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Gnade Gottes als Anfang des Glaubens

15. Augustinus-Studientag zum Thema „Augustinus und Luther. Zur Verwandtschaft zweier ,Kirchenväter‘“ – Vorträge betrachten den Einfluss von Augustinus auf das Wirken Martin Luthers

Würzburg (POW) Im Zeichen der „theologischen Verwandtschaft“ zwischen dem spätantiken Bischof Augustinus von Hippo und dem Reformator Martin Luther ist der 15. Augustinus-Studientag mit mehr als 100 Teilnehmern im Würzburger Burkardushaus gestanden. Luthers theologischer Paradigmenwechsel sei „ohne vorauslaufende und von Luther vergegenwärtigte augustinische Impulse schwer vorstellbar“, sagte Professor Dr. Dr. Christof Müller, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Augustinus-Forschung (ZAF) an der Universität Würzburg. Fünf international anerkannte Referenten warfen bei der Tagung Schlaglichter auf diese die abendländische Christenheit maßgeblich prägende Beziehung zweier „Kirchenväter“, schreibt das ZAF in einer Pressemitteilung.

In seinem Eröffnungsvortrag betrachtete der Kirchenhistoriker Professor Dr. Markus Wriedt (Frankfurt am Main) die Theologie des späten Mittelalters, in der Augustinus seinen Platz als „alles überragende Symbolgestalt rechter Lehre“ einnahm, als Voraussetzung für das Wirken Martin Luthers. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Augustinus-Rezeption im Orden der Augustiner-Eremiten, dem Luther bis zum Jahr 1524 selbst angehörte. Von den Mönchsvätern her eröffnete die Patrologin Dr. Gabriele Ziegler (Münsterschwarzach) einen originellen Zugang zum Thema des Studientags. Sie verwies auf die Rolle, die das Beispiel des ägyptischen Mönchsvaters Antonius bei der Bekehrung Augustins spielte, und befasste sich anschließend mit einer weithin unbekannten Seite Luthers: seiner Hochschätzung der Mönchsväter, die er mit Augustinus teilte.

Wie Martin Luther bei der Klärung und Formulierung seiner reformatorischen Anliegen die Autorität des Augustinus in Anspruch nahm, untersuchte der Kirchenhistoriker Professor Dr. Christoph Burger (Amsterdam). In einer frühen Phase schienen die anti-pelagianischen Schriften des Kirchenvaters dem Reformator am besten geeignet, die Theologie des Apostels Paulus auszulegen. Die Berufung auf Augustinus habe in dem Maße abgenommen, in dem Luther aus den Schriften des Paulus sein eigenes Verständnis der Rechtfertigung aus dem Glauben gewonnen habe. Der systematische Theologe Professor Dr. Christian Danz (Wien) behandelte das Problem der Willensfreiheit angesichts der Gnade Gottes. Gemeinsam sei Augustinus und Luther, dass sie einen „strikt religiösen Freiheitsgedanken konstruieren“. Für beide stelle die Gnade Gottes den Anfang des Glaubens dar. Indes werde bei Luther das Verständnis von christlicher Religion „ganz auf den individuellen Vollzug des Glaubens zugespitzt“. In dieser Neudeutung gründe Luthers pointierte These vom „unfreien Willen“ – der Mensch könne das Heil des Glaubens nicht selbst herstellen.

Die von Augustinus und Luther eingenommene Haltung zur „Furcht“ – ein bereits in der Bibel spannungsreich konnotierter Begriff – analysierte der in Marburg lehrende systematische Theologe Professor Dr. Thorsten Dietz. Augustinus unterschied zwischen „knechtischer Furcht“ vor Strafe (als Ausdruck von Selbstliebe) und „kindlicher Furcht“ vor Verlust des Geliebten (als Ausdruck von Gottesliebe), wobei er und in zunehmendem Maße seine mittelalterlichen Rezipienten der Straffurcht einen gewissen Nutzen im Sinne einer „Gewöhnung an die Gerechtigkeit“ abzugewinnen vermochten. Demgegenüber kam Luther zu einer scharfen Abgrenzung von Augustinus: „Das ist nach meinem Urteil eine Gewöhnung zu verzweifeln und Gott zu hassen.“

Der Studientag war Teil der ökumenischen Veranstaltungsreihe „Rechtfertigung 2017: Erinnern – Vergegenwärtigen“. Veranstalter war das ZAF in Kooperation mit der Domschule Würzburg und dem Rudolf-Alexander-Schröder-Haus. Die Vorträge sollen in einem Band der Reihe „Cassiciacum. Forschungen über Augustinus und den Augustinerorden / Res et Signa“ (Echter Verlag Würzburg) veröffentlicht werden.

(2317/0602; E-Mail voraus)

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