Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Dokumentation

„Gott hält zu uns und lässt uns nicht untergehen“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom ökumenischen Gedenken der Gemeinschaft Sant’Egidio an die Glaubenszeugen und Märtyrer unserer Zeit in der Würzburger Marienkapelle am 31. März 2021

„Es werden Tage kommen, an denen von all dem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt, der nicht niedergerissen wird“ (Lk 21,6). Es ist ein erschreckendes Wort Jesu im Anblick des Tempels mit all seiner Größe und all seinem Schmuck. Wir können dieses Wort etwas mehr ermessen, wenn wir Jesus dies sagen lassen im Anblick des Petersdomes in Rom, des Kölner Domes, unseres Domes hier in Würzburg, ja der vielen wunderschönen Kirchen in unserem Land und auf unserer Erde. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben und rundherum geht das Leben weiter mit all den Kämpfen um Macht und Ansehen, um Vermögen und Gewinn. „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“ (Lk 21,1a). So hören wir es am Ende des Abschnittes der heutigen Lesung.

Der Glaube an die Größe und Macht Gottes ist mehr als noch so große Gebäude und Feiern in ihnen. In der Feier des Osterfestes im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr erfahren wir, dass der Glaube an die Auferstehung mehr ist als festlich geschmückte Kirchen und noch so feierliche Liturgien. Ostern, Auferstehung ist eine Haltung und Lebenssicht. Gott ist größer, weiter, stärker als all das, was uns im Leben erniedrigt und kleinmacht. Es stimmt, was Tomáš Halík in seinen lesenswerten Predigten zur Fasten- und Osterzeit 2020 in dem Büchlein „Die Zeit der leeren Kirchen“ sagt: „Die Auferstehung ist keine Wiederbelebung; nicht die Belebung einer Leiche, ihre Rückkehr in diese Welt, ein gewisses effektvolles österliches Happy End. Die Auferstehung ist keine Rückkehr zu etwas, das war, sondern sie ist eine radikale Verwandlung. […] Ich bin davon überzeugt, dass das österliche Geheimnis des Todes und der Auferstehung der Grundstein des Christentums und das Kriterium für das Erkennen der Christlichkeit ist. (S. 96)“ Der Glaube an Jesus Christus, in dessen Leben, Sterben und Auferstehen sich Gottes Liebe zu uns Menschen gezeigt hat, ist nicht in Steine und Weihrauch, Gewänder und Gesänge zu fassen. All das ist bestenfalls ein Versuch.

In der Heiligen Woche eines jeden Jahres gedenkt ihr in eurer Gemeinschaft Sant‘Egidio all der Christen in Bedrängnis, der Glaubenszeugen und Märtyrer unserer Zeit. Wir hören sie gleich, wenn die Namen von Menschen aus dem Nahen Osten, Asien und Ozeanien, Afrika, Amerika und aus dem Europa der Gegenwart. Der Hl. Papst Johannes Paul II. hat dieses Gedenken in der Vorbereitung auf die 2000-Jahrfeier initiiert, um auf die vielen Zeugen des Glaubens hinzuweisen, die im 20. Jahrhundert ihr Leben für das Evangelium hingegeben haben. Auch „Heute ist unsere Kirche im 21. Jahrhundert eine Kirche von Märtyrern“, ruft uns Papst Franziskus in Erinnerung. Für die Zeuginnen und Zeugen gilt das, was wir im Evangelium gehört haben: „Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“ (Lk 21,17-19). Das Leben mit und in Gott ist nicht durch noch so viel Geld und Gold, Vermögen und Reichtum aufzuwiegen. Dafür stehen die Menschen, deren Namen wir gleich hören und die unzählig Vielen, deren Namen wir nicht kennen. So wie das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu ein Zeugnis der Hoffnung ist, so sind sie hoffnungsvolle Zeugen, dass unser Leben mehr ist als unsere Gegenwart mit all ihren Bedrängnissen und Nöten.

Es ist für mich ein beeindruckendes Bild, wenn die Basilika Sankt Bartholomäus auf der Tiberinsel in Rom in eurer Gemeinschaft das Gedächtnis an die Frauen und Männer bewahrt, die von der ersten Stunde an, wie der heilige Bartholomäus eben nicht ihre Haut gerettet haben, sondern für Christus und sein Evangelium alles gegeben haben; die wie der heilige Adalbert an der Wende zum zweiten Jahrtausend vor allem in Osteuropa das Evangelium mit ihrem Leben bezeugt haben; die in unseren Tagen überall auf der Erde treu bis in den Tod zu den Verheißungen Gottes standhaft geblieben sind. Im Strom, im Fluss der Zeit haben Zeuginnen und Zeugen des Glaubens, wie auf einer Insel, Gottes unverbrüchliche Treue zu uns Menschen sichtbar und erfahrbar gemacht.

Da mag kein Stein auf dem anderen bleiben, da können Stürme und Fluten kommen, Gott hält zu uns und lässt uns nicht untergehen. Er sagt es uns im Raum des Glaubens, den wir Kirche nennen. Gegenüber Sankt Peter in Rom ist Sankt Bartholomäus eine verhältnismäßig kleine Kirche. Nicht die Macht der großen Worte zählt vor Gott, sondern unser treues Stehen zu seinen Verheißungen: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

Heiliger Bartholomäus, heiliger Adalbert, alle Seligen und Heiligen unserer Zeit, bittet für uns. Amen.