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„Gott leidet am Kreuz mit den Menschen“

Bischof Dr. Franz Jung feiert Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu im Kiliansdom – Deutliche Kritik am assistierten Suizid – „Eine Gesellschaft, die todkranke Menschen abschreibt, wird unmenschlich“

Würzburg (POW) Menschsein ohne Leiden ist eine Illusion. „Gerade der Blick auf das Kreuz wird zur Anklage und entlarvt die Herzlosigkeit eines Denkens, das keine Geduld mehr aufbringt mit den sogenannten hoffnungslosen Fällen.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung bei der Feier der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag, 29. März, im Würzburger Kiliansdom betont. Deutlich kritisierte er, dass die Gesellschaft todkranke Menschen abschreibe oder ihnen gar den assistierten Suizid anbiete. Eine solche Gesellschaft werde unmenschlich, sagte der Bischof. Die Feier zur Todesstunde Jesu wurde live auf Bibel TV, TV Mainfranken und im Internet übertragen.

Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Die traditionelle Karfreitagsprozession in Lohr am Main zog mehrere tausend Menschen an. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fasten- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden erst in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.

Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle Not leidenden Menschen. Bei der Kreuzverehrung wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt. Die Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller sangen die „Johannespassion, op. 18“ von Alois Maria Müller, „Vexilla Regis“ von Anton Bruckner, „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria und „Eli, Eli!“ von Georgius Bárdos.

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In seiner Predigt griff Bischof Jung wie bereits am Gründonnerstag das Thema der Geduld auf, das auch an Karfreitag in verschiedenen Aspekten auftauche. Vielen Menschen fehlt nach den Worten des Bischofs angesichts von Krankheit und Leid oft die Geduld. „Gerade bei kleineren Wehwehchen erwartet man sofort die Verschreibung eines Medikaments.“ Je länger die Prozedur der Genesung dauere, desto mehr zeigten sich Parallelen mit der Passion Jesu. „Man spürt eine zunehmende Einsamkeit. Was jetzt auf mich zukommt, kann trotz der Ärzte und des Pflegepersonals im Letzten nur von mir allein bewältigt werden. Ich fühle mich ausgeliefert und hilflos. Mein Geschick liegt plötzlich in fremden Händen.“ Zudem zeige sich nun, wer wirklich ein Freund sei, da die Person aufgrund der Erkrankung niemanden mehr zum persönlichen Fortkommen helfen könne. „Alles, was ich besitze, verliert plötzlich an Bedeutung. Mein Lebensradius schränkt sich radikal ein. Am Ende reicht ein Zimmer im Krankenhaus.“

Hinzu kommen laut Bischof Jung dann quälende Fragen wie: Warum ich? Warum gerade jetzt? Wie soll ich diese Krankheit deuten? „Auch wenn man aus verständlichen Gründen so schnell wie möglich die Phasen der Krankheit hinter sich lassen möchte, so lernen wir mit Christus, Krankheit und Leid anzunehmen als Teil unserer menschlichen Existenz. Genau deshalb sucht uns der Gottessohn in dieser Lebenslage auf“, betonte der Bischof. Der Gottessohn lerne Gehorsam im Leiden. „Im Mitleiden erfüllt er den Willen des Vaters, der in Christus den verlorenen Menschen nachgeht, um ihre gefühlte Gottverlassenheit zu teilen. Er steigt mit uns Menschen hinab in die Hölle von Krankheit, Leid und Tod.“ Daher könnten die Menschen im Blick auf den gekreuzigten Herrn auch die eigenen Leiden annehmen.

„Nur was wir mit ihm ganz annehmen lernen, kann auch ganz erlöst werden“, sagte der Bischof. Die jeweils persönlichen Karfreitage und Leidensgeschichten brauchten Zeit, die sich jeder einräumen müsse, ohne sich zu früh eine Normalität vorzugaukeln, „die sich vielleicht so nie mehr einstellen wird“.

Die Gesellschaft laufe Gefahr, ihre Menschlichkeit zu verspielen, wenn sich unheilbar kranke und damit zutiefst verletzliche Menschen nicht mehr der Solidarität sicher sein könnten, wenn „austherapierte“ Patienten nur noch als Belastung für das Gesundheitssystem und als Kostenfaktor wahrgenommen würden. „Die Ungeduld angesichts des Leidens aber führt zur Entwertung und Abschreibung gerade derjenigen, für die Christus gestorben ist“, betonte der Bischof. Der Gott, der am Kreuz mit den Menschen gelitten hat, bleibe derselbe. „Geduld erlangt alles, denn durch sie sind wir diesem Christus im Innersten verbunden. Er allein genügt.“

Am Abend zuvor hatte Bischof Jung die „Drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“ mit der Feier vom Letzten Abendmahl im Kiliansdom eröffnet (siehe eigener Bericht).

Höhepunkt der Feier der drei österlichen Tage und des gesamten Kirchenjahrs ist die Osternacht. Bischof Jung feiert sie am Samstag, 30. März, um 21.30 Uhr im Dom. Die Osterkerze wird am Osterfeuer im Innenhof des Domkreuzgangs entzündet. Danach singt ein Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Im Zentrum der alttestamentlichen Texte steht der Durchzug durch das Rote Meer. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken, und Orgelmusik setzt ein. Die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief weist auf das neue Leben der Getauften durch die Auferstehung Jesu hin. Im Evangelium mit dem Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Matthäus berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien“.

Bischof Jung feiert das Pontifikalamt am Ostersonntag, 31. März, um 10 Uhr im Kiliansdom. Es wird begleitet vom Würzburger Domchor und der Camerata Würzburg unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth mit der „Missa in C, KV 258“ von Wolfgang Amadeus Mozart und dem „Hallelujah“ (aus dem Messiah) von Georg Friedrich Händel. Solisten sind Rebecca Suta (Sopran), Kea Niedoba (Alt), Jakob Kleinschrot (Tenor) und Jakob Ewert (Bass). Zur Pontifikalvesper mit Bischof Jung um 17 Uhr singt die „Schola Cantorum“ unter der Leitung von Domkantor Beutmiller. Der Gottesdienst am Ostermontag, 1. April, um 10 Uhr im Kiliansdom wird von Kantorengesängen und Domorganist Professor Stefan Schmidt begleitet. Zelebrant ist Domdekan Dr. Jürgen Vorndran. Alle Gottesdienste in der Osternacht, am Ostersonntag und -montag werden live auf TV Mainfranken sowie auf der Homepage des Bistums übertragen.

An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Seine Wurzeln liegen im jüdischen Passah-(Pessach-)Fest. Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. In der frühchristlichen Zeit war die Osternacht die große Taufnacht der Kirche. In der katholischen Kirche segnet der Priester in der Osternacht das Taufwasser für das Jahr. Die Gläubigen nehmen das Wasser mit nach Hause, es soll sie und ihre Häuser vor Unheil schützen. Weiter werden vielerorts Speisen wie Ostergebäcke, Schinken und Eier gesegnet. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.

mh (POW)

(1424/0365; E-Mail voraus)

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