Würzburg (POW) Nur geringe Schäden verzeichnet das Bistum Würzburg an kirchlichen Gebäuden nach Abzug des Orkans „Kyrill“. „Bis Freitagmittag, 19. Januar, wurden uns keine größeren Schäden gemeldet. Lediglich an der Nordseite des Daches der Würzburger Marienkapelle wurden an drei Stellen Ziegel auf einer Fläche von insgesamt vier Quadratmetern weggeweht“, berichtete Diözesanbaumeister Caesare Augusto Stefano am Freitagvormittag, 19. Januar. Die Rechtsabteilung des Bischöflichen Ordinariats teilte am Montag, 22. Januar, mit, dass bisher 110 Schäden an kirchlichen Gebäuden im Bistum Würzburg gemeldet wurden.
Die entstandenen Lücken im Dach der Würzburger Marienkapelle am Markt wurden nach Angaben Stefanos bereits am Donnerstagnachmittag notdürftig mit Planen geschlossen, um ein Eindringen des Wassers zu verhindern. Bis Freitagnachmittag hofft der Diözesanbaumeister, den Schaden behoben zu haben. Von Schäden verschont blieben der Würzburger Kiliansdom und die benachbarte Neumünsterkirche, die Grabeskirche der Frankenapostel, teilte Domdekan Prälat Kurt Witzel mit. Im Oktober 2002 hatte eine Sturmböe die Spitze von der Kuppel der Neumünsterkirche gefegt und auch Teile des Dachs beschädigt. Seit 25. Juni 2003 hat die Kuppel wieder eine Spitze, die den Test beim Orkan „Kyrill“ bestand.
Fast wie durch ein Wunder blieb die in einem dichten Waldgebiet stehende Franziskuskapelle unterhalb des kirchlichen Jugendhauses „Thüringer Hütte“ in der Rhön verschont. „Im Umfeld der erst 2006 errichteten Kapelle am neuen Franziskusweg steht kein Baum mehr“, berichtete der Geschäftsführer des Diözesanbüros Bad Neustadt, Günter Werner. Mit 150 Stundenkilometer habe der Orkan am Franziskusweg gewütet. „Es sieht aus wie nach einem Bombenanschlag. Aber die Franziskuskapelle steht unbeschadet, als hätte jemand seine Hand darüber gehalten.“
„Glimpflich davon gekommen“ ist nach den Worten von Guardian Pater Raphael Konrad das Kloster Kreuzberg am 928 Meter hohen Heiligen Berg der Franken in der Rhön. Mehrere kleine Schäden seien zu verzeichnen. Unter anderem habe der Orkan das Dach des Windfangs am Eingang der Wallfahrtskirche angehoben, so dass ein Teil herunter gebrochen sei. Der Schriftenstand im Gotteshaus sei durch eindringendes Wasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Garagentor habe sich durch den Druck des Windes verformt. Beim Kreuzberghotel, das in nächster Zeit zum Bruder-Franz-Haus umgebaut wird, flogen einige Dachziegel davon. „Der Wind hat schon ganz ordentlich um die Ohren gepfiffen.“
„Die halbjährliche Überprüfung unserer Dächer hat sich bezahlt gemacht“, sagte Franziskanerbruder Helmut Münch, Ökonom des Franziskanerklosters Engelberg im Landkreis Miltenberg am Tag nach dem großen Sturm. Bei den Ordensleuten in Großheubach am Main seien lediglich rund 30 Quadratmeter Kupferblech des Dachs der Schänke zu Schaden gekommen. „Eine Windhose muss das Dach, das im Innenbereich des Klostervierecks liegt, erfasst haben. Das Kupfer ist aufgewickelt wie der Deckel einer Sardinenbüchse.“ In Aschaffenburg drohte ein 15 Quadratmeter großes Blechteil am Glockenturm der Pfarrkirche Sankt Agatha abzustürzen. Das Umfeld musste gesperrt werden. Mittlerweile ist das Blech notdürftig gesichert. Das weitere Vorgehen wird nach Angaben der Pfarrei derzeit beraten. Durch Schäden am Dach von Sankt Agatha bedrohe außerdem eindringendes Wasser die Orgel. Ob am kommenden Sonntag, 21. Januar, Gottesdienste stattfinden können, stand am Freitagmittag noch nicht fest.
Auch im Steigerwald hat „Kyrill“ Schäden verursacht. „Das Dach des Pfarrhauses Rauhenebrach ist nach Norden und Süden ausgerichtet und bot daher dem Sturm viel Angriffsfläche“, sagte Dekan Franz Schmitt. Zusammen mit Helfern aus der Gemeinde habe er die verwehten Ziegel, rund 40 Stück, bereits am Freitagmorgen wieder ersetzt. „Wir hatten mit mehr Schäden gerechnet.“
Keine Schäden an kirchlichen Gebäuden sind bislang Pfarrer Oliver Wirthmann aus Heigenbrücken im Hochspessart bekannt. Auch der Wallfahrtsort Mariabuchen im Wald nahe bei Lohr am Main hat die Sturmnacht ohne sichtbare Beeinträchtigungen überstanden. „Gottseidank. Sicher hat es sich auch bezahlt gemacht, dass wir alle schadhaften Bäume im Umfeld rechtzeitig haben entfernen lassen“, sagte Pater Pawel Kusniak vom Franziskanerminoritenkloster in Mariabuchen.
Wegen des eingestellten Bahnverkehrs saßen zahlreiche Reisende am Würzburger Hauptbahnhof fest. In der ökumenischen Bahnhofsmission übernachteten drei Frauen und zwei Kleinkinder. Das Rote Kreuz hatte zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen: Für Senioren und Familien standen zwei Schlafsäle zu Verfügung. Männer konnten in einem mit Decken und Kissen ausgestatteten stillgelegten ICE übernachten. Die meisten der knapp 300 festsitzenden Reisenden machten sich schon am frühen Freitagmorgen wieder auf den Weg, berichtete Paul Justice vom Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes.
Deutlich mehr Wohnungslose als an anderen Abenden im Jahr nahmen das Angebot von Kurzzeitübernachtungen der ökumenischen Christophorus gGmbH an. „In der vergangenen Nacht kamen doppelt so viele Gäste als sonst“, sagte Werner Schühler, Sozialpädagoge der zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose und Strafentlassene. In der Regel kämen acht bis neun Obdachlose, um hier zu übernachten. In dieser Nacht seien es 15 gewesen. Trotz der großen Belegung und des Sturms sei es im Quartier ruhig geblieben, erklärte Schühler: „Ich denke, die Menschen haben sich hier bei uns wohl und sicher gefühlt.“
Auch die Telefonseelsorge hatte in der Sturmnacht viel zu tun. „Es wurde lebhaft angerufen“, berichtete Marianne Stingl, hauptamtliche Mitarbeiterin. Viele Menschen hätten aufgrund des Sturmes nicht schlafen können und die Telefonseelsorge kontaktiert. „Die Anrufer waren durch den Sturm sehr aufgewühlt, viele wurden von Angstzuständen geplagt.“ Schon einen Tag zuvor, als die Wetterdienste das Sturmtief bereits prognostiziert hatten, seien erste Anrufe von verängstigten Bürgern eingegangen. „Es war eine sehr lebhafte und aufgrund der vielen intensiven Gespräche auch anstrengende Nacht“, sagte Stingl.
(0407/0116; E-Mail voraus)
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