sich in Jesus Christus dem Menschen zuwendet und eine heilende Beziehung schafft. In diesem Sinn seien auch die Sakramente der katholischen Kirche wirksame Heilmittel, weil sie heilende Beziehung stifteten. Insofern habe auch Bischof Ignatius von Antiochia im zweiten Jahrhundert die Eucharistie als „Pharmakon athanasias“, als „Arznei der Unsterblichkeit“, bezeichnen können.
Damit schlug Bischof Jung eine Brücke zum Titel seines Vortrages „Christus apothecarius“. Diese Bildtradition sei charakteristisch für das 17. Jahrhundert. Die Grundelemente dieser Darstellungen sind oftmals wiederkehrend. Christus steht als Apotheker in einer Apothekenoffizin, über das ein Tuch mit Bibelzitaten gebreitet ist, die dazu einladen, sich heilen zu lassen. Im Bildvordergrund finden sich Standgefäße, die nicht etwa mineralische, pflanzliche oder tierische Zubereitungen enthalten. Die Etiketten tragen vielmehr Namen von christlichen Tugenden wie Beständigkeit, Maßhalten oder Tapferkeit.
Bei den Seelenarzneien durften die drei theologischen Tugenden „Glaube, Liebe und Hoffnung“ nicht fehlen. Ein immer wiederkehrendes Element auf den Bildern ist die Feinwaage, ein klassisches Werkzeug jeder pharmazeutischen Tätigkeit. Die in der Apotheke üblichen Feingewichte werden bei diesem Bildtypus allerdings durch kleine Kreuze ersetzt, die dafür sorgen, dass die Krankheiten nicht das Übergewicht im menschlichen Leben bekommen.
So werde deutlich, dass der Bildtypus des „Christus apothecarius“ nicht nur schmückendes Beiwerk sei, sondern die Kreuzestheologie anschaulich illustriere. „Das Heil, das ein für alle Mal am Kreuz erworben wurde, wiegt in den vielen kleinen Kreuzen des mühseligen Krankenalltages das Leiden auf und hilft zur Gesundung an Leib und Seele“, betonte der Bischof.
In seinen abschließenden Betrachtungen kam Bischof Jung auch auf die Nöte des Apothekers zu sprechen, der in seinem beruflichen Alltag momentan schwere Zeiten durchlebe. Die Seelenarzneien stellten auch für die Kollegen zentrale Heilmittel dar, wenn es darum gehe, den Glauben an das Gute im Menschen nicht zu verlieren und sich die Freude am Apothekerberuf zu bewahren. Als Zeichen der Verbundenheit zum Apothekerberuf übergab der Bischof jedem Absolventen als „Give-away“ eine Packung Papiertaschentücher, gekennzeichnet mit seinem Wahlspruch „Die Hoffnung ist der Anker der Seele“.
(0424/0114; E-Mail voraus)
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