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Goldene Flügel und flammende Lanzen

Ausstellung „Engel – Himmlische Boten und Begleiter“ im Gemeindehaus in Kleinrinderfeld – Vielfalt der Engeltradition: Erzengel und barocke Putten, Schutzengel und Todesengel – „Engel freuen sich mit uns und leiden mit uns“

Kleinrinderfeld (POW) Blondgelockte, geflügelte Wesen, die Flöte und Harfe spielen und manchmal auch als ganzer Chor daherkommen: Das ist das klassische Bild vom „Weihnachtsengel“. Doch Engel sind weit mehr. Sie sind himmlische Botschafter und furchterregende Mächte, fürsorgliche Beschützer und Todesboten. „Engel haben Konjunktur“, sagt Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg. „Man kann eher über die Existenz Gottes streiten als über die Existenz der Engel.“ Die Vielfalt der Engeltradition von der Barockzeit bis in die Moderne zeigt die Ausstellung „Engel – Himmlische Boten und Begleiter“ des Kunstreferats der Diözese Würzburg. „Wir sind besonders stolz darauf, dass wir Kunst mit solchen Ausstellungen hierher aufs Land bringen können“, sagt Bürgermeisterin Eva Maria Linsenbreder. Die Ausstellung ist bis 5. Januar jeweils an den Wochenenden im Gemeindehaus in Kleinrinderfeld zu sehen.

Ein Engel weist dem Besucher den Weg in die Ausstellung. Die goldenen Flügel sind weit ausgebreitet, die Beine baumeln über den Rand des Podests. Um 1750 soll dieser fränkische Himmelsbote geschaffen worden sein, der eine schlichte Würde ausstrahlt. Ganz anders die beiden Putten, ebenfalls aus der Zeit des Barock, die drall und pausbäckig in den Himmel zu schweben scheinen. „Sie stehen für die Befreiung von jeder irdischen Last“, erklärt Dr. Wolfgang Schneider, stellvertretender Kunstreferent der Diözese Würzburg und Kurator der „Engel“-Ausstellung. In der modernen Interpretation des Erzengels Michael von Jacques Gaßmann dagegen erscheint der Engel in einer Explosion aus Blau und Rot, eine Lanze bedrohlich in Händen schwingend. „Engel sind Wesen, die sich der menschlichen Vorstellung entziehen“, erklärt Schneider. „Wenn sie erscheinen, müssen sie erst einmal sagen: Fürchtet Euch nicht.“

Die Ausstellung könne nur einige Schlaglichter auf den „riesigen Bereich der Engeltradition“ setzen. Anhand ausgewählter Exponate wird die Entwicklung des Engelsbilds vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart nachvollzogen. So waren um 1800 beispielsweise Darstellungen biblischer Szenen beliebt, welche die Engel als Begleiter der Heiligen Familie bei ihrer Flucht nach Ägypten oder am Sterbebett des heiligen Joseph zeigen. „Engel freuen sich mit uns und leiden mit uns“, sagt Schneider. Dagegen kam um 1900 eine wahre Flut von „Schutzengeln“ auf – blondgelockte Frauen, die kleine Kinder vor den Gefahren des Alltags bewahren. Sie schweben neben Kindern, die sich zu weit aus dem Fenster beugen, oder versuchen, sie von Eisenbahnschienen fernzuhalten. Solche Bilder seien zum Beispiel im Kinderzimmer als Wandschmuck aufgehängt worden, erklärt Schneider. „So wurden die Gefahren der Gegenwart ganz konkret ins Bild gesetzt.“ Einen Hauch von Kitsch verbreitet auch die Vitrine mit „Engeln für den Hausgebrauch“. Blondgelockt, in wallende pastellfarbene Gewänder gehüllt, tragen sie Kerzenständer in den Händen und verzieren Porzellandosen.

Auch der „Schutzengel“ von Ottmar Hörl aus dem Jahr 2007 ist eine Frau, von Kopf bis Fuß in Goldfarbe getaucht. Doch im Gegensatz zu den lieblichen Schutzengeln der vorherigen Jahrhundertwende scheint sie ernster, in tiefes Nachdenken versunken. Geradezu abstrakt erscheint wiederum der Erzengel Michael, der in einem Bild von 1960 den Propheten Habakuk an den Haaren nach Babylon trägt: Wie Düsenjets scheinen die beiden Gestalten durch die Luft zu fliegen. An die dunkle Seite der Engel gemahnt schließlich das „Geflügelte Tödlein“ von Boris Fröhlich – ein menschliches Skelett mit angedeuteten Flügeln, schwarze Striche auf weißem Grund. Mitleidlos schwebt es vor dem Betrachter – wie tröstlich wäre jetzt der Satz „Fürchtet Euch nicht“.

Die Ausstellung „Engel – Himmlische Boten und Begleiter“ wird am Freitag, 29. November, um 19 Uhr im Gemeindehaus in Kleinrinderfeld eröffnet. Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg, wird in die Thematik einführen. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 5. Januar, jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 8. Dezember, findet im Gemeindehaus zudem von 14 bis 18 Uhr ein Weihnachtsmarkt statt.

sti (POW)

(4913/1230; E-Mail voraus)

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